01- Die Normannenbraut
befürchten.
Sigurd war in Dubhlain zurückgeblieben, um dort die Aufsicht zu führen, und hatte von seinem Herrn den strengen Befehl erhalten, die Königin sorgsam bewachen zu lassen.
Olaf bezweifelte, dass sie einen Fluchtversuch unternehmen würde, doch er wusste nicht, welche Gedanken sich hinter den strahlenden grünen Augen verbargen. Sicher, er hatte Erins Leidenschaft geweckt. Aber wenn sie ihn immer noch Hasste, würde sie sich womöglich einen Liebhaber zulegen, um dem >barbarischen Wikinger<, den sie nur gezwungenermaßen geheiratet hatte, Hörner aufzusetzen.
Er ballte die Hände, dann öffnete er sie langsam. Nein, das würde Sigurd zu verhindern wissen. Außerdem war sie sich ihrer Stellung als Prinzessin von Tara und Königin von Dubhlain bewusst, also würde sie sich wohl kaum auf eine billige Liebschaft einlassen. Er schloss die Augen und sah sie vor sich - das seidige schwarze Haar über den vollen Brüsten, die wohlgeformten langen Beine, den verführerischen Gang … Dieses Bild verwehrte es ihm, die Gesellschaft einer Hure zu suchen.
Aber ein anderes Bild trieb ihn aufs Schlachtfeld. Grenilde, seine schöne blonde Liebste. Er runzelte die Stirn, als das Fantasiebild zu verschwimmen begann, als die blauen Augen von smaragdgrünen verdrängt wurden, dann fluchte er leise. Das irische Biest, das seinen Kopf von einem Schwert gespalten sehen wollte, musste eine Hexe sein …
»Der König von Dubhlain ist sehr nachdenklich heute nacht.«
Olaf hob die Lider, erbost über die Störung. und starrte den alten Mergwin an, der lautlos zu ihm gekommen war. »Der König von Dubhlain wünscht allein zu bleiben.«
»Ein Lichtschleier umgibt Euch, Wikinger«, fuhr der Druide unbeirrt fort. »Wenn Ihr in einer Schlacht sterben sollt, wird es vorerst nicht geschehen.«
»Das müsste meine Frau beglücken«, bemerkte Olaf trocken.
Mergwin zuckte die Achseln und strich über seinen langen Bart. »Ihr wollt Friggid den Krummbeinigen töten, mein junger Herr. Und es ist Euer Schicksal, ihm eines Tages zu begegnen. Einer von Euch muss fallen. Vielleicht werdet Ihr den Dänen niederstrecken. Morgen allerdings noch nicht … Aber sein Tod allein wird Euch nicht geben, was Ihr sucht.«
»Oh - und was suche ich, Druide?«
»Die Rückkehr Eurer Seele. Die müsst Ihr in Eurem eigenen Leben finden, Wolf von Norwegen, nicht im Tod eines anderen.«
Olaf stand auf und schüttelte welkes Laub von seinem Umhang. »Ihr sagt, ich werde ihn nicht so bald fällen. Soll ich Friggid weiterhin gestatten, diese Küsten zu verwüsten und zahllose Männer niederzumetzeln?«
»Keineswegs«, erwiderte Mergwin, ohne den Sarkasmus des Königs zu beachten. »Friggid muss sterben. Er gehört nicht hierher, und der Wind flüstert, dies sei Eure Heimat, Wolf. Ihr müsst den Dänen suchen und bekämpfen. «
»In der Tat?« Belustigt hob Olaf die Brauen, und der Druide lächelte.
»Seht Euch doch an! Ihr tragt einen irischen Mantel, Ihr redet mit mir in meiner Sprache, und sicher glaubt Ihr immer öfter, es wäre Eure eigene. ja, Wikinger, dies ist Euer Land. Ihr wollt es erobern. Gleichzeitig wird es Euch in sich aufnehmen, und Ihr werdet ein Teil von ihm sein. «
Olaf lachte. »Vielleicht habt Ihr recht. Aber sagt mir, mein Freund - wieso wisst Ihr diese Dinge?«
»Ich lese oft die Runen für Euch, Herr der Wölfe,«
»Die Wikingerrunen?« fragte Olaf mit sanftem Spott, der keine Beachtung fand.
»Ich glaube, Ihr wärt niemals in einem Drachenschiff übers Meer gefahren, hätte Euer Runenmeister Euch nicht dazu geraten. Und Eure Männer wären Euch auch gar nicht gefolgt. Die norwegische Niederlage von Carlingford Lough wurde von den Runen prophezeit
ebenso Eure erste Begegnung mit der Prinzessin, die Ihr jetzt Eure Frau nennt. « Mergwin bemerkte den neugierigen Blick des Königs und bekräftigte: »Aye, darüber weiß ich Bescheid.«
»Und Ihr habt nichts unternommen, um die Hochzeit zu verhindern?«
»Nein.« Der Druide lächelte sanft. »Diese Ehe ist das Schicksal Irlands.«
»Oh … «
»Morgen wird der Kampf mit Eurem Sieg enden. Die Rune der Sonne, Sowelu , steht auf Eurer Seite. Aber nehmt Euch in acht, mein Herr. Verrat und andere böse Dinge kommen auf Euch zu. Ich weiß nicht, wann Euch Gefahr drohen wird und von welcher Seite - nur dass Ihr sie abwenden müsst. Erst dann werdet Ihr Eure Seele wiederfinden.«
Die ruhige Gewissheit und der flehende Unterton in Mergwins Warnung überraschten Olaf. »Ich werde auf
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