01- Die Normannenbraut
Moira und rannte hinter ihm die Treppe hinauf. Zunächst war sie verblüfft, doch dann übernahm sie umsichtig das Kommando. »Legt sie aufs Bett, Olaf, und helft mir, sie auszukleiden! Rig soll frisches Bettzeug holen und Mageen ausrichten, Erins Zeit sei gekommen. Sie wird wissen, was jetzt geschehen muss.«
»Und ich?«
»Ihr, Mylord, geht jetzt nach unten und trinkt ein Horn Ale, denn Ihr könnt nichts anderes tun als warten.«
***
Er wartete, und während der Vormittag in den Nachmittag überging und der Nachmittag in den Abend, wartete er immer noch geduldig, wobei Sigurd und Eric ihm Gesellschaft leisteten. Nach dem Abendessen sah er den Mond am Himmel emporsteigen, und als die mitternächtliche Stunde heranrückte, schlug er mit der Faust auf den Stein seines Kamins und fluchte.
»Es ist eine Erstgeburt«, bemerkte Eric und versuchte, seine eigene Sorge zu verbergen. »Die dauert oft sehr lange.«
Schweigend starrte der Wolf ins Feuer. Aye, es konnte lange viel Zeit kosten, neues Leben hervorzubringen. Aber Erin hatte die ersten Wehen schon vor so vielen Stunden verspürt, und das Baby kam zu früh. Sie war stark und gesund, aber wieviel vermochte sie zu erdulden? Plötzlich erkannte er, dass er es ertragen würde, das Kind zu verlieren. Er konnte noch viele zeugen. Aber Erin wäre unersetzlich … Laut stöhnte er auf und wünschte verzweifelt, er könnte ihr etwas von seiner Kraft geben. Als er Schritte auf der Treppe hörte, fuhr er herum und sah Moira sichtlich bestürzt in die Küche eilen. Offenbar hatte sie gehofft, ihm nicht zu begegnen, aber er rief nach ihr, und so kam sie in die Halle. Unsicher schaute sie Sigurd an.
»Stimmt was nicht, Moira?« fragte der Wolf und zwang sich zur Ruhe.
Nervös rang sie die Hände. »Die ganze Zeit ging es so gut, kein einziges Mal hat sie geklagt. Aber nun müsste das Kind endlich kommen, und sie ist zu geschwächt, um uns zu unterstützen. Und wir brauchen ihre Hilfe.« Als sie seinen erschrockenen Blick sah, fügte sie hastig hinzu: »Mylord, wir tun alles, was in unserer Macht steht.«
Er nickte und wandte sich wieder zum Feuer. Moira verschwand in der Küche, und wenig später schleppte sie eine Schüssel mit heißem Wasser nach oben. Unglücklich schaute er ihr nach.
»Du kannst nichts tun, mein Bruder«, erklärte Eric.
»Doch!« Ungläubig beobachteten die beiden Männer, wie er die Treppe hinaufstürmte. Ohne anzuklopfen, betrat er das Schlafgemach, achtete nicht auf die verwirrten Gesichter der Damen und rannte zum Bett.
Wie blass und zerbrechlich Erin aussah, das schöne schwarze Haar schweißnass und zerzaust … Ihre Lider flatterten, vergeblich bemühte sie sich, den Anweisungen Moiras zu folgen, die sie drängte, den Atem anzuhalten und fest zu pressen. Mageen, die immer wieder die Bettwäsche wechselte, schaute den König verwundert an, aber sie schwieg.
Als Moira den Mund öffnete, um ihn hinauszuschicken, bedeutete er ihr, sie solle ihm den Platz an Erins Seite überlassen. Widerstrebend gehorchte sie, und er umklammerte Erins Hand. »Du darfst nicht aufgeben. Das hast du noch nie getan. In keinem einzigen Kampf.«
Sie sah ihn an, die Smaragdaugen von Schmerz verschleiert. »Du - darfst nicht hierbleiben!« keuchte sie. »Bitte, Olaf, geh … «
Der Lebensfunke in ihrem Blick drohte zu erlöschen, und er musste ihn zurückholen, um jeden Preis. »Eigentlich hast du recht. Dein Anblick ist nicht gerade erfreulich. Aber ich bleibe hier, bis mein norwegischer Sohn geboren ist.«
»Meine irische Tochter!« fauchte sie, und er lächelte. jetzt starrte sie ihn mit klaren Augen an. Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht, ihre Fingernägel gruben sich in seine Hand. Während der heftigen Wehen liefen Tränen über ihre Wangen. »Olaf, ich kann nicht mehr … «
Verzweifelt beugte sich Moira vor. »Sie muss pressen, Mylord!«
»Wie schwach die Frauen sind!« rief Olaf spöttisch und legte einen Arm um Erins Schultern’ um sie zu stützen. »Du wirst jetzt kämpfen, meine schöne Irin. Und ich helfe dir dabei. Beiß die Zähne zusammen, Liebste, und press! Tu doch, was Moira sagt! Oder muss sie dir alles abnehmen?«
An ihren Mann gelehnt, bot sie ihre letzten Kräfte auf, dann verlor sie beinahe die Besinnung.
»Ich sehe schon das Köpfchen!« jubelte Moira. »Nur noch einmal! Olaf, ein einziges Mal muss sie’s noch versuchen!«
»Noch einmal, Erin!« befahl er mit rauher Stimme. »Dann darfst du schlafen.« Er umklammerte
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