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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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führte ihn von der ursprünglichen Frage weg: Was empfand er wirklich ob der Auslöschung von Pierre Lamarck? Nichts, war die einzige Antwort, die er finden konnte. Das professionelle Hochgefühl, etwas Schwieriges durchgestanden zu haben, hatte nichts mit Genugtuung zu tun und auch nichts mit der Art seiner Aufgabe. Indem er das Leben von Pierre Lamarck ausgelöscht hatte, hatte er den Planeten von etwas Schädlichem befreit. Er war dadurch nicht reicher geworden - daß er das Geld an sich genommen hatte, war nur ein Schachzug gewesen, ein Vertuschungsmanöver, aber ganz gewiß nicht sein Ziel. Das alles hatte Pams Leben nicht gerächt. Es hatte überhaupt nicht sehr viel geändert. Es war etwa so gewesen, wie wenn man auf ein lästiges Insekt trat - man tat es und ging weiter. Er würde sich nichts anderes einzureden versuchen, aber genausowenig würde sein Gewissen ihm zusetzen, und das genügte für den Augenblick. Sein kleines Experiment war erfolgreich gewesen. Nach all der geistigen und körperlichen Vorbereitung hatte er sich der vor ihm liegenden Aufgabe gewachsen gezeigt. Kellys Verstand stellte sich hinter geschlossenen Augen auf die vor ihm liegende Mission ein. Da er schon bessere Männer als Pierre Lamarck getötet hatte, konnte er nun voller Zuversicht daran denken, schlimmere als den Zuhälter aus New Orleans umzulegen.
    Diesmal statteten sie ihm einen Besuch ab, registrierte Greer mit zufriedener Miene. Im großen und ganzen war die Gastlichkeit des CIA besser. James Greer hatte für einen Parkplatz im VIP-Bereich - was beim Pentagon immer unsicherer und schwieriger zu regeln war - und ein sicheres Konferenzzimmer gesorgt. Cas Podulski suchte sich mit Bedacht einen Platz am hinteren Ende, nahe bei den Schlitzen der Klimaanlage, wo sein Rauchen niemanden belästigen würde.
    »Dutch, du hattest recht mit dem Kleinen«, sagte Greer, der getippte Abschriften der handschriftlichen Notizen austeilte, die vor zwei Tagen eingetroffen waren.
    »Jemand hätte ihn mit vorgehaltener Waffe in die Schule für Offiziersanwärter bringen müssen. Er wäre die Sorte von Unteroffizier geworden, die wir selber mal waren.«
    Podulski am Ende des Tisches lachte in sich hinein. »Kein Wunder, daß er raus ist«, sagte er mit einem leicht bitteren Unterton.
    »Ich würde mich hüten, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen«, bemerkte Greer ebenfalls ein wenig lachend. »Ich hab letzte Woche eine ganze Nacht damit zugebracht, seine Papiere durchzugehen. Der Kerl ist ein Raubtier, wenn es ums Kämpfen geht.«
    »Ein Raubtier?« fragte Maxwell mit leicht mißbilligendem Ton in der Stimme. »Du meinst wohl eher ein Vollblut, James?«
    Vielleicht ein Kompromiß, dachte Greer. »Ein Selbstgänger. Er hatte drei Kommandanten, und die haben ihn bei jedem seiner Alleingänge unterstützt, bis auf einen.«
    »PLASTIC FLOWER? Der Politoffizier, den er umgelegt hat?«
    »Stimmt. Sein Lieutenant war deswegen fuchsteufelswild, aber wenn es stimmt, was er hat mitansehen müssen, dann kann man ihm höchstens zur Last legen, daß er nicht auf andere Weise eingegriffen hat.«
    »Ich habe das auch gelesen, James. Und ich bezweifle, ob ich mich hätte zurückhalten können«, sagte Cas und sah von den Notizen auf. Einmal ein Kampfpilot, immer ein Kampfpilot. »Schaut euch das an, sogar seine Grammatik ist gut!« Trotz seines Akzents hatte Podulski sich größte Mühe gegeben, die Sprache seiner neuen Heimat zu lernen.
    »Eine Jesuitenschule«, erläuterte Greer. »Ich bin unsere interne Einschätzung von KINGPIN durchgegangen. Kellys Analyse spürt alle wichtigen Punkte auf, außer wo er die Dinge beim Namen nennt.«
    »Wer hat das für den CIA analysiert?« fragte Maxwell.
    »Robert Ritter. Er ist ein Europa-Spezialist, den sie hinzugezogen haben. Guter Mann, etwas kurz angebunden, kennt sich aber aus.«
    »Einer, der mit Einsätzen zu tun hat?« fragte Maxwell.
    »Richtig.« Greer nickte, »Hat gute Arbeit am Standort Budapest geleistet.«
    »Und warum«, wollte Podulski wissen, »haben sie einen Kerl von dieser Abteilung im Haus hinzugezogen, um das Unternehmen KINGPIN durchzugehen?«
    »Ich denke, du weißt die Antwort, Cas«, beschied ihm Maxwell.
    »Wenn BOXWOOD GREEN läuft, brauchen wir einen Einsatzmenschen aus diesem Haus. Das ist unabdingbar. Ich kann nicht alles allein regeln. Sind wir uns da einig?« Greer blickte über den Tisch und sah die anderen widerstrebend nicken. Podulski sah wieder in seine Dokumente, bevor er sagte,

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