01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
persönlich zu tun, die Stimmung ist ganz allgemein feindlicher geworden.“
„Was ist eigentlich mit dieser Mauer?“, fragte Magdalena. „Warum habt ihr die nicht fertig gebaut?“
„Wir sind gegen Mauern. Wir haben lange genug hinter einer gewohnt“, stellte Mama Ada kurz und bündig fest.
Magdalena warf uns einen amüsierten Blick zu. „Entschuldigt bitte, aber das ist ja wohl Unsinn. Seht euch doch mal an, wie die Menschen hier leben. Um jedes Grundstück ist eine Mauer gezogen. Noch dazu hier draußen, wo alles so offen ist. Ich fände das auch sicherer.“ Sie seufzte.
„Zu dumm, dass wir Streit mit Musa haben. Der hat schließlich ein Bauunternehmen. In null Komma nix würde das Ding stehen.“
„Das hatten wir schon“, warf ich ein.
„Wie bitte?“, hakte Magdalena nach, und ich erklärte ihr, dass Musa und seine Frau unsere Mauer für eine prima Idee gehalten und seine Leute sie gemeinsam mit unseren Gefährtinnen hochgezogen hatten. Nun war sie völlig sprachlos. Gelegentlich ließ es sich eben doch nicht verbergen, dass wir beide völlig unterschiedliche Leben geführt hatten. Für sie war eine Mauer etwas Nützliches, während ich darin etwas ganz anderes sah...
Mama Ada nahm den Faden unseres Gesprächs wieder auf. „Wenn die Anführer der Muslime unsere Gemeinschaft mit einem Verbot belegt haben, dann werden wir das sehr schnell merken.“ Sie blickte mich an. „Wie viele muslimische Frauen sind in der Heilstation?“ Ich antwortete, dass derzeit zwei Patientinnen dort wohnten, die noch längerer Betreuung bedürften. Die eine hatte Malaria, die andere ein kompliziertes Unterleibsproblem. „Richte dich darauf ein, dass sie abgeholt werden“, prophezeite Ada.
Ihre Weissagung erwies sich schon gegen Abend als richtig. Obwohl es bereits dämmerte, knatterte ein Moped den Farmweg von Jeba aus herauf. Ein älterer Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, forderte unumwunden, dass ich seine Frau „herausgeben“ solle. Es war ausgerechnet die an Malaria erkrankte Patientin.
„Dann müssen Sie Ihre Frau aber unverzüglich ins Krankenhaus bringen“, warnte ich ihn. „Sie hat noch fast 40 Grad Fieber.“
„Warum haben Sie sie nicht gesund gemacht?“, fragte er ungeduldig.
Die Patientin war erst zwei Tage zuvor gebracht worden. Zwar hätte ich mit den Mitteln der Natur ein Fieber durchaus in so kurzer Zeit senken können, doch ich hielt ein behutsames Vorgehen für besser.
Meine Heilmethode beruht auf der Erkenntnis, dass die Pflanze ausgleicht, was der Körper nicht an eigenen Abwehrmitteln zur Verfügung zu stellen vermag.
Zwar gibt es Mittel wie die Blätter des Garnbaums, die Fieber innerhalb von Stunden senken, angewendet werden sie jedoch nur bei lebensbedrohlichen Krisen.
Aber sollte ich dem Mann das jetzt erklären? Es hätte ihn wohl kaum interessiert.
Efe und ich führten die Schwerkranke nach draußen. Ich gab ihr noch eine den Kreislauf stärkende Medizin, obwohl die unmöglich so rasch wirken konnte.
Kurzerhand löste der treu sorgende Ehemann vom Gepäckträger seines Mopeds einen Strick, mit dem er wahrscheinlich sonst das Brennholz festzurrte
- und band sich seine Frau gewissermaßen auf den Rücken.
Bisi eilte zwar noch herbei und machte die Erstattung unserer Auslagen geltend, doch da war sie an den Falschen geraten. „Meine Frau ist immer noch krank, warum soll ich dann bezahlen?“, schnaubte der Mann empört und ließ uns in einer Wolke aus Abgasen zurück.
„Mit dem möchte ich nicht verheiratet sein“, kommentierte Magdalena kopfschüttelnd, als ich die Geschichte später in der Hofküche erzählte, wo die Frauen das Essen für den folgenden Sonntag vorbereiteten.
Mama Ngozi schälte Yamswurzeln und meinte ungerührt: „Da haben wir hier schon ganz andere Dinge erlebt.“
„Es gibt gute Gründe, weshalb bei uns keine Männer leben“, pflichtete Mama Ada bei. Und dann begannen meine Gefährtinnen, sich gegenseitig Geschichten über die Gefühllosigkeit der Männer zu erzählen. Das Thema reichte leicht für die ganze Nacht.
139
Die Zerreißprobe
Am nächsten Morgen, einem Sonntag, versorgte ich gerade in Magdalenas Zimmer Tanisha, als Josh hereinplatzte. In seinem Gefolge die übermütige Hope.
Bevor er etwas sagen konnte, rüffelte ihn Magdalena, die noch im Bett lag.
„Josh, ich habe dir schon oft genug gesagt, dass du erst anklopfen sollst!“
„Wir klopfen nie. Das ist nur bei deinem Zimmer so“, meinte mein Sohn.
„Tu bitte,
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