01- Die Normannenbraut
Wutanfall heraufbeschworen hatte. Schon lange war er nicht mehr bei Mageen gewesen - zum letzten Mal vor dem Tag, wo er der Hochzeit mit Erin zugestimmt hatte. Trotzdem musste er etwas unternehmen. Er hatte Aed versprochen, man würde seiner Tochter die Achtung zollen, die einer Prinzessin von Tara zustand.
Ärgerlich schwang er sein Pferd herum und ritt auf den höchsten Hügel innerhalb der Stadtmauern. Er schätzte es nicht, wenn er mit häuslichen Angelegenheiten behelligt wurde. Als Hufschläge hinter ihm erklangen, drehte er sich in seinem schönen Ledersattel um und runzelte erstaunt die Stirn. Seine Frau ritt auf ihn zu, in tollkühnem Galopp.
Sie hatte Grenilde herabgewürdigt, seine >Mätresse< genannt - aber nicht aus Grausamkeit, nur aus Verzweiflung. Wie sollte sie wissen, dass die blonde Wikingerin seine ganze Welt gewesen war? Sein Zorn ließ ein wenig nach, während er ihre beachtlichen Reitkünste beobachtete.
Nur wenige Schritte von ihm entfernt, zügelte sie ihr Pferd. Das ebenholzschwarze Haar und der violette Mantel flatterten im Wind.
»Ich möchte dich sprechen, Olaf. « Wortlos neigte er den Kopf, und sie fuhr fort: »Es gibt ein häusliches Problem, das deine sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Moira, meine Dame, die deinem Sigurd gehört, erwartet sein Kind. Vor einigen Jahren wurde sie bei dem Überfall auf Clonntairth erbeutet. Soviel ich weiß, lebt sie seither mit Sigurd zusammen, und er war wohl auch einer der Männer, die sich damals an ihr vergingen. Du hast deinen Frieden mit meinem Vetter Gregory gemacht und ihm angeboten, ihm die Provinz Clonntairth zurückzugeben. Auch Moira steht eine Wiedergutmachung zu, nach allem, was sie erlitten hat. Du musst Sigurd zwingen, sie zu heiraten. Nie hat sie dir Schwierigkeiten bereitet, immer war sie eine ergebene Gefangene und Sklavin. Du darfst ihr die Verachtung der anderen Frauen nicht länger zu-muten, und ihr Kind soll nicht als Bastard auf die Welt kommen, der weder von Iren noch von Norwegern anerkannt wird.«
Spöttisch betrachtete er ihre stolze Miene und hob die blonden Brauen. »Ich soll Sigurd also zur Ehe zwingen.«
»Gewiss. Auch ich wurde dazu gezwungen.«
Olaf warf lachend den Kopf in den Nacken. »Also Auge um Auge, Prinzessin von Tara?«
»Nein. Für das Unrecht, das mir angetan wurde, gibt es keine Entschädigung. «
Ihre Stimme war beinahe nur ein Flüstern und bewegte ihn trotzdem zutiefst. Plötzlich empfand er das Bedürfnis, sie noch einmal zu schlagen, aber auch den viel heftigeren Wunsch, sie an sich zu pressen und herauszufinden, ob die Leidenschaft, die in ihren Augen funkelte, auch durch ihr Blut floss. O ja, er wollte ihr zeigen, wer ihr Herr und Meister war, welch große Gnade er ihr mit dem Verzicht auf seine ehelichen Rechte erwiesen hatte.
Er riss sein Streitroß so wütend herum, dass es sich protestierend aufbäumte. Doch er hatte es sofort wieder in der Gewalt und starrte Erin mit eisigen Augen an. Zu ihrer Verblüffung bekam sie die Antwort, die sie kaum zu erhoffen gewagt hatte. »Also gut, es soll geschehen!« stieß er hervor.
In einer Staubwolke galoppierte er zum Kampfplatz seiner Männer zurück. Eine Zeitlang schaute sie ihm nach, dann kehrte sie zur Residenz zurück, um Moira die gute Neuigkeit zu überbringen. Sie wusste nicht, dass Olaf mit schmalen Augen beobachtete, wie geschickt sie mit ihrer Stute umging. Wie eine Kriegerin.
***
Sigurd tobte, als er den Befehl zur Hochzeit erhielt. Aber der Wolf brüllte genauso laut, und schließlich senkte der Riese mit dem flammend roten Haar verlegen den Kopf.
Nicht allzu überrascht erkannte Olaf, dass der erste Feldherr und Berater seine irische Lebensgefährtin wirklich liebte und seiner Vaterschaft voller Stolz entgegensah. Wäre es ihm nicht um den äußeren Schein gegangen, hätte er sie vermutlich schon längst geheiratet. Der Wolf schlug ihm vor, der Dame selbst einen Antrag zu machen, dann würde niemand erfahren, dass die Hochzeit nicht seine eigene Idee gewesen war.
Nach diesem Gespräch seufzte Olaf tief auf. Eine weitere unerledigte Aufgabe wartete auf ihn, die ihm gar nicht gefiel. Er musste sich mit Mageen befassen. Erbost verließ er die Residenz. Er Hasste es, wenn ihm das Leben mit kleinlichem Weiberkram schwergemacht wurde.
***
In froher Stimmung ritt Erin nach Hause. Vielleicht erfüllte ihre schreckliche Ehe doch einen gewissen Zweck, wenn sie ihre Macht nutzen konnte, um ihrem Volk zu
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