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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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haben sie auf Pillen gesetzt damit sie die richtige Einstellung hatte, stimmt's?« fragte die körperlose Stimme. Lamarck konnte sich schon kaum mehr erinnern, wie der Mann ausgesehen hatte.
    »Das war reines Geschäft. Also Sie haben sie getroffen; sie war toll zu vögeln, nicht?«
    »Das war sie gewiß.«
    »Ich hätte sie besser abrichten sollen, dann hätten Sie sie wieder haben können, anstatt - was, sagten Sie?«
    »Sie ist tot«, teilte ihm Kelly mit und langte in die Tasche. »Jemand hat sie umgebracht.«
    »So? Ich hab's nicht getan!« Lamarck schien es, als stünde er vor einer letzten Prüfung, einer, die er nicht verstand und die auf Regeln beruhte, die er nicht kannte.
    »Ja, ich weiß«, sagte Kelly, während er den Schalldämpfer auf die Pistole schraubte. Lamarck sah das irgendwie, weil sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Seine Stimme wurde zu einem schrillen Schnarren.
    »Also, warum machen Sie das dann?« sagte der Mann, zu verdutzt, um zu schreien, zu gelähmt von der Ungereimtheit der wenigen letzten Minuten und davon, wie sein Leben von der Normalität seiner Stammkneipe nur gute zehn Meter davon entfernt vor einer fensterlosen Backsteinmauer an sein Ende gelangen konnte, dabei mußte er doch unbedingt eine Antwort haben. Irgendwie war das wichtiger als die Flucht, die, soviel war ihm klar, ohnehin von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
    Kelly dachte ein oder zwei Sekunden darüber nach. Er hätte vieles sagen können, aber es war nur fair, entschied er, dem Mann die Wahrheit zu sagen, als er die Waffe rasch und endgültig zog.
    »Übungshalber.«

14 Lektionen lernen
    Der Frühflug von New Orleans zurück nach Washington war für eine Filmvorführung zu kurz, und Kelly hatte bereits gefrühstückt. Er beließ es bei einem Glas Saft an seinem Fensterplatz und war dankbar, daß der Flug nur zu einem Drittel belegt war, denn, wie er das nach jedem Kampfeinsatz in seinem Leben getan hatte, ging er alle Einzelheiten noch einmal durch. Das hatte er sich bei den SEALs so angewöhnt. Nach jeder Übungsstunde hatten sie eine Besprechung abgehalten, die von verschiedenen Kommandanten jeweils unterschiedlich benannt worden war, »Manöverkritik« schien im Augenblick am geeignetsten.
    Sein erster Fehler war ebenso auf einen Wunsch wie auf ein Versehen zurückzuführen. Weil er Lamarck im Dunkeln hatte sterben sehen wollen, war er zu nahe an ihn herangetreten und hatte dabei vergessen, daß Kopfwunden oft ungeheuer heftig bluten. Er war vor dem spritzenden Blut weggesprungen wie ein Kind, das in seinem Hof vor einer Wespe ausreißt, aber er hatte ihm nicht ganz ausweichen können. Das Gute war, daß er nur diesen einen Fehler gemacht hatte; und seine dunkle Kleidung hatte in diesem Fall die Gefahr begrenzt. Lamarcks Wunden waren augenblicklich und eindeutig tödlich gewesen. Der Zuhälter war so schlaff wie eine Gliederpuppe zu Boden gefallen. An den beiden Schrauben, die Kelly oben an seiner Pistole angebracht hatte, war ein kleiner Stoffbeutel befestigt, den er selbst genäht hatte, und dieser Beutel hatte die beiden leeren Patronenhülsen aufgefangen. Die Polizei würde bei der Untersuchung des Schauplatzes diese wertvollen Beweisstücke nicht finden. Sein Schlag war erfolgreich ausgeführt, nur ein weiteres anonymes Gesicht in einer großen und anonymen Bar.
    Der hastig ausgewählte Platz für die ›Exekution‹ hatte sich auch als günstig erwiesen. Er erinnerte sich, wie er die Gasse entlanggegangen war und sich wieder zwischen die Passanten auf dem Gehsteig gemischt hatte, bis zu seinem Auto gelaufen und dann ins Motel zurückgefahren war. Dort hatte er sich umgezogen, Hose und Hemd mit den paar Blutflecken und sicherheitshalber auch noch die Unterwäsche zusammengebündelt und in eine Plastiktüte gestopft die er über die Straße getragen und in die Abfalltonne eines Supermarkts geworfen hatte. Wenn die Kleidungsstücke entdeckt wurden, konnte man sie ebensogut für die beschmutzte Kleidung eines nachlässigen Fleischverkäufers halten. Niemand hatte gesehen, daß er mit Lamarck zusammengewesen war. Der einzig helle Ort, an dem sie gesprochen hatten, war die Toilette der Bar, und da war ihm das Glück oder seine Umsicht - hold gewesen. Das Stück Gehsteig, auf dem sie miteinander gegangen waren, war zu dunkel und zu anonym. Unter Umständen könnte ein zufälliger Beobachter, der Lamarck vielleicht gekannt hatte, einem Ermittlungsbeamten eine grobe Vorstellung von Kellys Größe

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