01 - Ekstase der Liebe
verzichten. Später gelang es ihm, aus seiner Frau eine erhitzte,
vor Verlangen zitternde Schönheit zu machen, auch ohne ihr langes Nachthemd
über die Knie zu schieben, aber sie blieb immer noch unerbittlich.
»Noch
sechs Tage«, sagte sie fest. »Meine Mutter hat sieben Tage gesagt und ich bin
sicher, dass sie Recht hat. Vielleicht sollte ich wirklich in dem anderen
Zimmer schlafen.«
Alex
rollte sich hastig auf Charlotte, falls sie wirklich daran dachte, aus dem Bett
zu steigen. Er rieb seine Nase zärtlich an ihrer, genau wie sie beide es oft
bei Pippa machten. »Ich hebe es, mit dir verheiratet zu sein, weißt du das?« Er
starrte mit seinen dunklen Augen in ihre, als sähe er ihr bis auf den Grund
ihrer Seele. Das ist beinahe, als würde er sagen »Ich liebe dich«, dachte
Charlotte.
Am
nächsten Morgen war er mürrisch wie ein Bär, dann schnitt er Charlotte
plötzlich eine gequälte Grimasse.
»Geht
es nur mir so?«
»Ich
fühle mich, als hätte mir jemand Juckpulver auf den Körper gestreut«, erwiderte
seine Frau lächelnd.
»Na ja,
wenigstens bin ich nicht allein.« Alex kehrte zu seiner Zeitung zurück und
eilte dann zu seinem Arbeitszimmer. Später an diesem Morgen stieß er einen
unterdrückten Fluch aus und ließ das Stück Papier, das er gerade hielt, fallen.
Robert sah ihn mitfühlend an. Dann trat er vor und reichte seinem Herrn einen
schweren Brief mit der Prägung Außenministerium am oberen Ende.
»Da ist
noch einer«, sagte er.
Alex
las die Nachricht und ein lautes, aus tiefstem Herzen kommendes »Verdammt!«
entfuhr ihm. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er der Einladung, die diese
Seiten beinhalteten, mit Freuden Folge geleistet. Einladung? Es war mehr ein
Befehl, dachte er, als er den mit eleganter Handschrift geschriebenen Brief von
Lord Breksby, dem Außenminister, überflog. Er konnte Charlotte jetzt nicht
allein lassen, dachte er, beim bloßen Gedanken an sie wurde ihm heiß. Aber er
konnte sie nicht mitnehmen, es war viel zu gefährlich. Er zerknüllte das
schwere Pergament in seiner Hand und warf es hitzig in die Ecke.
»Schicken
Sie dem Kerl eine Nachricht und sagen Sie ihm, dass ich ihm um vier Uhr heute
Nachmittag meine Aufwartung machen werde«, fuhr er Robert an. »Und sagen Sie
Lucien, dass ich um fünf in seinem Haus sein werde.« Danach eilte Alex aus dem Arbeitszimmer.
Alex
machte Charlotte in ihrem Atelier ausfindig. Sie runzelte die Stirn, als sie
sich das Porträt ihres dritten Küchenmädchens ansah. Sophie saß bei ihr und
unterhielt sie mit einer Geschichte von Braddons letztem Heiratsantrag, den er
ihr bei einem Ausritt im Hydepark gemacht hatte.
»War
etwas Unerfreuliches in deiner Korrespondenz?«
Charlotte
läutete nach Tee. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Mann wegen der letzten
Nacht oder aus einem anderen Grund so finster dreinblickte.
»Ich
möchte keinen Tee«, sagte Alex ungeduldig. »Sag dem Mädchen, sie soll mir
Brandy bringen.«
Charlotte
kam mit verwirrtem Gesichtsausdruck zurück zum Diwan. Alex trank nachmittags
selten Alkohol, aber er wollte offensichtlich nicht darüber reden, was ihn
beschäftigte. Sophie, die ein untrügliches Gespür für die Launen des männlichen
Geschlechts hatte, nahm bereits ihren Schal und sprach leichthin davon, dass
man sich ja am Abend bei Lady Combes Ball sehen würde.
Charlotte
und Alex kamen an diesem Abend sehr spät zu Lady Combes Ball. Und selbst für
ein Paar, das die Londoner Gesellschaft durch ihr schamlos zärtliches Verhalten
schockiert und erfreut hatte, war ihr Benehmen unerhört. Zum Beispiel tanzte
die Gräfin gerade mit dem ehrenwerten Sylvester Braddock, als ihr Mann auf die
Tanzfläche stürzte und sie ohne Vorwarnung in die Arme nahm. Er lächelte
Sylvester der es sehr gut hinnahm, wie alle meinten - nur an und sagte,
dass er dringend seine Frau im Arm halten müsse. Seine Frau im Arm hatten, also
wirklich! So etwas sagten verheiratete Menschen nicht, stellte Lady Skiffing
pedantisch fest.
Und wie
sie tanzten! Es war unnötig zu sagen, dass man zwischen ihren Körpern kein
Licht sah. Lady Prestlefield schwor, dass sie später am Abend gesehen hatte,
wie die beiden auf einem Balkon stritten. Der Graf von Sheffield und Downes
hatte sein Gesicht im Haar seiner Frau vergraben, aber sie sah stinkwütend aus,
berichtete Lady Prestlefield genüsslich.
Sie war
mehr als stinkwütend. Charlotte war abwechselnd außer sich vor Wut und zu Tode
erschrocken. Alex machte sich auf eine der
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