01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
räumten wir die alte Küche komplett aus und richteten sie im Heilhaus neu ein. Nun hatte ich auch dort einen kleinen Gaskocher und war vom Haupthaus unabhängig. Allerdings konnte ich gerade mal meine Kräuter ordentlich aufhängen, zu mehr reichte meine Kraft nicht. Erst als es mir wieder besser ging, holte ich meine persönlichen Dinge.
Mein Heilhaus bot außerdem noch Platz für zwei Schlafstellen, so verbrachten Efe und ich die nächsten Nächte dort. Sobald es mir besser ging, bezog Efe wieder ihre Zimmerhälfte im Haupthaus. Mein Auszug löste auch ein anderes Problem: Magdalena wäre in der alten Bibliothek ungestört.
Sobald der Regen nachgelassen hatte, begann Herr Musa mit dem Bau des Schulhauses. Es grenzte ans äußere Ende der ehemaligen Werkstatt, die nunmehr Heilstation hieß und in der sich Musas Cousinen auf dem Weg der Genesung befanden. Niemand hatte mich für den Schulbau um Rat gefragt; Ada hatte den Platz allein bestimmt und mich vor vollendete Tatsachen gestellt.
Ich wollte sie nicht beleidigen und verschwieg, dass es besser gewesen wäre, wenn ich zuvor mein Orakel befragt hätte. Gerade für Bauten, in denen Wissen weitergegeben wird, sind die Wahl des Ortes und die Ausrichtung entscheidend, damit ein Raum der Harmonie entsteht. In der Nähe zur Heilstation, in der sich Kranke aufhielten, sah ich in diesem Punkt ein Risiko.
Ich nahm mir vor, eine Abwehrzeremonie abzuhalten, sobald ich wieder völlig genesen war. Spirituelle Kraft darf nämlich niemals angewendet werden, solange der Körper geschwächt ist.
Musa brachte die Wannen erst, als der Regen aufgehört hatte. In der Zwischenzeit hatte ich mich mit Waschungen beholfen, auch wenn sie langsamer wirkten als Sitzbäder. Benutzt wurden die Wannen dennoch; es regnete im Juli und August so viel, dass wir alle uns verschwenderische Gesundheitsbäder gönnten.
Ich erzählte Joshua, was seine Tante Magdalena mir bei ihrem Besuch berichtet hatte: Dass es in Deutschland Vorrichtungen gebe, mit denen man das Wasser aus der Wand herausfließen lassen könne. „Das heißt Dusche“, erklärte ich meinem Sohn.
Tags darauf besichtigten wir die fast fertige Schule, die bereits ein Palmwedeldach erhalten hatte. Es war allerdings noch nicht restlos dicht. Josh blickte nach oben. „Hier kann Tante Magdalena duschen, wenn sie uns unterrichtet“, meinte er.
„Freust du dich auf die Schule?“, fragte ich.
Josh strahlte mich an. „Wann kommt Tante Magdalena denn endlich?“
Wir richteten den Raum mit selbst gezimmerten Tischen und Bänken ein. Jetzt fehlte nur noch die Lehrerin. Bis dahin hatten die Kinder einen neuen Zeitvertreib: Sie spielten schon mal Schule. Obwohl Josh noch nie ein Klassenzimmer von innen gesehen hatte, machte er sich als Lehrer ganz gut ...
Der Mauerbau
Eines Nachmittags berichtete Efe mir, dass Mama Ngozi in Jeba gewesen sei.
Glücklicherweise suchte sie die Aussprache mit mir nicht im Farmhaus, sondern kam mit Ada, Bisi und Funke zum Heilhaus, wo ich mich allein aufhielt. Streitgespräche dürfen darin allerdings nicht geführt werden und so gingen wir nach draußen.
„Choga, du hättest es uns sagen sollen.“ Mama Ada richtete das Wort als Erste an mich. „An jenem Abend nach deiner Rückkehr war keine Gelegenheit. Doch seitdem sind viele Wochen vergangen. Warum hast du geschwiegen?“
Mama Ngozi hob bereits den Zeigefinger, um mich zu belehren. Da fasste Bisi sanft ihre Hand und drückte den mahnenden Finger nach unten. „Erst möchte ich wissen, was Choga antwortet.“
„So viel anderes war wichtiger“, sagte ich. „Darüber habe ich es vergessen.“
„Gib uns bitte eine andere Erklärung“, forderte Ada, die mich viel zu gut kannte, um meine Ausflucht nicht zu durchschauen. Sie sah mich streng an.
„Du hast damals gesagt, Unwissenheit ist das Schlimmste. Damit hast du alle überzeugt.“ Ngozi widersprach kopfschüttelnd. Ada fuhr fort: „Aber uns hast du unwissend gelassen.“
„Es war ein Zwischenfall. Ja, ein Verbrechen“, entgegnete ich heftig. „Hätte ich es euch gesagt, wäre große Aufregung die Folge gewesen. Doch hier ist nichts passiert. Die beiden Musliminnen kamen, ich heilte sie und sie gingen wieder.
Alles verlief friedlich. Es gab keinen Streit. Im Gegenteil, vielleicht werden sie erzählen, dass wir eine freundliche, hilfsbereite Gemeinschaft sind.“
Mama Ngozi räusperte sich. „Das haben sie in der Tat getan; ich wurde mehrfach auf Chogas Fähigkeit angesprochen. Aber
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