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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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deiner Brust, neben der linken Schulter. Es ist das Mal der Könige von Xanten. Wenn du die Worte richtig wählst, wird es dir gute Dienste erweisen.«
    Siegfried hatte über die Jahre zu viel Respekt vor seinem Ziehvater und Lehrmeister gehabt, um nun weitere Antworten zu verlangen, die zu geben Regin sichtlich nicht bereit war.
    Er stand noch lange am Burgtor, und es wunderte ihn wenig, als die kleine Gestalt mit den immer noch pechschwarzen Haaren in den Wald abbog, dort, wo Siegfried zu Fafnirs Versteck gezogen war.

    Trotz Gunther, Kriemhild und der Liebe der Burgunder -Siegfried fühlte sich verlassen.
    Seine Hand tastete unter dem Hemd nach dem Muttermal.
     
    Der Marsch war kurz, und Regin hatte nicht die Hälfte seines Proviants verbraucht, als die Bäume am Wegesrand immer schwärzer wurden. Er ignorierte Knochen, faulendes Getier und düstere Zeichen vergangener Gefahr. Er hätte den Ort auch mit verschlossenen Augen gefunden, nur dem Ruf seiner Seele folgend.
    Die Stimmen und Lichter begannen, seinen gedrungenen Körper zu umspielen. Er begrüßte sie wie alte Freunde, lud sie in Herz und Hirn, als könnten sie ihn reinwaschen von einem Schmutz, dem Wasser nicht gewachsen war.
    Reeegiiin . . .
    Der Wald schien in freudiger Erregung zu erzittern, und die wenigen Blätter, die noch auf den Bäumen waren, fielen tanzend zu Boden. Holz knackte, und in der Erde schien ein Feuer zu brodeln.
    Schmiiied . . . Reeegiiin . . . 
    Regin fand die Höhle, deren Eingang der stinkende, kopflose Kadaver von Fafnir machtlos bewachte.
    Die Stimmen wurden lauter, satter, in den Tonarten sich trennend. Böses Zischeln mischte sich unter zufriedenes Jauchzen. Gestalten und Gesichter malten sich in Nebel, spielten als Schatten über die Steine und flirrten zwischen den Bäumen umher.
    Keine Freude . . . in der Menschen Schoß . . . 
    Scheinbar unbeeindruckt blieb Regin stehen, ließ seinen Beutel zu Boden fallen und legte den Kopf in den Nacken. Er sprach, ohne die Lippen zu bewegen und ohne einen Laut zu erzeugen.
    Reeegiiin . . . 

    Sein Fleisch begann zu fließen, die Knochen wurden weich. Horn, Haar und Haut knisterten, als ob sie im Feuer brannten. Die Kleider rutschten von seinem zerfallenden Körper. Alle Teile, die den Menschen Regin ausmachten, schmolzen in den Boden, der die Gabe gierig trank.
    Der Wald nahm auf, was er dereinst gegeben hatte.
    Reeegiiin . . .
    Seine Stimme gesellte sich zu ihren, zu den seinen. Sein Geist wurde eins mit ihren Gedanken und schlüpfte in die Bäume, die Erde, den Stein. Es lag Freude ebenso in der Luft wie milder Spott.
    Menschen . . . dummes Fleisch . . . dem Tod geweiht . . .  
    Obwohl er eins mit allem war, hielt Regins Stimme ihren eigenen Klang.
    Sie lernen . . . langsam . . . blutend . . .  
    Die Bäume schienen sich zu schütteln, und auch die Erde erschauerte ein wenig.
    Sind nicht wert . . . waren nie wert . . . 
    Regin hatte fast vergessen, wie es war, den Wald nicht zu spüren, sondern der Wald zu sein. Das Leben unter den Menschen hatte ihn verführt.
    Vielleicht nicht waren . . . vielleicht nicht sein . . . vielleicht doch werden . . . 
    Die Nibelungen, die Wald waren und Wind, einer und viele, Wahrheit und Trug, sie lachten mit allen Stimmen.
    Niiiemaaals . . . 
     
    Es war die Zeit der Boten und Spione, der Kundschafter und Späher. Ihre Berichte bestimmten Strategien, änderten Pläne und legten die Saat für den Kampf.
    Natürlich hatte Hjalmar erfahren, dass Gunthers Burgund vom Drachen befreit war und Schätze unbekannter Herkunft für die Rekrutierung einer großen Streitmacht sorgten. Die Gründe dafür konnten vielerlei sein. Wollte Gunther die Römer endgültig über die Alpen treiben und sich selbst zum Retter der Reiche machen? Wollte er gewappnet sein, falls Etzels Vater die Ablehnung durch Kriemhild mit dem Schwert zu beantworten trachtete? Er wusste es nicht, und Gunther hatte wenig Interesse, es ihn wissen zu lassen.
    Trotzdem war Hjalmar klug genug, sein Heer zusammenzuziehen und die versprengten Truppen zu vereinen. Er verlegte Teile des Heers an die Grenzen seines riesigen Reiches, um die besonders verwundbaren Stellen zu schützen. Was auch immer bevorstand, seine Heimat Dänemark wollte er gesichert wissen.
    Damit hatte Gunther gerechnet, als er mit Hagen und Siegfried die Pläne für den Marsch aufgestellt hatte. Er deutete mit dem Finger auf die Karte, die die neuesten der sich stets ändernden Reichskonturen in dunkler Tinte auf hellem

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