01- Die Normannenbraut
sie in der Küche. Oder sie sitzt bei den Damen im Sonnenzimmer und näht.«
» Mhm … « Ungeduldig wandte sich der Wolf ab. »Bring die Wiege in unser Zimmer und stell sie vor den Kamin, dort wird meine Frau sie sofort sehen. Ich werde Erin suchen und sie dann hinaufführen.«
»Aye, Mylord!« Eifrig führte der Gnom den Auftrag aus.
In der Küche erfuhr Olaf von Freyda, die Königin sei hier gewesen und wieder gegangen.
Er lief ins Sonnenzimmer, wo Moira ihr Baby auf dem Schoß hielt und ihm dasselbe berichtete. Dann schlug sie vor, er solle sich doch bei Freyda erkundigen. Ärgerlich kehrte er in die Halle zurück. Dort stand sein Bruder vor dem Herd, schärfte sein Schwert und beobachtete ihn belustigt. »Hast du irgendwas verlegt?«
»Aye, meine Frau!« entgegnete Olaf missmutig. »Du weißt nicht zufällig, wo sie steckt?«
Angelegentlich betrachtete Eric sein Schwert. »Die Menschen, die sich lieben, kennen ihre Gewohnheiten. An deiner Stelle würde ich sie am Meer suchen.«
»Am Meer!« schrie Olaf. »Die Klippen liegen viel zu weit entfernt. Und ich habe ihr ausdrücklich verboten, nicht mehr zu reiten!«
»Sie ist zu Fuß gegangen.«
Fluchend rannte der Wolf aus der Halle, ohne auf Erics leises Gelächter zu achten. Wenig später hatte er seinen kraftvollen Rappen gesattelt und galoppierte den Klippenweg hinauf. Erst als er Erin entdeckte, versetzte er den Hengst in langsameren Trab. Ein weiter Umhang verbarg ihre Schwangerschaft, sie sah so aus wie an jenem Tag, als er sie hier angetroffen und dann in die Höhle geführt hatte. Vielleicht war dort das Kind gezeugt worden, das nun bald das Licht der Welt erblicken sollte. Er stieg ab, ging auf sie zu und sah, wie sich ihre Schultern strafften. Offensichtlich hörte sie seine Schritte.
»Du bist zu weit gewandert, Erin«, sagte er leise und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Damit könntest du das Baby gefährden. «
»Gewiss nicht. Ich bin jung und gesund, und die älteren Damen in der Halle betonen immer wieder, die Bewegung würde mir guttun.«
Ihre Stimme klang bedrückt, und er drehte sie zu sich herum. Auch ihre Augen wirkten umschattet. »Warum schaust du so traurig drein, Erin? Dazu hast du keinen Grund.«
Wehmütig lächelte sie. »Wirklich nicht? Gerade dachte ich an die Tage, die Monate und Jahre, die noch vor uns liegen, und die Zukunft lastet schwer auf meiner Seele. Sie erscheint mir so leer und freudlos. Ich bin es müde, mit dir zu leben und zu wissen, dass du mich noch immer für eine Verräterin hältst.«
»Das war niemals mein Wunsch. Aber ich wurde gezwungen, so zu denken, als ich ein smaragdgrünes Augenpaar hinter einem goldenen Visier sah. Wie gern würde ich glauben, du hättest niemals beabsichtigt, dein Schwert gegen meine Männer und mich zu erheben! Könntest du es doch beweisen … «
Sie senkte den Kopf und unterdrückte ein Schluchzen. »Es gibt keinen Beweis. Nur mein Wort - und die Überzeugung meines Vetters Gregory und meines Bruders Brice. Beide zweifeln nicht an meiner Unschuld.«
»Vielleicht, weil du sie noch nie mit Morddrohungen verfolgt hast. «
»Nein, weil sie mich lieben und mir vertrauen.«
Zögernd legte er einen Finger unter ihr Kinn. »Also verlangst du von mir, dir Liebe und Vertrauen zu schenken?«
Er bekam keine Antwort, denn plötzlich rang sie nach Atem und sank an seine Brust. Bestürzt umfasste er ihre Oberarme. »Erin! Was hast du?«
»Ich , ich glaube, es ist das Baby«, stammelte sie. Am Morgen hatte sie leichte Schmerzen verspürt, aber als bedeutungslos abgetan, da es noch zu früh für die Niederkunft war.
»Das kann nicht sein«, erwiderte Olaf.
»Oh!« schrie sie und krümmte sich zusammen. Im kalten Winterwind begannen ihre Zähne zu klappern. »Olaf! Es ist das Baby!«
Wortlos hob er sie hoch und setzte sie auf sein Pferd.
»Aber - ich darf doch nicht reiten!«
»Manchmal bist du wirklich unglaublich dumm!«’ schrie er, schwang sich in den Sattel und hielt sie fest. »Jetzt kannst du keine verfrühte Geburt mehr heraufbeschwören, denn das Baby ist ohnehin schon unterwegs - ganz gleichgültig, was du tust! Und ich will nicht, dass unser Kind im gefrorenen Gras geboren wird. «
So schnell er es wagte, ritt er in die Stadt zurück. In seinem Hof angekommen, hob er seine Frau vom Pferd und trug sie in die Halle. »Ich kann gehen«, protestierte sie mit schwacher Stimme.
Statt einer Antwort stöhnte er nur erbost, dann rief er nach den Frauen. Sofort erschien
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