01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
was Magdalena sagt. Nur weil das niemand macht, heißt das nicht, dass es nicht richtig wäre“, sagte ich. In meinem Land klopft in der Tat kein Mensch an eine Zimmertür, falls es überhaupt welche gibt. Aber ein paar europäische Manieren konnten meinem Sohn nicht schaden.
Endlich trug Josh vor, worum es ging. „Da draußen steht ein komischer Mann.
Der will meinen Vater sprechen. Ich habe gesagt, dass ich keinen habe. Da hat er gesagt, ich soll meinen Großvater holen. Und ich hab gesagt, dass ich keinen Großvater habe. Dann wollte er, dass ich meinen Onkel hole. Und ich...“
Magdalena verdrehte die Augen. „Josh, nun komm endlich zur Sache.“
„Ich soll Mama holen“, murrte mein Sohn und trollte sich samt Hund. Ich ging gleich mit.
Als wir hinauskamen, lehnte der Besucher mit verschränkten Armen an seinem Auto, das mitten im Hof stand. Hinter dem Steuer saß ein Fahrer. Der Mann trug einen Turban, dessen eines Ende ihm majestätisch über die Schulter fiel, und ein
bodenlanges, graues Gewand. Ich dachte nur, dass der letzten muslimischen Patientin wenigstens erspart blieb, wie ein Bündel Holz abtransportiert zu werden.
Als Erstes traf mich sein abschätziger Blick. Dann deutete der Fremde auf Hope. „Ein Hund gehört nicht ins Haus“, schleuderte er mir anstelle einer Begrüßung entgegen.
Ich war zu verblüfft, um etwas zu entgegnen.
„Leben Sie hier allein?“, lautete seine erste Frage. Ich verneinte. Es war zwar Sonntagmorgen, dennoch herrschte schon reges Leben. Meine Gefährtinnen liefen emsig umher, um die Vorkehrungen für die Speisung zu treffen. „Wo sind die Männer?“, präzisierte er nun.
Glücklicherweise hatte mein redseliger Sohn den mit dem Fremden geführten Dialog recht ausführlich wiedergegeben. So blieb es mir also erspart, durch meine übliche Taktik, die Halbwahrheit zu sagen, einen bösen Fehler zu begehen. „Unsere Männer sind gestorben“, antwortete ich daher nur. Meine Geduld war erschöpft. „Das geht Sie jedoch nichts an. Sagen Sie bitte, was Sie hierher führt.“
Er nannte seinen Namen, Alhaji Muhtari Ahmed, und gab sich als Anführer der Muslime zu erkennen, als liman. Ich hatte noch nie eine solche Islam-Autorität getroffen. Allerdings bin ich die Tochter eines Mannes, der eine Kirche gegründet hat, die zu seinen Lebzeiten mehrere Tausend Mitglieder umfasst hatte. Ich sah deshalb keinen Grund, vor Ehrfurcht im Erdboden zu versinken.
Mir war nur mulmig, denn das dominante Auftreten des limans versprach richtigen Ärger.
„Ich bin gekommen, um selbst in Augenschein zu nehmen, wie Sie leben“, meinte er jetzt. „Denn Sie stehen im Ruf, Menschen heilen zu können. Aber Sie haben eine an Malaria erkrankte Frau nicht gesund gemacht. Sie sind eine Betrügerin. Wir werden Sie vor Gericht stellen.“
Ich schnappte nach Luft.
„Es ist jedem Muslim verboten, sich von Ihnen behandeln zu lassen oder gar sein Kind in Ihre Schule zu schicken“, fuhr
er fort. „Wir fordern Sie auf, alle Frauen, die hier noch festgehalten werden, auf der Stelle herauszugeben.“
Der Mann hatte so energisch gesprochen, dass Hope zu bellen begann und sich zwischen ihn und mich drängte. „Hope, sei still“, befahl ich. Was meine junge Hündin leider nicht beeindruckte. Angesichts der Unverschämtheit dieses Fremden fehlte meiner Stimme wohl die nötige Durchsetzungskraft. Nun legte Hope erst richtig los und sprang an dem sich bedeutsam gebenden Mann hoch. „Josh, bitte nimm Hope!“, rief ich und packte sie. Als er vor mir stand, bat ich meinen Sohn auf Deutsch, dass er sofort Ada, Bisi und Ngozi herbringen solle. Er spurtete los.
„Ich brauche eine Erklärung, dass Sie berechtigt sind, meine Patientinnen mitzunehmen“, trug ich möglichst beherrscht vor.
„Meine Autorität genügt. Tun Sie, was ich sage“, verlangte er.
Was für eine Dreistigkeit, dachte ich und riss mich zusammen. Dieser Mann hatte möglicherweise beachtlichen Einfluss. Andererseits war mir die Geschichte mit dem vorgeblichen Marktchef, der Efe und Lape geschlagen hatte, eine Warnung. Vielleicht war auch dieser Muslim hier ein Schwindler.
Oder er neigte zu Gewalt. Ich entschloss mich zu argumentieren.
„Die Malaria-Patientin war gerade mal zwei Tage hier, meine Behandlung hingegen auf mindestens zwei Wochen angelegt. Wenn der Ehemann sie früher abholt, können Sie mir nicht vorwerfen, ich hätte die versprochene Heilung nicht erbracht. Damit stellen Sie die Dinge auf den Kopf. Und wenn
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