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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nacktes Fleisch, das er aus dem Kleid zerrte.
    »Du wolltest Gunther nicht«, knurrte er heiser. »Nun bekommst du deinen König!«
    Ihr ganzer Körper spannte sich, die Muskeln wurden hart wie Holz, doch ein schwerer Schlag in ihren Nacken löste im Schmerz die Kraft, mit der sie sich noch wehrte. Brunhilde hörte wie aus der Ferne Stoff reißen und Gunthers schwere lederne Hose zu Boden fallen. Aus grober Lust wurde grobe Tat, und Gunther nahm sich sein Recht mit Gewalt.
    Brunhildes Herz und Seele brachen, aber ihr Wille, schwer geschunden von starken Händen, trat nur den Rückzug an und schwor wütend Rache. Er versteckte sich so tief in ihr, dass Gunther ihn auch nicht fand, als er brutal ihren Körper nahm wie eine Burg, die es zu erstürmen galt. Sie schrie nicht, flehte nicht um Gnade oder wenigstens um Rücksicht. Es gab kein Jammern, das die Kissen dämpfen mussten.
    In Hitze und Trieb dauerte die schmutzige Mannestat nicht lang, und Brunhilde spürte, wie Gunther keuchend sich in ihr ergab.
    Zwei Körper schlaff auf dem Bett, tropfte dreierlei Schweiß auf die Kissen, und Augenblicke später schwang die Tür wie im Windhauch auf und zu.
     
    Freudig hatte Kriemhild ihren König erwartet, nur ein dünnes Laken über ihren makellosen Körper gezogen. Sie hoffte, dass der Streit mit ein paar Rüpeln seine Manneskraft befeuerte, auch wenn es eigentlich nicht nötig war. Wann immer sie sich nach Siegfrieds Kraft sehnte, schenkte er ihr mehr, als sie sich in ihren Träumen gewünscht hatte.
    Schon seine muskulöse Gestalt, die sich in das halbdunkle Zimmer schob, ließ ihren Leib erzittern und mehr als nur den Schweiß fließen. Doch als sich sein Gesicht im schwachen Licht einer einzigen Fackel flackernd zeigte, wurde aus der heißen Woge ein kalter Schauer und aus Wollust nackte Angst. Sie sprang auf, das Laken achtlos fallen lassend, und war mit schnellen Schritten bei ihm.
    Siegfried zitterte, und sein Antlitz war bleich. Schweiß lief ihm von den Schläfen, als hätte er soeben einen Baum mit einer stumpfen Axt gefällt. Seine Augen suchten nach ihr und schienen sie doch nicht halten zu können.
    Kriemhild nahm ihn in den Arm, Stärke und Geborgenheit schenkend, und führte ihn vorsichtig zum Bett. Er fiel auf den Rücken, und sie legte sich zu ihm. Doch als sie ihre Hand auf seine Brust legen wollte, drückte er sie weg. Sein Blick ging starr zur Decke, als wäre dort ein Bild zu sehen, das sich nicht vertreiben ließ.
    »Was ist mit dir?«, fragte Kriemhild sanft und ohne jeden Vorwurf.
    »Die Lüge ist eine Pest - sie steckt an und breitet sich aus, und wenn man sie nicht herausschneidet, dann wird sie Opfer fordern«, krächzte er schließlich, und zum ersten Mal sah sie eine Träne über seine Wange laufen. »So hat Regin es mir beigebracht.«
    »Von welcher Lüge sprichst du?«, wollte sie wissen.
    Nun endlich drehte er das Gesicht zu ihr. »Von jener, mit der ich dich und unsere Ehe nicht ins Siechtum führen will. Ich will die Wahrheit sagen - immer.«
    Sie küsste seine Träne. »Bitte sprich.«

    Er stützte sich auf seine Ellbogen, den Blick nun in das Halbdunkel des Zimmers richtend. »Gunther, er . . . er hat Brunhilde nicht in Ehren gewonnen.«
    »Was meinst du?«, fragte Kriemhild unruhig. »Gernot erzählte mir, dass . . . «
    »Gernot kann nur erzählen, was er sah und hörte«, fiel ihr Siegfried ins Wort. »Doch auf dem Feld aus Feuer und Eis stand ungesehen noch ein dritter Kämpfer. Mit dem Tarnhelm der Nibelungen wandte ich das Glück zu Gunthers Gunsten.«
    Die Hinterlist, die zweifellos in dieser Tat lag, konnte Kriemhild nur mit dem Willen Siegfrieds entschuldigen, sie zur Frau zu bekommen, wenn er Gunther half. Es war kaum zu ertragen, doch die Liebe ehrte manche schlechte Tat. Sie nahm einen nassen Lappen und legte ihn in seinen Nacken. »Wer weiß davon?«
    Siegfried sah sie entgeistert an. »Niemand! Keine Seele. Nur dir kann ich vertrauen, weil ich dir vertrauen will.«
    »Und was ist heute Nacht geschehen?«
    Kriemhild ahnte, dass der unerhörte Verrat an der Königin von Island kaum mehr als der Beginn einer Beichte war, die Böses ans Tageslicht bringen würde.
    Der König von Xanten, ein Bündel aus Schuld und Verzweiflung, setzte sich auf und stützte den Kopf in die Hände. »Im Bett bemerkte Brunhilde, dass Gunther ihr nicht gewachsen war wie auf dem Feld in Island.«
    Es war eine einfache Feststellung, aber sie zog Schlüsse nach sich, die Kriemhild erbleichen ließen

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