01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
einem stolzen Lächeln streckte er mir beide Arme entgegen und präsentierte, was ihn so glücklich machte. Er hatte unter Efes Anleitung einen kleinen Jesus am Kreuz geschnitzt, wobei ihm der aus unserer Kapelle als Vorbild gedient hatte.
Während ich den erhitzten Körper meines Kindes in die Arme schloss, bemerkte ich Fatimas fragenden Blick.
Sie sah sich die Holzfigur nur kurz an. „Man darf nicht das Abbild eines Menschen machen“, meinte sie altklug.
Josh legte den Kopf schief, als er zu mir hochblickte. Die spinnt wohl, bedeutete diese Geste, die ich an ihm nur zu gut kannte. Dennoch verkniff er sich einen Kommentar. Er war so erzogen, dass er seine Meinung für sich behielt - anders kamen wir in unserer engen Gemeinschaft nicht zurecht.
Fatimas Worte hatten mich hellhörig gemacht. Ich fragte, wie sie das meine.
„Der Prophet hat das verboten „, antwortete sie.
Dem Kind gegenüber riskierte ich, was ich mich bei seinem Vater nicht getraut hatte: Ich bekannte, dass ich nicht wusste, von wem sie sprach.
„Der Prophet Mohammed, Friede sei mit ihm“, antwortete Fatima mit einer Überlegenheit, als käme ich von einem anderen Stern. Ich hätte mich für meine Dummheit ohrfeigen mögen! Natürlich - diese Menschen waren Muslime.
Um schnellstens vom Thema abzulenken, holte ich den kleinen Welpen unter meinen weiten weißen Tüchern hervor, um ihn meinem Sohn zu präsentieren.
Josh stürzte sich überschwänglich auf das niedliche Fellknäuel, knuddelte und herzte es. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Fatima Joshs Begeisterung nicht verstand; missbilligend zog sie die Mundwinkel nach unten.
„Hat der schon einen Namen?“, fragte Josh schließlich.
Ich blickte Fatima an. „Wie heißt eigentlich euer Hund?“
„Er ist ein Hund. Der hat keinen Namen“, antwortete das Mädchen knapp.
Josh, der ebenfalls Haussa spricht, betrachtete unseren Gast verständnislos.
„Jeder Hund hat einen Namen.“
„Du darfst den Hund nicht streicheln“, sagte Fatima streng.
Mein Sohn blickte mich stirnrunzelnd an. „Gehört der ihr?“
„Jetzt ist es deiner, Joshua. Ich habe sie von Fatimas Vater bekommen.“
Inzwischen wusste ich, dass es ein Weibchen war.
Josh strahlte und drückte dem Welpen einen dicken Kuss auf die Stirn. Fatima wendete sich angewidert ab. „Hunde sind schmutzig. Sie machen krank. Du musst ihn an die Kette legen!“
Aber Josh lachte sie nur aus, presste das Hundebaby an sich und rannte glücklich davon. „Komm mit“, sagte ich zu Fatima, „bei uns kannst du noch etwas trinken, bevor du zurückgehst.“
Die Kleine ließ die Arme hängen, als zögen Gewichte daran. „Er wird krank werden wie meine Mutter“, sagte sie nur, bevor sie sich umdrehte und langsam nach Hause ging.
Noch war der Gesundheitszustand unserer Gemeinschaft stabil. Was „Mama Chogas Tee“ zu verdanken war, den ich übrigens gemeinsam mit meiner Mentorin, der Heilerin Amara, in Lagos entwickelt hatte. Die Zubereitung der großen Mengen war nicht nur zeitaufwendig, die vielen Zutaten wie Wurzeln, Rindenstücke, getrocknete Blätter nahmen außerdem jede Menge Platz in Anspruch. Gleichzeitig hielt ich fertig angerührte Mixturen gegen Fieber oder Durchfall bereit. Anfangs hatte ich versucht, mich mit einer Ecke in der Küche zufrieden zu geben, und irgendwann hatten meine Gefährtinnen frustriert das Feld geräumt. Seitdem war eine nach Amaras Vorbild gestaltete Heilerinnenküche entstanden, neben der wir im Hof hinter dem Haus eine typisch afrikanische Kochstelle unterhielten. Das war viel angenehmer. Wenn ein Dutzend Frauen gemeinsam kochen, geht es schließlich recht betriebsam zu.
Ich wollte vorbereitet sein, falls Frau Musa sich doch noch entschließen sollte, nach Einbruch der Dunkelheit meine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Also kochte ich einen speziellen Brei aus den Wurzeln des Puddingapfels, Grieß und ein paar anderen Zutaten. Gleichzeitig wollte ich dem noch namenlosen Hündchen eine Wurmkur verpassen, die ich ebenfalls aus den Blättern des Puddingapfels herstellte. Als Mama Bisi dann auch noch um einen Abführtee bat, musste ich einsehen, dass meine Kapazitäten nicht reichten.
„Dann eben morgen, Choga“, beruhigte mich Bisi, womit sie meinen Ehrgeiz, alles gleichzeitig machen zu können, nur noch zusätzlich anstachelte.
Es gelang mir tatsächlich, sämtliche Mittel fertig zu stellen. Ausgerechnet in diesem Moment platzte Josh herein, den kleinen Welpen auf dem Arm. „Mama, da ist
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