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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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mit schaufelartiger Klinge, eine kurze mit schmaler Schneide - sowie meine kleine Rassel. In meiner Basttasche verwahrte ich ein paar mir wichtige Kraftobjekte, in einer Kalebasse schwappte frisches Wasser aus dem Brunnen. Um den Hals trug ich mein Amulett, das ich nur dann anlege, wenn ich Heilkräuter sammele oder - so wie für Tanisha und ihr Baby -ein Ritual durchführen wollte.
    „Holst du Medizin?“, fragte Mama Ada. Ich nickte.
    Einen Augenblick zögerte ich, ob ich sie in mein Vorhaben einbeziehen sollte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder.
    Mama Ada ist ein praktisch denkender und handelnder Mensch, nach wie vor tief im christlichen Glauben verwurzelt. Im Gegensatz zu Mama Bisi, die immer schon neben dem Gott der Christen die orishas ihrer Yoruba-Tradition verehrt hat, die Geister der Natur. Gegen den Willen meines Vaters, ihres Mannes. Seit Papa Davids Tod - und wohl wegen ihres zunehmenden Alters - gewann der alte Glaube für Bisi wieder an Bedeutung.
    Ich fand Mama Bisi zwischen den Wurzeln des Baobab. Sie saß am Boden, neben sich ein dunkles Bündel, vor sich einige Kauris ausgebreitet. Sie hatte also schon begonnen, das Orakel über Tanishas Baby zu befragen.
    Schweigend ließ ich mich ihr gegenüber nieder, um ihre Konzentration nicht zu stören, während sie in die Lage der jahrzehntealten, bereits gelblich grauen Kauris vertieft war.
    Ich selbst kann das Orakel nur im Zusammenhang mit meiner Heilertätigkeit zu Rate ziehen und nicht, um die Wege des Schicksals in Erfahrung zu bringen.
    Wenn ich den Ausgang der Befragung wissen sollte, so würde Bisi es mir mitteilen, ansonsten nicht. Das war eine ungeschriebene Regel.
    Mama Bisi hob die Augen und blickte mich müde an. „Ich habe zunächst das Orakel über die junge Mutter befragt, deren Kind wir heute zur Welt geholt haben.“ Sie seufzte. „Ach, meine Kleine, das wird alles nicht so einfach werden.“ Sie nickte bedeutungsschwer. Mir war nicht ganz klar, was sie meinte. Nun beugte sie sich über die Kauris. „Tanisha ist sehr stark. Sie kommt von weit her. Und sie wird bleiben. Hier oder in unserer Gegend - das kann ich nicht genau erkennen. Da ist etwas, was sie aufhält. Sie hat eine große Aufgabe, die große Schmerzen, aber auch großes Glück verursachen wird.“ Sie beugte sich vor, nahm alles noch einmal in Augenschein. „Die Kauris sagen mir nicht, wann all das geschehen wird. Es ist ein bisschen verworren.“
    Ich war auf diese Aussagen nicht vorbereitet; Tanisha war zu diesem Zeitpunkt nur eine Wöchnerin. Weitaus mehr interessierte mich die Zukunft des kleinen Mädchens. Ich hatte als Kind einmal beobachtet, dass meine Lieblingsmama mit Hilfe ihrer Kauris sogar für Adas Baby einen Namen herausgefunden hatte: Sue.
    Nachdem Mama Bisi die Kauris für eine zweite Zeremonie geweiht hatte, warf sie die Muscheln und studierte das Ergebnis ausgiebig. Sie hatte dem Baby zum Atmen verholfen und das verband diese beiden Menschen ohnehin auf Lebenszeit. Ich las auf Bisis Gesicht, dass sie optimistisch in die Zukunft von Tanishas Kind blickte.
    „Heute hat der Weg eines Menschen begonnen“, sagte Mama Bisi in einer Art, als hielte sie eine kleine Ansprache, „der seiner Umgebung immer sehr viel Glück bringen wird.“ Sie deutete auf die Kauris. „Alle drehen sich mit der geöffneten Seite zu ihr. Das ist ein ganz wunderbares Zeichen. Selbst hier“, sie wies auf einige entfernter liegende Muscheln, „wo ihr Widerstand droht, deutet alles darauf hin, dass er nicht von Dauer sein wird. Ich denke, sie wird ein glücklicher Mensch werden.“
    Nach allem, was ich bislang von Tanishas Geschichte wusste, konnte ich mir das nicht so recht vorstellen. Bisi hatte mir niemals wirklich erklärt, wie ihr Orakel zu lesen sei. Ich selbst benutze ein Heilerorakel aus Gegenständen, die mir während meiner dreijährigen Ausbildungszeit bei Ezira im Busch geschenkt worden oder zugefallen waren. Soweit ich weiß, bestehen nur wenige Parallelen zwischen Bisis und meiner Methode.
    Meine Lieblingsmama ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Sieh nur, hier“, meinte sie und deutete auf zwei eng beieinander liegende Kauris, „das sind zum Beispiel Menschen, die sie unterstützen. Doch sie liegen sehr weit entfernt. Das kann zweierlei bedeuten: Diese Menschen werden entweder gehindert, ihr beizustehen, oder das alles wird in sehr ferner Zukunft geschehen. Geschehen wird es auf alle Fälle. Es sieht wirklich gut für sie aus.“
    Spontan fiel mir

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