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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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darum geht es nicht.
    Sondern darum, dass du einfach tust, was du für richtig hältst. Du bist eine junge Frau, die nicht alles weiß. Oder bist du informiert, wie es in Jeba seitdem zugeht? Muslimfrauen trauen sich nicht mehr auf die Straße, weil junge Christen sie anpöbeln. Schon mehrere Male wurden Gottesdienste in Moscheen gestört. Die Muslime haben sich lange zurückgehalten, doch jetzt sind andere gekommen. Aus Kaduna und Kano. Sie wollen die Vorherrschaft des Christentums beenden und den Islam durchsetzen.“ Sie griff sich an den Hals, wo ihr silbernes Kreuz hing. „Meine Töchter haben mir geraten, das Kruzifix unter meiner Kleidung zu verbergen. Meine eigenen Töchter, gute Christinnen! Ich hatte Angst.“
    „Dann willst du also, dass wir einen Zaun ziehen“, stellte ich fest. Ada, Bisi und Funke, unser Ältestenrat, nickten einvernehmlich. „Wenn das euer Wunsch ist, dann müssen wir das machen. Nur eines möchte ich noch sagen: Ein Zaun kann niemanden aufhalten, der nicht aufgehalten werden will. Wenn ihr ihn errichtet, verwehrt trotzdem niemandem den Zutritt, der zu uns will. Sonst beschwört ihr am Ende herauf, was ihr fern halten wollt: Feindseligkeit.“
    Damit hatte ich wenigstens Ada und Bisi überzeugt. Ngozi hingegen sagte: „Du hast Recht, Tochter Choga. Ein Zaun reicht nicht aus. Wir werden eine Mauer bauen. Eine hohe Mauer.“
    „Wie hoch?“
    Sie blickte Mama Ada an, eine Frau von mehr als einem Meter siebzig. „So hoch wie Schwester Ada.“
    „Wollt ihr drei das denn auch?“, fragte ich die anderen.
    Mama Bisi hob die Schultern. „Vielleicht ist es wirklich besser. Wenn diese Unglücklichen erst hier sind, dann ist es zu spät.“
    „Woraus wollt ihr diese Mauer errichten? So etwas ist gewiss sehr teuer.“
    Mama Ngozis Antwort lautete so, wie ich es erwartet hatte: „Aus Feldsteinen.“
    „Glaubt ihr nicht, das geht über unsere Kräfte? Diese Arbeit wird sehr langwierig. Wir dürfen die Frauen nicht überlasten.“
    In den entschlossenen Augen unserer vier Ältesten sah ich, dass sie dieses Argument nicht überzeugte. Sie hatten schon ganz andere Dinge geschafft. Wie wir alle. Ich gab mich geschlagen. Was hätte ich anderes tun sollen? Ich hatte einen großen Fehler gemacht, mit der Unwissenheit meiner Gefährtinnen gespielt. Nun reagierten sie wie unter einem Schock. Hätte ich sie in Ruhe vorbereitet und mich erst mit meinen Mamas beraten, dann wäre es gewiss nicht zu dieser Mauer gekommen, deren abschreckende Hässlichkeit ich mir nun in allen Farben ausmalte.
    Jetzt konnte ich nur noch eines tun: dafür sorgen, dass der Wall um unsere künftige Oase uns nicht zu sehr einschnürte. Oder dass obendrauf auch noch Glasscherben gesetzt wurden. So wie einst im Harem meines Vaters, wo sie im Sonnenlicht funkelten. Als kleines Kind hatte ich sie für Sterne gehalten, die uns beschützten. Ich wuchs heran und lernte, dass manches, was hinter diesen Mauern geschah, viel schlimmer war als das, was draußen vorging. Das war lange her, und ich hoffte, die Vergangenheit würde nicht wieder aufleben.
    Am nächsten Tag teilte Ada alle zum Mauerbau ein. Unsere Arbeit im Heilhaus befreite Efe und mich davon, den unseligen Schutzwall mit errichten zu müssen. Doch meine Gefährtinnen waren keine Maurer. Zuerst fiel jemandem ein Stein auf den Fuß, später häuften sich Zerrungen und Sehnenscheidenentzündungen. Wen ich wieder aufgepäppelt hatte, der machte unverdrossen weiter. Rings um unseren Hof wirkte der felsenreiche Boden schon bald wie aufgeräumt. Nach dem anhaltenden Regen waren die Steine zwar leichter aus dem Erdreich zu lösen, ohne Hacken ging es trotzdem nicht.
    Inzwischen hatte ich auch eine neue Patientin aufgenommen und gelegentlich kamen andere Frauen zu kurzen Behandlungen oder Beratungen vorbei. Einige von ihnen brachten ihre Kinder mit. Sie hatten größtenteils aufgequollene Bäuche, ein untrügliches Zeichen für Würmer, was die Mütter zumeist für normal hielten. Die Gespräche erbrachten in fast allen Fällen, dass mangelnde Hygiene die Ursache war. Die wenigsten Höfe verfügten über Latrinen; und durch den Regen begünstigt verbreiteten sich Krankheitserreger rasend schnell. Babys und Kleinkinder mit geringer Widerstandskraft waren von der Ansteckungsgefahr besonders bedroht.
    Ich zeigte den Müttern unsere zwei Latrinen. Jene aus Mutters Tagen, hinter dem Flachbau, war simpel konstruiert: ein sechs Meter tiefes Loch, drum herum vier senkrechte Äste mit

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