01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
zitierte, die beweisen sollten, dass er im Recht war.
Die Stimmung bedrückte mich, und ich ging weiter, ohne zu fragen, was geschehen war. Die Erinnerung an jenen Mann,
der mich gewaltsam zur Frau genommen hatte, war immer noch zu überwältigend. Ich konnte ihr nicht standhalten.
Ich fand das Tor von Musas Baufirma fest verschlossen. Aus dem Koffer holte ich das Geld heraus, das nach dem Verkauf von Mutters Kleidung übrig geblieben war. Es war nicht viel, für eine Anzahlung würde es jedoch reichen.
Ich umklammerte es mit meiner Stockhand, als müsste ich mich an den Papierscheinen festhalten und nicht an meiner Gehhilfe. Erst nach mehrmaligem Rufen öffnete Said Musa. Bevor er mich einließ, blickte er zu beiden Seiten der abgelegenen menschenleeren Straße. Hatte er jemand anders erwartet? Auf jeden Fall begrüßte er mich mit verhaltener Freundlichkeit. So, wie ich ihn kannte - als einen zurückhaltend höflichen Mann, dem trotz seines Berufs, der Zupacken erforderte, eine gewisse Unbeholfenheit anhaftete.
„Ist das Heilhaus fertig?“, fragte er interessiert.
Ich musste ihn vertrösten. „Wir haben noch keine Einrichtung für die Patienten und meine Praxis ist auch nicht komplett. Aber es dauert nicht mehr lange.“
Herr Musa deutete auf seinen Lastwagen, der neben den anderen beiden Baugeräten im Unterstand parkte. Auf der Ladefläche stapelte sich allerhand.
„Das sind Tische und Stühle und eine Untersuchungsliege.“ Er blickte verlegen zu Boden.
„Dann sollte ich die Patientinnen wohl jetzt kennen lernen“, schlug ich vor.
„Ich kann Sie hinfahren. Sie wohnen ein paar Kilometer entfernt in der Stadt.“
Er druckste herum. „Können wir meine Cousinen gleich ins Heilhaus bringen?
Bei Ihnen draußen ist es sicherer.“
„Sicherer? Wie meinen Sie das?“
„Sie sind wohl nicht durch die Stadt gekommen?“, erkundigte er sich. Ich erklärte, dass ich Besorgungen gemacht hatte. „Haben Sie es nicht bemerkt?“, fragte Said Musa. „Jetzt geht es hier auch los.“ Ich muss ihn wohl ziemlich ratlos angesehen haben, so dass er antwortete: „Der Mord, letzte Nacht. Sie haben einen Mann erschlagen. Einen radikalen Muslim. Er kam aus Kano. Der Kerl trug gefälschte Papiere bei sich und hatte behauptet, er wäre der neue Marktvorsteher. Doch das stimmte nicht.“ Musa verschränkte die Arme vor der Brust. „Am Samstag hat es einen Vorfall auf dem Markt gegeben. Zwei Christinnen, die Schnitzereien verkauften, wurden von diesem falschen Marktvorsteher verprügelt. Jetzt haben sich die Christen gerächt.“
Der schwarze Fleck auf dem Asphalt - sah so die Rache der Christen für die Prügel aus, die meine Schwestern bezogen hatten? Vor welcher Partei musste man sich da mehr fürchten? Ich erzählte Musa nicht, dass meine Gefährtinnen Efe und Lape unwissentlich der Auslöser für diesen Gewaltausbruch gewesen waren.
„Das tut mir Leid“, brachte ich vor. „Sie sind selbst Muslim. Kannten Sie den Ermordeten?“
Musa sah mich entsetzt an. „Nein! Mit solchen Menschen wollen wir nichts zu tun haben. Deshalb sind wir aus Kaduna fortgegangen. Wir haben es dort nicht mehr ausgehalten. Ich bekam keine Aufträge. Weder von den Christen, die uns irgendwann gemieden haben, noch von den Muslimen, die mich in ihre Verbände zwingen wollten.“ Er senkte die Stimme wieder. „Ich bin ein gläubiger Mann. Aber der Prophet hat nicht gefordert, dass wir die Christen verfolgen sollen. Solange wir uns an seine Worte halten, dürfen wir freundlich mit ihnen umgehen.“ Das Geld in meiner schweißnassen Hand fühlte sich unangenehm an; es erinnerte mich an den wahren Grund meines Besuchs. Ich erklärte dem Unternehmer unser Bauvorhaben , und hielt ihm die mitgebrachten Scheine linkisch entgegen. „Es , ist nur eine Anzahlung. Mehr habe ich im Moment nicht.“
Musa ignorierte das angebotene Geld. „Sie haben ehrenwerte Absichten“, sagte er. „Die Bildung unserer Kinder ist ein wichtiges Gut.“ Er senkte den Blick. „Werden nur Frauen unterrichten?“
„Ausschließlich meine Schwester. Sie kommt aus Deutschland und ist ausgebildete Lehrerin.“
Musa trat verlegen von einem Bein aufs andere. „Sie kennen ja Fatima. Auf die hiesige Koranschule kann ich sie nicht schicken; die nehmen nur Jungen. Sie ist ein stilles Kind, aber sie ist nicht dumm.“ Das konnte ich nur bestätigen.
„Würde Ihre Schwester auch andere Kinder in dieser Schule unterrichten?“
„Fatima? Natürlich!“, platzte ich
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