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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tiefgang für die Flussfahrt gedacht war. Als Mädchen hatte sie einst solche Schiffe gesehen, am Hofe dieser lächerlichen Burgunder. Sie erinnerte sich daran, dass Gundomar zwei Söhne gehabt hatte. Oder waren es drei gewesen? Und war der König nicht vor einiger Zeit im Kampf gefallen?
    »Zieht die Schwerter«, sagte sie, und ihre Krieger folgten dem Befehl.
    »Wer immer es ist - er kommt auf Eure Einladung«, bemerkte Eolind. »Es erscheint mir wenig schicklich, ihn mit gezückter Klinge zu begrüßen.«
    Brunhilde verzog keine Miene. »Wer immer es ist - er besitzt Schläue und Mut. Ein kluger Feind ist gefährlicher als ein dummer Freund, pflegte mein Vater zu sagen.«
    Eine Gestalt erhob sich nun aus dem dunklen Wasser. Nasses Haar hing über helle Augen, und breite Schultern mit starken Armen schaufelten voran.
    Brunhilde erkannte ihn sofort, trotz der Jahre, die seit ihrer ersten Begegnung vergangen waren. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und vor ihren Augen verschwamm die Welt.

    Siegfried war nur wenig größer geworden, aber dafür muskulöser, kantiger, männlicher. Ein Krieger, der Furcht wie Lust nur durch seinen Anblick zu erregen vermochte.
    Sie hatte darauf gehofft, dass er kommen würde, dafür gebetet, daran geglaubt. Und doch war jetzt, da er wie vom Meer geboren vor ihr stand, die Unglaublichkeit des Ereignisses ganz deutlich.
    »Siegfried«, flüsterte sie.
    Er hatte die Hand auf seinem Schwert, als er ihr Gesicht in der Menge der Krieger ausmachte. Seine Blicke schweiften hin und her, entschlossen, sich sofort zu verteidigen, falls eines der gezogenen Schwerter zum Schlag erhoben wurde.
    Die Königin von Island schritt auf ihn zu und kämpfte darum, nicht zu rennen, zu schreien oder Siegfried mit sich in einer Umarmung ins Wasser zu reißen. Jede Bewegung war kontrolliert, um nicht die Freude ihres Herzens zu verraten.
    Er sah sie an, und er erkannte sie. Es war kein ungläubiges Erkennen, denn er hatte schließlich gewusst, an wessen Hof er gereist war. Aber sie wunderte sich ein wenig, dass kaum Herzlichkeit in seinem Blick war.
    Eolind bemerkte, dass seine Königin dem Fremden unbesorgt entgegentrat, und mit einer leichten Handbewegung bedeutete er den Soldaten, ihre Waffen wieder wegzustecken. Er hatte keine Ahnung, was in diesem Moment vor sich ging, aber eine Gefahr stellte dieser einsame Krieger wohl kaum dar.
    Siegfrieds Füße waren nun nicht mehr vom Wasser umspült, und Brunhilde trat vor ihn. »Erkennt er mich?«
    Er nickte, immer noch unsicher, was er von diesem Empfang halten sollte. Er hob den linken Arm und zeigte das leicht verwachsene Handgelenk. »Vor jedem Sturm erinnern mich die Götter an den Knaben, der ein Mädchen war.«
    Sie lachte. »Weder Knabe noch Mädchen wird er auf Burg Isenstein finden. Aber eine Königin, die schon auf ihn gewartet hat.«
    Siegfried wurde mulmig, und ihn überkam das Gefühl, dass die freudigen Augen der Königin eine böse Überraschung für ihn bereithielten. Ihr Blick suchte Vertrautheit, vielleicht sogar Bestimmung. Beides sah sich Siegfried außerstande, ihr zu geben.
    Nun erhoben sich weitere Gestalten aus dem Wasser, an der Spitze Gunther, Hagen und Gernot. Ihnen folgten Soldaten und Ruderer, manche einander stützend.
    »Deine Vasallen, deine Freunde, deine Mitstreiter?«, fragte Brunhilde freundlich. »Sie seien in den Mauern meiner Burg ebenso willkommen wie du.«
    Siegfried sah zu Gunther, der selbstbewusst neben ihn trat, und dann wieder zu Brunhilde. Er war unfähig, etwas zu sagen, den Irrtum aufzuklären. Das jedoch übernahm der König für ihn, als er vor der isländischen Regentin niederkniete. »Königin Brunhilde, ich bin Gunther von Burgund, rechtmäßiger König meines Landes. Ich bin gekommen, um Eure Hand und Euer Herz zu erringen. Dieser hehren Aufgabe habe ich mein Schwert und mein Leben gewidmet.«
    Gunthers Augen glänzten nicht nur vom Meerwasser. Der erste Anblick der isländischen Königin hatte sein Herz verwandelt, und wo er eben noch die lange Reise verflucht hatte, fand er sich nun zu jeder Mühe bereit.
    Brunhildes Haut war schon immer bleich gewesen, doch jetzt schien sie auch ihren letzten Schimmer zu verlieren. Sie blickte zu Siegfried in der Hoffnung, er möge den kruden Scherz beenden. Dann blickte sie wieder zu Gunther, dessen Ernsthaftigkeit kaum Zweifel an seinen Absichten zuließ.
    »Ihr . . . Ihr seid Gunther, und es ist Euer Schiff?«, stammelte sie in einer verwirrten Weise, die Eolind neu

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