01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Anzahl der Patientinnen auf die ursprünglich geplante Anzahl zu beschränken.
Noch bevor ich meinen Vorschlag einbringen konnte, meldete sich Lape zu Wort. „Wir brauchen die vielen Betreuerinnen“, sagte sie. „Wir haben gar keine Zeit mehr, uns um alles zu kümmern. Sie helfen uns auf dem Hof und im Haus.“
Eine der jüngeren Frauen sprang Lape bei. „Sie fühlen sich bei uns sicherer als in Jeba.“
„Tochter Lape“, widersprach Mama Ada energisch, „wir Älteren haben mit Sorge beobachtet, dass ihr die Anwesenheit der Fremden benutzt, um euch bedienen zu lassen. Doch jene,
die zu uns kommen, sollen sich ausschließlich um ihre Verwandten kümmern.
Wir dulden nicht, dass hier Dienerinnen beschäftigt werden.“
Eisiges Schweigen folgte. Offensichtlich hatte Ada das Problem richtig erkannt. Aber es lag nicht direkt am Heilhaus. Vielmehr hatten meine
Schwestern daran Gefallen gefunden, dass sie nicht mehr alles selbst machen mussten. Und das trieb inzwischen teilweise kuriose Blüten. So verbrachte beispielsweise eine alte Frau den ganzen Tag damit, jenen die Tür zu öffnen, die ins Farmhaus wollten.
„Wann wird die Mauer fertig sein?“, erkundigte ich mich. Mama Ngozi beklagte, dass es damit nur sehr langsam vorangehe. Nun trug ich meinen zugegeben etwas hinterhältigen Plan vor: „Wenn ihr auf die Hilfe der Fremden nicht mehr verzichten könnt, so fordert sie auf, euch beim Bau der Mauer zu helfen!“
Ich erntete einen überraschten Blick von Mama Ngozi und ein verschmitztes Lächeln von Mama Ada ... Indirekt rührte diese Idee nämlich von ihr her, und zwar aus einer Fabel, die sie mir als Kind oft erzählt hatte und die aus ihrer Heimat im Norden stammte: Der fleißige Geißbock bekam Besuch vom arbeitsscheuen Hund - so begann diese Geschichte - und freute sich über dessen Gesellschaft. Er beriet den Hund, wo er Nahrung finden könne, und der Hund war stets satt und zufrieden. Dann entdeckte der Geißbock, dass ein Rudel Hyänen sich näherte. Der Geißbock bat seinen Freund, ihm beizustehen, doch der wollte sich zuerst etwas zu essen besorgen. Und er kam nicht zurück.
Ohne die Hilfe des Hundes musste der Geißbock sein Zuhause aufgeben und vor den Hyänen fliehen. In unserem Fall nahm die Sache eine ähnliche Wendung. Die vielen Fremden verließen uns, Efe und ich reduzierten die Zahl unserer Patientinnen.
Schließlich konnten wir auch die geheilte Fatima und ihre Mutter nach Hause entlassen. Während ihres Aufenthalts hatte Frau Musa mir erzählt, dass sich ihr Mann einen Sohn wünsehe. Doch das wollte schon seit Jahren nicht klappen; stattdessen hatte sie zwei Fehlgeburten gehabt. Deshalb hatte ich bei ihr mit einer auf lange Zeit angelegten Therapie begonnen. Um die Wahrscheinlichkeit eines männlichen Nachkommen zu erhöhen, musste sie für mindestens drei Monate das gemahlene Pulver der Nüsse des Fruchtbarkeitsbaums in Wasser aufgekocht trinken und vor dem Geschlechtsakt eine Wurzelpastencreme auftragen. Ein Vierteljahr nach der Empfängnis sollte sie wiederkommen, damit ich ihr eine vorbeugende Medizin gegen eine mögliche Fehlgeburt geben konnte.
Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, fand ich wieder ein wenig Zeit, um unsere Felder und die Bewässerungsanlagen zu besichtigen. Danach suchte ich Ada und Bisi auf.
„Wir müssen uns um das Farmland kümmern“, sagte ich. „Fast die Hälfte wird nicht genutzt, außerdem sind die Anlagen in schlechtem Zustand.“
„Das liegt an dieser Mauer“, murrte Mama Bisi. „Seitdem wir sie errichten, vernachlässigen die Frauen die Felder. Irgendwann werden wir eine sichere Mauer haben und nicht wissen, was wir essen sollen.“
„Was ist mit Herrn Musa?“, fragte Mama Ada. „Ich glaube, ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.“
„Choga hat seine Tochter entlassen.“ Mama Bisi hob die Schultern. „Nun kommt er nicht mehr so oft.“
„Mit der Mauer ist jetzt erst mal Schluss!“, forderte Mama Ada.
„Wir sollten neues Saatgut und Ersatzteile für die Bewässerungsanlagen kaufen“, schlug ich vor, „um endlich die Felderträge zu steigern.“
Bei der nächsten Versammlung wurde dieser Plan genehmigt. Damit war die Mauer begraben, sie war nur drei viertel fertig geworden. Mama Ngozi sah ich danach ein paar Tage lang nicht mehr. Schließlich ging ich gemeinsam mit Bisi zu ihr. Ich hatte eine Aufstellung der Ersatzteile dabei, Bisi jenes Geld, das sie von unseren Patientinnen eingenommen hatte. Unsere Fachfrau für die
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