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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Fatimas Bild ein, auf dem sie Magdalena und mich gezeichnet hatte. Bisi hatte es nicht gesehen. Waren mit dieser Orakelaussage etwa wir beide gemeint?
    Bisi schüttelte den Kopf. „Nein, ich sehe euch beide nicht hier drin. Zumindest, wenn du es wärst, würdest du ganz nah bei ihr liegen.“
    Sie hatte sich bei diesem Satz wahrscheinlich nichts weiter gedacht. Mich traf jedoch ein kleiner Stich ins Herz. Dieses Orakel beschrieb eine Zukunft, die sich in vielleicht 20 Jahren erfüllen würde.
    Ich kenne mein eigenes Orakel nicht. Ich habe Zweifel, dass es mir so viel Zeit einräumt.
    Mama Bisi blickte zur Sonne, die in etwa einer halben Stunde untergehen würde. „Lass uns mit dem Schutzritual beginnen.“
    Nachdem ich mich durch das Schlagen meiner Rassel in Trance versetzt hatte, war ich in der Lage, den richtigen Platz zu finden. Er befand sich auf halber Strecke zwischen den Bougainvilleabüschen und dem alten Baobab. Obwohl ich um einiges kräftiger bin als Mama Bisi, musste sie meine Werkzeuge benutzen, um den Boden zu öffnen, in den ich Tanishas Plazenta legen wollte. Diese Aufgabenteilung erforderte nun mal das Ritual: Ich selbst durfte die Erde nicht verletzen, um deren Beistand ich in einem späteren Gebet flehen wollte. Deswegen konnte ich die Zeremonie nicht allein durchführen, sondern brauchte eine Assistentin, die allerdings keine Wissende sein musste.
    Zunächst dankte ich der Sonne für ihren Beistand, den sie mir bei der Durchführung meiner Arbeit gewährt hatte, und bat sie, dem Baby Kraft und Gesundheit zu geben. Dann rief ich den Wind, er möge ihr jenen klaren Geist schenken, den sie brauchte, um das Glück zu erkennen, das Bisis Orakel prophezeit hatte.
    Denn Glück, so hatte mir die weise Ezira beigebracht, ist nur vollkommen, wenn man die Stunde erkennt, in der es einem zuteil wird. Geht der Moment des Glücks vorbei und man hat ihm nicht für seinen Beistand gedankt, so schlägt das Glück ins Gegenteil um: Aus der Undankbarkeit erwächst das Unglück.
    Nun hüllte ich Tanishas Plazenta aus jenem schwarzen Stoffrest, in den sie gewickelt war, und legte sie in die ausgehobene Grube. Ich dankte Mutter Erde, dass sie Tanishas Baby auf diese Welt geschickt hatte, und bat auch sie, dieses Kind, das aus Mutter Erdes Schoß stammte, mit einem langen Leben zu segnen, bevor es wieder dorthin zurückkehrte, woher wir alle kommen und wohin unsere Körper zurückkehren werden. Ich rief den Namen meiner Mutter in jede Himmelsrichtung, nahm aus der mitgeführten Kalebasse einen kleinen Schluck Wasser, den ich auf Mutters Grab spuckte, und wiederholte das Gleiche an der von Bisi inzwischen verschlossenen Stelle, an der sich die Plazenta befand. Abschließend stellte ich die
    noch fast gefüllte Kalebasse ans Grab und legte einige Bestandteile von Mutters Lieblingsessen dazu: eine Süßkartoffel, eine rote Chilischote, eine Zwiebel und eine Tomate.
    Die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschwunden. Das matte Blau des Himmels wurde von einigen letzten glutroten Streifen beleuchtet. Dieser aufregende Tag ging friedlich schlafen. Bisi und ich beendeten das Ritual mit abschließenden Gebeten; sie rief jene orishas an, auf die sie vertraute, und ich bat mit Hilfe meiner Rassel den Abendwind in einem letzten Gebet, dass er sowohl für das Leben von Tanishas Baby Frieden bringen möge als auch für uns.
    Dann packten wir zusammen, um heimzukehren. Dabei fiel mir jener schwarze Stofffetzen in die Hände, in den Bisi die Plazenta gewickelt hatte. Niemand trug bei uns Schwarz. Dieses Stück konnte folglich nur von Tanishas Tüchern stammen. Aber warum hatte Bisi es verwendet? Sie würde doch nicht etwas von Tanishas Kleidung abgerissen haben? Das passte nicht zu ihr. Ich habe wohl für solche Kleinigkeiten einen Instinkt, der mich jetzt warnte. Doch ich sagte nichts, sondern untersuchte die auf der Veranda liegenden Tücher der Wöchnerin. Rasch fand ich das betreffende. Es war verschmutzt mit Erde und grauen Spuren von Tierkot, den gleichen, die auch der Fetzen aufwies.
    In diesem Augenblick lief Efe mir über den Weg und meinte nebenbei, dass die Tücher morgen gewaschen würden, dann könne Tanisha wieder ihre eigenen Sachen tragen. Ich zeigte meiner Schwester den Stoffrest, der nach Blut und Fruchtwasser roch und natürlich völlig verdreckt war. „Kannst du dich erinnern, woher dieser Fetzen stammt?“, fragte ich.
    Efe blickte verlegen zu Boden und machte eine Geste, die auf ihren Schritt wies.

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