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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Tross, der durch ein jubelndes Worms marschierte, und eilte über Seitenstraßen zur Burg. Man schenkte dem jungen Prinzen, der kaum zum Erfolg der Reise beigetragen hatte, nur die nötigste Beachtung.
    Er hoffte, seine Liebe gleich am Tor in die Arme zu schließen, aber vergebens. Ihr Zimmer war leer, die Küche ebenso. Auf den Wehrgängen der Burg waren heute nur Soldaten. Keine der Wachen hatte Elsa gesehen, was allerdings nicht ungewöhnlich war.
    Enttäuscht und auch besorgt gab er die Suche schließlich auf.
    Gernot beschloss, sich von den Strapazen der Reise ein wenig zu erholen, bis das Willkommensmahl am Abend seine Anwesenheit fordern würde. Sein Zimmer war bereitet, und im Schlaf konnte er die Gedanken sammeln. Er schloss die Tür zu seinem Gemach und löste die Riemen seiner Jacke, um sich hinzulegen. Doch er fand sein Bett bereits belegt.
    Elsa lag auf den Leinendecken, ihr einfaches graues Kleid zerknittert. Ihr Gesicht war entspannt, ihre Augen geschlossen, und im Rhythmus ihres Atems drückte sie ihre Finger in seinen Umhang, den sie im Schlaf an ihre Wange presste.
    Langsam und bedächtig trat er an das Bett heran. Ihr sanfter Hauch ließ die Härchen auf dem Pelzkragen seines Umhangs zittern, und ein leises Seufzen lag in jedem Heben ihrer Brust. Gernot wünschte sich, ein Maler zu sein, um sie in Farbe festzuhalten. Oder wenigstens ein Barde, um sie in Liedern zu preisen. Wäre er ein Gott gewesen - die Welt hätte er an diesem Tag beendet, um in alle Ewigkeit dieses Bild festzuhalten. Er setzte sich behutsam neben Elsa, den Blick nicht von ihrem Antlitz wendend.
    Es war ein Bild des Friedens und der Schönheit, wie es Gernot sich nie hätte vorstellen können. Alles, was Elsa war, stand in so völligem Gegensatz zu Machtspielen und Hofintrigen, dass der Prinz sich ihrem Liebreiz hingab. Sie war seine Stärke, sein Gewissen und sein Leben. Im Rückblick schmerzte nun jede Stunde, die er von ihr getrennt gewesen war, noch mehr. Und jeder Gedanke, sie wieder zu verlassen, verbot sich von selbst.
    Zeit verlor die Bedeutung, und es mochten vielleicht Stunden vergangen sein. Irgendwann ruhte sein Kopf auf dem Kissen neben ihrem, und seine Hand fand in den Schlaf sinkend die ihre. Ohne zu erwachen schmiegte sich ihr Körper an ihn, und in Liebe schliefen sie gemeinsam durch ihr Wiedersehen.
     
    Sie hatten sich in ihren Gemächern so oft geliebt, dass Kriemhild in Erschöpfung und Glück unfähig war, der Lust noch eine Zahl zu geben.
    »So sehr hast du mich vermisst?«, neckte sie ihn, als Siegfried erneut sich ihr ergab.
    Er keuchte, und das Grinsen eines Jungen huschte über sein Gesicht. »Noch mehr, und jede Nacht ohne dich verspreche ich nachzuholen.«
    Sie schlang ihre Arme um ihn und küsste salzigen Schweiß von seiner Stirn. »Mein Körper hat so laut nach dir geschrien wie mein Herz. Ich meinte, man müsse es bis nach Island hören.«

    Siegfried lehnte sich zurück, zufrieden und ermattet. »Island - kein schöner Flecken dieser Welt. Kalt und unfreundlich.«
    Kriemhild lächelte. »So, wie seine Königin, so hört man.«
    Als ob schon das Gespräch darüber den Geist Islands reizte, kroch ein eisiger Hauch durchs Zimmer. Siegfried fühlte wenig Verlangen, von seinem Streit mit ihr zu berichten. »Sie wird Gunther eine gute Königin sein, und stark an seiner Seite.«
    In gespielter Empörung blickte Kriemhild ihn an, bis er hastig hinzufügte: »So, wie du mir eine gute Königin sein wirst, und stark an meiner Seite.«
    »Die Männer dieses Hofes haben Glück mit ihren Frauen«, lachte die Prinzessin, nur um gleich darauf wieder ernst zu werden. »Trotzdem freue ich mich darauf, nach der Hochzeit nach Xanten abzureisen. Seit Brunhilde hier in der Burg ist, fühle ich mich nicht mehr so geborgen, wie es früher war.«
    Siegfried runzelte die Stirn. »Mangelt es ihr an Respekt? Behandelt sie dich unangemessen?«
    Kriemhild strich ihm über die Wange. »Nein, das ist es nicht. Sie ist nur . . . so abweisend und scheint immer erpicht, nicht im selben Raum mit mir zu sein.«
    »Gib ihr Zeit«, antwortete Siegfried. »Sie hat ihre Heimat aufgegeben, und ebenso ihre Krone. Sie wird dich lieben lernen - wie jeder Mensch, der dir begegnet.«
    Sie küssten sich, und aus dem Kuss wurde erneuter Hunger.
     
    Die Karte Burgunds war auf fein gegerbtes Leder gezeichnet und stellte das Rheintal in prächtigen Farben dar. Flüsse und Wälder, Städte und Grenzen waren deutlich zu erkennen. Gunthers

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