01 - Der Ring der Nibelungen
noch eins. Sie reichten einen Ton weiter, von den Wachtposten an der Küste nach Schloss Isenstein. Eolind seufzte, als er ihn hörte.
Es war das sechste Schiff. Zwei hatten abgedreht, als sie die Flammen vor dem Fjord gesehen hatten. Ein weiterer Freier hatte die Vernunft besessen, beizudrehen, als das Fell seines Umhangs zu brennen begann. Drei Schiffe waren in ihr Verderben gefahren, und bis heute schwemmte die Flut verkohlte Holzplanken an. Die Flammenwand brannte weiter, Tag und Nacht, ein Fanal für Brunhildes unbedingten Willen, Island nur einer Kraft zu schenken, die seiner würdig war.
Diesmal war es Eolind, der schon auf der Wehrmauer stand, als Brunhilde hinzukam.
»Wisst ihr auch jetzt, wer es ist?«, fragte er, bemüht, keinen Vorwurf in der Stimme anklingen zu lassen.
Brunhilde, deren scharfe Augen das kleine Schiff ohne Mast schon früh erspäht hatten, gab sich gleichgültig. »Kein Segel, kein Abzeichen. Wenn man bedenkt, wie vielen anderen dieser Kandidat schon den Vortritt gelassen hat, dann ist er entweder nicht besonders eifrig oder nicht besonders mutig. Vielleicht die Franken. Keinesfalls die Hunnen. Sie interessiert nur, was sich zu Pferde erobern lässt.«
»Vielleicht jemand, der nur sehr sicher ist, dass er allen Prüfungen trotzen kann«, gab Eolind zu bedenken.
Für einen Moment schien Brunhilde in Gedanken ganz weit weg zu sein, und ihre Augen bekamen wieder den ehrlichen Glanz, den Eolind schon lange nicht mehr gesehen hatte. Er wusste, dass sie etwas verbarg. Die Prüfungen waren nicht ohne Grund gewählt. Brunhilde wartete auf etwas - oder jemanden. Und sie war bereit, dafür das Reich zu opfern.
»Wir könnten nach Westen abdrehen und einen anderen Weg auf die Insel suchen«, schlug der Steuermann vor.
Hagen schüttelte den Kopf und starrte weiter auf die mächtige Flammenwand, die grell vor ihnen tanzte. »Die Botschaft war unmissverständlich - wer Brunhilde freien will, muss an Bord seines Schiffes durch den Fjord zum Portal von Isenstein kommen.«
»Wie soll das gehen?«, keuchte Gunther, der seinen Umhang beiseite legte. »Schon jetzt könnte man ein Schwein rösten, obwohl wir noch weit von den Flammen entfernt sind! Erst Regen, dann Schnee, nun Feuer - die Elemente hat man gegen uns aufgebracht.«
»Wenn wir das Schiff mit Wasser füllen«, schlug Gernot vor, »und uns dann hineinlegen . . . «
Siegfried war es, der nun widersprach. »Es würde uns langsam machen und dann unser Fleisch wie in einem Topf auf offenem Feuer kochen.«
Er starrte auf die brennende Mauer, die sie von Island fern hielt. Irgendwo in seinem Kopf hallte die Warnung, dass dies genau zu der Brunhilde passte, die ihm vor Jahren begegnet war. Schließlich schlug er mit der flachen Hand auf den Adlerkopf, der schon heiß dampfte. »Wenn sie verlangt, dass wir durch das Feuer gehen, dann werden wir es tun! Doch niemand erwartet, dass wir dafür unsere Knochen braten.«
Er ging zur Luke, die unter Deck führte, und brüllte zu den Ruderern und Soldaten: »Ihr da! Reißt das Eisen vom Boden, und bringt es herauf!«
Die Männer verstanden nicht den Zweck der Aufgabe, machten sich aber mit allerlei Werkzeug daran, sie zu erfüllen.
»Was soll das helfen?«, fragte Hagen spöttisch, während Siegfried jedes Stück Metall auf der rechten Seite des Schiffes stapeln ließ.
»Der Bauch des Schiffes ist mit Pech bestrichen, um das Holz abzudichten, richtig?«, setzte Siegfried dagegen. »Und so, wie es von guten Zimmermännern angerührt wird, brennt es nicht wie sein Bruder an der Fackel.«
Die Soldaten schleppten ächzend immer mehr Barren herbei, und die Last begann, das Schiff nach rechts zu kippen. Gunther hielt sich fest, um auf der Schräge nicht zu stolpern. »Ich gestehe ebenfalls, deinen Plan nicht zu verstehen. Wenn du das Eisen nicht sorgfältig verteilst, wird das Schiff kentern!«
Es war Gernot, dem zuerst das Licht der Erkenntnis ins Gesicht geschrieben wurde. »So ist es gedacht! Dann können die Feuerzungen nur nach dem versiegelten Schiffsrumpf greifen, während wir in seinem Bauch so lange atmen, bis die Strömung uns an den Strand treibt!«
Gunther sah Siegfried überrascht an. »Ist es das, was du vorhast? Das Schiff zum Kentern zu bringen, nachdem wir es gerade mit Mühe im Sturm halten konnten?«
Sein Freund lächelte. »Die Königin kann verlangen, dass wir durch den Fjord zu ihr kommen, aber dass wir uns dem Tod in die Arme werfen, wohl kaum.«
»Es steht zu
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