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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Euren Bruder mit meinem Körper zu decken«, versicherte Siegfried. »Aber es wird nicht so kommen. Ein Sieg ohne Schlacht ist mein Ziel.«
    »Ich mag kein Stratege sein«, sagte Kriemhild, »aber wo es einen Sieger gibt, da muss es einen Verlierer geben.«
    Siegfried machte einen Schritt auf sie zu und stand nun dicht vor der Prinzessin, deren weicher Duft sich aus Wind und Blüten zu speisen schien. Er konnte sehen, dass sie zitterte, dass Wellen von Gänsehaut ihre schmalen Schultern überzogen. Er bückte sich, wobei sein Blick die Brüste und den flachen Bauch streichelte. Blind fanden seine Hände das Kleid, und er zog es langsam an ihrer schlanken Gestalt hoch. »Ihr solltet Euch vor der Kühle des Abends schützen - dieser Körper wird bald die Kinder des Königs von Xanten gebären.«
    Sie standen nun wieder von Angesicht zu Angesicht, und er konnte sehen, dass Kriemhild mit den Tränen so mutig kämpfte wie er mit dem Drachen. »Gibt es nichts, was ich dir bieten kann, um dich an meiner Seite zu halten?«
    Er nahm ihr Gesicht vorsichtig in seine Hände, wie man Wasser aus einem klaren Bach schöpfte. »Es gibt nichts, was mich von Eurer Seite reißen kann - und sei es in Gedanken. Aber was getan werden muss, wird getan. Dann erst wird dauerhafter Frieden herrschen und Gerechtigkeit.«
    »Glaubst du wirklich daran?«
    Er strich ihr mit den Daumen sanft über die Wangen. »Ich könnte Euch heute Nacht nicht gehen lassen, wäre ich nicht überzeugt, Euch schon bald als König in mein Bett zu tragen. Bestünden Zweifel daran - ich würde diesen Körper liebkosend unter mir begraben.«
    Sie liebten sich in einem Blick. Es waren Küsse ohne Berührung, Leidenschaft ohne Schweiß, ein Festmahl ohne Speisen.

    Siegfried erwachte aus dem heißen Traum, als Kriemhild die Tür seines Zimmers hinter sich geschlossen hatte.
    Zweimal hatten sie einander in dunkler Nacht gesucht -zweimal der Begierde widerstanden, der eine den anderen fortschickend, in Erwartung größerer, wahrer Bestimmung.
    Konnte es noch Ungewissheit geben, dass sie füreinander geschaffen waren?
     
    »Du kannst nicht gehen!«, rief Siegfried, während Regin einen Beutel packte, der nicht einmal seine Werkzeuge fassen konnte.
    Der alte Schmied lächelte freudlos. »Will mich der große Krieger mit Gewalt hindern?«
    Siegfried lief in der kleinen Schmiede, deren Kohlen schon erkaltet waren, auf und ab. »Was redest du da? Burgund braucht dich und deine Kunst - ich brauche dich!«
    Regin schüttelte den Kopf. »Deine Füße hinterlassen ihre Spuren nun auf einem eigenen Weg. Ich könnte nur noch deine Fahne schwenken, wenn du siegreich aus der Schlacht heimkehrst. Verzeih, wenn mir danach nicht zu Mute ist.«
    Siegfried fühlte eine unerklärliche Angst, eine bange Verwirrung, als wäre Regins Abreise ein schlechtes Omen. »Es wäre mir sehr recht, wenn du an meiner Seite stündest, bis ich den Thron von Xanten besteige.«
    Regin zog eine Jacke über und hängte sich den Beutel um. »Der Krieg war nie mein Geschäft. Waffen können nicht zu einem guten Zweck geschmiedet werden, denn nur im Blut finden sie ihre Erfüllung. Darum war ich einst aus Xanten fortgezogen - und darum gehe ich auch heute.«
    »Kehrst du in Odins Wald zurück?«, wollte Siegfried wissen. »Kann ich dich finden, wenn ich deinen Rat brauche?«
    Der Schmied legte seinem Ziehsohn eine Hand auf die Schulter. »Ich kehre niemals zurück - der Weg führt mich nach vorn. Meinen Rat nehme ich mit für jene, die ihn zu hören bereit sind.«
    Er ging zur Tür hinaus, und Siegfried folgte ihm wie ein geprügelter Hund. »Habe ich dich denn enttäuscht? Liegt Schande in meinem Sieg über Fafnir oder dem Anspruch auf mein Erbe?«
    Regin sah ihn nicht mehr an, den Blick bereits auf die Welt jenseits des Burgtors gerichtet. »Sieg und Anspruch, Siegfried - du sagst es selbst. Beides schafft nur Verlierer und Feinde. Gier und Tod sind ihr Gefolge. Auch wenn dein Leben davon verschont sein sollte oder das deines Sohnes - die Zeche wird zu zahlen sein.«
    Er ging steten Schrittes, von dem geschäftigen Treiben um sich herum scheinbar ungerührt.
    Wut und Enttäuschung hielten sich bei Siegfried sanft die Waage, und der Abschied von seinem Ziehvater tat ihm im Herzen weh. »Ist das alles, was du mir zu sagen hast - dass Unglück meinem Handeln folgen wird?«
    »Nein«, rief Regin nun, seine Stimme schon deutlich leiser werdend. »Wenn ihr Hjalmars Truppen stellt, dann zeige den Heeren das Mal auf

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