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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augen folgten Brunhildes Fingerspitzen, und immer, wenn sie innehielt, erklärte er ihr die Zeichen. »Die Weinberge sind im Südosten. An den Hängen wachsen Trauben, die so saftig sind, dass man sie lieber essen möchte, als ihren Wandel zum Wein abzuwarten. Doch wer den Burgunder Tropfen gekostet hat, weiß die Zeit zu schätzen, die den Wein einzigartig macht.«
    Brunhildes Finger zeigte auf einen tiefgrünen Fleck, und Gunther wurde wieder ernst. »Das ist der Nibelungenwald. Kaum jemand wagt einen Schritt in diese Gegend, selbst nachdem Siegfried Fafnir erschlagen hat.«
    »Die Legende vom Drachen drang bis zu uns nach Island«, murmelte die Königin.
    Gunther sah sie an, auf ein wenig Respekt von seiner Braut hoffend. »Fafnir war vieles, doch keine Legende. Das Biest nahm mir Vater und Bruder.«
    Sie erwiderte den Blick. »Hätte ich geahnt, dass Fafnir mehr ist als Weibergeschwätz - ich wäre selbst gekommen, um ihn zu erlegen. Was für einen Schmuck hätte der Schädel in meinem Thronsaal abgegeben.«
    Es klang freundlich und hilfsbereit, aber Gunther spürte auch den Unterton von Überheblichkeit. Er entschied sich, seiner Zukünftigen die Grenze zu zeigen. »Ergibt sich nicht aus der Tatsache, dass ich Euch besiegt habe und der Drache mir überlegen war, dass Ihr Fafnir wenig hättet anhaben können?«
    Brunhilde wog ihre Worte sorgfältig. »Ja, so scheint es. Und doch kann ich nicht glauben, dass der Drache mich besiegt hätte. Vielleicht sollte man nicht voreilig urteilen, wer wem überlegen ist.«
    Gunther nahm einen Schluck Wein. »Es wäre ein Urteil ohne Folgen - der Drache ist nicht weniger besiegt als Ihr. Der Nibelungenwald ist befriedet - wie das Reich.«
    Sie respektierte seine Absicht, das Thema zu wechseln.

    »Ich denke, ich werde öfters in den Wald ausreiten, wenn die Hochzeitsfeierlichkeiten vorbei sind. Es scheint angebracht, dem Volk zu zeigen, dass von dort keine Gefahr droht.«
     
    »Es ist lange her, dass wir das letzte Mal ausgeritten sind«, sagte Kriemhild. Sie ließ die Zügel locker, und ihr Pferd fand gemächlich den Weg durch den Wald, in dem der Herbst schon die Blätter rot und gelb färbte.
    Gernot saß auf einem Schimmel und ritt direkt an der Seite seiner Schwester. Er nickte. »Die Gelegenheiten scheinen zu schwinden, seit du dem ehemaligen Schmied versprochen wurdest. Es geht das Gerücht, dass du das Versprechen schon vor der Hochzeit eingelöst hast.«
    Kriemhild sah ihn überrascht an. »Was für ein bösartiges Gerede ist das? Bin ich denn eine Schankmagd, die ihre Gunst für ein paar Münzen hergibt?«
    Der Prinz zuckte die Schultern. »Willst du die Schandmäuler Lügen strafen? Es klingt nicht wie ein eindeutiges Nein.«
    Kriemhild schlug ihn spielerisch an den Arm. »Der kleine Prinz fragt zu neugierig für jemanden, der selber heiße Blicke mit einem Weibsbild tauscht!«
    Gernot errötete, und seine Schwester lachte auf. »Nun sei doch nicht so verlegen, zumal es wichtigere Dinge zu besprechen gibt.«
    Der Prinz wurde still, und die geschwisterliche Vertrautheit war dahin. Er war nun nicht mehr der Bruder, sondern der Spion Kriemhilds. »Island.«
    Sie nickte. »Island.«
    Sie ritten schweigend durch den Wald, und Kriemhild gab Gernot die Zeit, seine Gedanken zu sammeln. Als er schließlich sprach, kamen seine Worte stockend. »Brunhilde . . . ich glaube nicht, dass sie . . . wenn Siegfried sie schon kannte . . . «
    »Du hast erfahren, dass sie in der Tat schon lange Freunde waren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht Freunde. Ihr Umgang miteinander ist sehr gezwungen, als gäbe es gemeinsames Leid zu verbergen.«
    »Wie wichtig sind sie einander?«, fragte Kriemhild misstrauisch.
    Gernot kratzte sich am Kopf. »Wenn überhaupt, so treibt die gemeinsame Vergangenheit sie auseinander. Wie Raubtiere, die kein Revier teilen mögen.«
    Es war eine Antwort, die Kriemhild hätte beruhigen sollen, aber dem war nicht so. Die Unruhe zwischen Siegfried und Brunhilde, die sie selbst gespürt hatte, konnte nur in starken Gefühlen wurzeln. Woher diese kamen und wie sie einzuordnen waren, vermochte sie nicht zu sagen.
    Andererseits - in wenigen Tagen würde sie mit ihrem königlichen Gemahl nach Xanten abreisen, und dann würden die unerfreulichen Momente auf ein, zwei formelle Treffen im Jahr beschränkt sein. Und dieser Gedanke brachte Kriemhild auf ein weiteres Thema, das es anzusprechen galt. »Gernot, was liegt eigentlich in deiner Zukunft?«
    Er schien von der

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