01 - Gnadenlos
auch. Brauchen Sie vielleicht noch etwas anderes?«
Kelly hüstelte und ging ein paar Schritte, weil er wollte, daß Lamarck ihm nachging, was dieser auch prompt tat. »Vielleicht was, na ja, was uns in Stimmung bringt?«
»Das kann ich auch erledigen«, sagte Lamarck, während sie sich einer Gasse näherten.
»Ich glaube, ich hab Sie schon mal getroffen, vor ein paar Jahren. Ich erinnere mich noch an das Mädchen, ja echt, sie hieß... Pam? Ja, Pam. Dünn, hellbraunes Haar.«
»O ja, mit der konnte man viel Spaß haben. Ist nicht mehr bei mir«, sagte Lamarck leichthin. »Aber ich habe eine Menge andere. Ich beliefere Männer, die es gern jung und knakkig haben.«
»Dessen bin ich mir sicher«, sagte Kelly und griff sich hinter den Rücken. »Sie sind alle auf - ich meine, sie nehmen alle Sachen, die sie... «
»Glücksbringer, Mister. Damit sie immer in Partystimmung sind. Eine Lady muß doch die richtige Einstellung haben.« Lamarck blieb am Eingang der Gasse stehen und sah nach draußen, vielleicht aus Sorge wegen der Bullen, was Kelly gerade zupaß kam. Hinter ihm - er hatte sich nicht die Mühe gemacht, nachzusehen - befand sich eine dunkle, kaum erleuchtete Flucht blanker Backsteinmauern, von nichts anderem als Abfalltonnen und streunenden Katzen bevölkert und am anderen Ende offen. »Schauen wir mal. Vier Mädchen für den Rest des Abends, sagen wir mal, und ein bißchen was, um die Party in Schwung zu bringen... fünfhundert sollten reichen. Meine Mädchen sind nicht billig, aber Sie werden was für Ihr Geld... «
»Beide Hände hoch«, sagte Kelly, die Automatik wenige Zentimeter vor der Brust des Mannes im Anschlag.
Lamarcks erste Reaktion war ein ungläubiges Gestammel. »Mister, das ist eine sehr dumme... «
Kellys Stimme klang absolut geschäftsmäßig. »Mit einer Waffe zu diskutieren, ist noch dümmer, mein Herr. Drehen Sie sich um und gehen Sie die Gasse entlang, dann könnten Sie es vielleicht noch zu einem Schlummertrunk bis zur Bar schaffen.«
»Sie müssen ganz schön dringend Geld brauchen, um etwas so Dummes zu probieren«, sagte der Zuhälter und versuchte so, eine unterschwellige Drohung anzubringen.
»Lohnt es sich, für Ihr Geld zu sterben?« fragte Kelly nüchtern. Lamarck wog die Chancen ab und drehte sich um, um im Schatten zu verschwinden.
»Stopp!« sagte Kelly nach fünfzig Metern, immer noch hinter der blanken Mauer der Bar oder vielleicht einer anderen von derselben Sorte. Mit dem linken Arm packte er den Mann am Genick und stieß ihn gegen die Backsteine. Seine Augen suchten dreimal die Gasse nach rechts und links ab. Seine Ohren lauschten auf Geräusche, die sich vom Verkehrslärm und der verzerrten Musik abhoben. Im Augenblick war es still und sicher. »Geben Sie mir Ihre Waffe ganz vorsichtig.«
»Ich habe... « Der Klang eines aufschnappenden Hahns war so nah am Ohr schrecklich laut.
»Seh ich so blöd aus?«
»Okay, okay«, sagte Lamarck, dessen Stimme jedes bißchen ihrer üblichen Geschmeidigkeit eingebüßt hatte. »Bleiben wir cool. Es ist schließlich nur Geld.«
»Das ist klug«, sagte Kelly anerkennend. Eine kleine Automatik kam zum Vorschein. Kelly steckte den rechten Zeigefinger in den Abzugsring. Es war nicht ratsam, Fingerabdrücke an der Waffe zu hinterlassen. Er riskierte schon genug, und so sorgfältig er auch bisher gewesen war, jetzt waren die Gefahren seiner Handlungsweise doch auf einmal sehr real und sehr groß. Die Pistole paßte schön in seine Jackentasche.
»Dann wollen wir jetzt mal das Bündel sehen.«
»Hier, Mann.« Lamarck begann die Kontrolle zu verlieren. Das war sowohl gut wie schlecht. Gut, weil es erfreulich anzusehen war. Schlecht, weil ein verängstiger Mann etwas Dummes anstellen konnte. Anstatt sich zu entspannen, wurde Kelly sogar noch wachsamer.
»Danke schön, Mr. Lamarck«, sagte Kelly höflich, um den Mann zu beruhigen.
Gerade da wackelte er etwas, und sein Kopf drehte sich etwa ein paar Zentimeter, als sein Bewußtsein sich durch die sechs Drinks dieses Abends wieder hervorarbeitete. »Einen Augenblick mal - Sie sagten, Sie haben Pam gekannt.«
»Habe ich«, antwortete Kelly.
»Aber warum... «Er drehte sich weiter um, bis er ein Gesicht erblickte, das in Dunkelheit getaucht war, nur die Augen glitzerten von ihrer eigenen Feuchtigkeit, der Rest des Gesichts war nur ein weißer Schatten.
»Sie sind einer der Kerle, die ihr Leben ruiniert haben.«
Empörung: »He, Mann, sie ist zu mir gekommen!«
«Und Sie
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