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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hagen - niemand hatte einen solchen Kampf erwartet, und dann ein solches Ergebnis. Hunderte von Augen starrten gebannt auf die beiden Gestalten im sprühenden Wasser, die wie in Stein gemeißelt waren. Nur Hagen fiel auf, dass die Unendlichkeit von Tropfen an einem dritten Leib zu kleben schien - einem, der nicht zu sehen war. Kaum mehr als ein Schemen, der schnell aus der Reichweite des Geysirs floh.
    Gunther nutzte indes die Gunst des Schicksals, um seinen Anspruch erneut zu erheben. »Ich frage Euch zum letzten Mal - unterwirft sich Brunhilde von Island Gunther von Burgund, oder will sie sterben, damit er sich ihr Land nehmen kann?«

    Brunhildes Blick gab die Antwort, die ihre Lippen nicht geben konnten. Sie war eher bereit, sich der Klinge zu opfern, als in Burgund die Hand des Königs zu halten. Aber ihr eigener Schwur und die Gesetze Islands ließen es nicht zu. »Sie unterwirft sich.«
    Gunther atmete aus, erneut Blut spuckend. Mühsam rollte er den geschundenen Körper zur Seite. Er ließ das Schwert fallen, um mit der rechten Hand die Wunde in der linken Schulter zu packen.
    Keiner der Isländer, die der Niederlage ihrer Königin beigewohnt hatten, sprach ein Wort. Es gab weder Jubel noch wütenden Protest. Was geschehen war, war geschehen, und es gehörte zum isländischen Wesen, den Willen der Götter anzunehmen.
    Eolind senkte kurz den Kopf, sich innerlich auf die neue Lage einstellend. Dann streckte er sich und bedeutete Hagen und Gernot, dass sie nun das Feld betreten durften.
    Der Prinz war als Erster an der Seite seines Bruders und umarmte ihn, soweit es die Verletzungen Gunthers zuließen. »Ein großer Kampf. Noch in tausend Jahren wird man an den Feuern davon erzählen!«
    »Ein großer Kampf«, murmelte auch Hagen, sah aber den König nicht an. Seine Augen suchten den Boden ab, um irgendeinen Beweis dafür zu bekommen, dass seine Sinne ihn nicht getäuscht hatten. Aber es gab keinen - außer der Tatsache, dass drei verschiedene Abdrücke von Stiefeln augenscheinlich waren. Aber die konnten alt sein oder eben erst von Gernot in den nassen Schmutz getreten.
    Eolind half seiner Königin auf die Beine. Brunhilde war von Schlamm so bedeckt wie Gunther von Blut. Aber ihre Gestalt war nicht weniger königlich und ihr Blick nicht weniger stolz, als sie sich an den mühsam von Gernot aufgerichteten König von Burgund wandte. »Ein unzweifelhafter Kampf, ein klarer Gewinner. Ihr habt Euch die Hand von Brunhilde verdient - und damit auch Island.«
    Gunther lächelte, aber es geriet ihm zur schmerzverzerrten Grimasse. »Wenn Ihr an meiner Seite kämpft wie gegen mich, wird niemand jemals wieder das Schwert gegen Burgund erheben.«
    In den Worten beider Herrscher lag Anerkennung.
    Siegfried kam nun auch dazu, ein wenig außer Atem und feucht die Kleidung. »Fürwahr, die Schwerter wurden heute ebenbürtig gekreuzt!«
    »Hast du das gesehen?«, fragte Gernot begeistert.
    Siegfried schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, sah dabei aber Gunther an. »Jeden triumphalen Hieb des Königs habe ich gesehen, und seinen stolzen Sieg.«
    Der König von Burgund erwiderte den Blick. Er nickte, die geheime Tat des Freundes nachträglich billigend. Doch innerlich brannte in Gunther die Eifersucht, die Wut des Versagers, die unstillbare Flamme Neid. Brunhildes Hand war nun sein, und Island konnte er dem stolzen Reich Burgund hinzufügen.
    Dank Siegfried.
    Dank Siegfried.
    Am Eingang des Fjords fiel die Flammenwand in sich zusammen, jeder Kraft beraubt.
     
    »Das burgundische Schiff wird uns zum Abschied ein Feuer sein«, entschied Brunhilde, ihren kräftigen Körper über den Tisch mit Pergamenten gebeugt. »Drei isländische Schiffe werden uns nach Worms bringen.«
    Gunther, Hagen und Eolind sahen sich die Karten an, die kurzfristig für die Abreise gefertigt worden waren. Der König hatte darauf bestanden, so schnell wie möglich in die Heimat zurückzukehren, die nun auch Brunhildes Heimat war. Es war ungewohnt, eine Frau bei diesen Besprechungen dabeizuhaben - noch dazu eine, die ihren Willen so unbedingt durchzusetzen wusste.
    »Es wird kaum wie eine triumphale Heimkehr aussehen, wenn unsere Männer auf isländischen Schiffen den Rhein heraufrudern«, murmelte Hagen.
    »Der klägliche Zustand Eures verbliebenen Schiffes spricht auch nicht von glorreichen Taten«, setzte Eolind spitz dagegen.
    »So soll es geschehen«, sagte Gunther müde. Sein Körper kämpfte noch immer gegen die Wunden seines Duells mit

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