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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Ihnen das nie vergessen. Egal, was Sie jetzt sagen, Frau Egbeme.“
    „Wie lange war Ihre Schwester bei Ihnen, bevor Sie sie zu uns gebracht haben?“, fragte ich. Ich wollte die Dauer von Tanishas Wehen herausfinden.
    „Sie kam nach Sonnenuntergang“, sagte Said Musa. „Sie schrie die ganze Nacht. Meine Frau wollte, dass ich sie ins Krankenhaus bringe. Doch ich wusste, dass sie dort nicht sicher gewesen wäre.“ Ich dachte erst, er spiele auf mangelnde Hygiene an. Nun erklärte er jedoch: „Sie wollen dort keine Flüchtlinge aus dem Norden. Es gibt noch eine muslimische Klinik. Das konnte ich nicht zulassen.“ Er verstummte.
    Sie wollen sie töten. Sie hat gesündigt.
    So hatte ich Magdalenas kurzen Bericht und Musas Worte bei meiner Ankunft im Ohr. Das Ganze hatte etwas mit Musas Glauben zu tun, das war klar. Jetzt wollte ich nicht weiter fragen. Ich war Heilerin, meine Aufgabe konnte nicht sein, über die Angelegenheiten anderer Religionen zu richten. Außerdem war ich davon überzeugt, Musa würde die gesellschaftlichen Probleme seiner Schwester allein in den Griff bekommen.
    Ich bat Musa, am folgenden Tag wiederzukommen und saubere Kleidung für Tanisha mitzubringen. Inzwischen war es später Nachmittag geworden.
    Magdalena kam mit ihren Schützlingen aus der Schule. Als Josh mich sah, stürmte er auf mich zu.
    „Mama, hat sie das Baby?“ Offensichtlich hatte sich auch in der Schule inzwischen herumgesprochen, wer die Frau war, die so laut schrie. „Kann ich es sehen?“, drängelte Josh. In unserer Frauengemeinschaft herrschte absoluter Babymangel. Glücklicherweise, wie ich fand. Dass eine HIV-positive Frau ein Kind bekam, war das Letzte, was wir gebrauchen konnten ...
    „Später, vielleicht“, versuchte ich ihn vergeblich zu beruhigen.
    Josh blickte sich zu seiner kleinen Gruppe um. „Wir wollen alle mit dem Baby spielen.“
    „Ich habe euch doch gesagt, dass...“, begann Magdalena und brach ab.
    Plötzlich stürmten alle auf einmal los. Mama Bisi war mit dem Neugeborenen auf dem Arm aus dem Heilhaus getreten. Neun Paar Kinderhände streckten sich ihr entgegen, um die Kleine willkommen zu heißen. Mit rührender Zartheit streichelten sie Tanishas Kind.
    „Also, Choga Regina, ich weiß ja nicht!“ In Magdalenas Stimme schwang unüberhörbar Tadel mit. „Ich habe ihnen extra gesagt, dass ein Neugeborenes sehr empfindlich ist. Und
    jetzt lässt Mama Bisi zu, dass es alle anfassen. Das kannst du doch nicht erlauben!“
    Ihre Empörung war mir unbegreiflich. In meinem Land gehören Kinder den Kindern. Damit ist gemeint, dass sie von Anfang an nicht ausgeschlossen werden, und später erziehen die Größeren die Kleineren. So hatte auch ich es in diesem Haus erlebt, als Mama Ada ihre kleine Tochter Sue ... Aber das war ein anderes Thema; es lag lange zurück, in einer anderen Zeit. Oder doch nicht?
    Plötzlich sah ich die kleine Sue wieder in meinen Armen, glaubte ihr zartes Gewicht auf meinem Rücken zu spüren. Damals, nach einer Reise mit Mutter nach Lagos, war ich zurückgekehrt. Und Sue war für immer von uns gegangen.
    Ich hatte es nicht verstanden. Hatte dieses Erlebnis dazu beigetragen, dass ich überhaupt Heilerin geworden war? Dass ich an diesem Tag ein Baby auf die Welt holen durfte?
    „Choga?“ Meine Schwester stieß mich sanft an. „Wo bist du?“
    „Ich glaube“, sagte ich, „mir wird jetzt erst klar, was geschehen ist. Ich habe einem Menschen geholfen, auf diese Welt zu kommen.“ Die Sonne stand bereits tief, ihre Strahlen waren mild und warm. Bevor sie unterging, musste ich ihr danken und sie um Beistand für das Leben bitten, das an diesem Tag in den irdischen Kreislauf eingetreten war.
    Said Musa, dieser kräftige Mann, stand neben den Jungen und Mädchen, hilflos, mit hängenden Armen. Jetzt reichte Bisi seiner Tochter Fatima das Baby. Ich fragte mich, ob Herr Musa das Kind auch einmal halten wollte.
    Wahrscheinlich hatte er Angst, ihm wehzutun. Ich respektierte seine Zurückhaltung, um ihn nicht bloßzustellen. Daher nahm ich Fatima das Baby ab und zeigte es ihrem Vater so, dass er zufassen konnte oder nicht. Er machte keinen Versuch, es zu nehmen. Im Gegenteil, er verschränkte die Arme vor der Brust, die Gesichtszüge versteinert.
    Abneigung? Unsicherheit? Oder steckte mehr dahinter?
    Das, was er mit „sie hat gesündigt“ umschrieben hatte? War die neue Erdenbewohnerin am Ende alles andere als willkommen? Hatte Musa nur das Leben seiner Schwester retten wollen, weil

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