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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Stunde danach kam er in seiner Wohnung in Baltimore an. Es war Mittagszeit, und er machte sich ein paar Sandwiches, die er mit Cola hinunterspülte. Er hatte sich heute nicht rasiert, und als er in den Spiegel sah, bemerkte er, daß seine dichten Stoppeln einen Schatten in seinem Gesicht bildeten. Das würde er so lassen. Kelly ging ins Schlafzimmer zu einem ausgiebigen Nickerchen.
    Die zivilen Bauarbeiter ve rstanden wahrlich nicht, was das sollte, aber sie wurden dafür bezahlt. Mehr verlangten sie nicht, sie hatten Familien zu ernähren und Häuser abzuzahlen. Die Gebäude, die sie eben errichtet hatten, waren im wahrsten Sinne spartanisch: reine Betonklötze, ohne irgendwelche sanitären Einrichtungen, nach sonderbaren Maßen gefertigt, mit keinem amerikanischen Bau zu vergleichen, nur das Baumaterial war einheimisch. Größe und Form schienen einem ausländischen Bauhandbuch entnommen zu sein. Alle Maße waren metrisch, bemerkte ein Arbeiter, wenn auch die tatsächlichen Pläne in Inches und Feet angegeben waren, wie es bei amerikanischen Gebäuden üblich war. Es war ein ziemlich einfacher Job gewesen, da der Bauplatz schon planiert war, als sie anrückten. Einige Bauarbeiter hatten bei der Armee gedient, sogar einige ehemalige Marinesoldaten waren darunter, und sie fühlten sich zwischen Freude und Unbehagen hin- und hergerissen, daß sie sich auf dieser großflächigen Marinebasis in den bewaldeten Hügeln im nördlichen Virginia befanden. Auf der Fahrt zur Baustelle konnten sie morgens die Trupps der Offiziersanwärter die Straßen entlangjoggen sehen. So viele prächtige junge Kerle mit kahlgeschorenen Köpfen, hatte sich ein früherer Corporal der Marine gerade heute morgen gedacht. Wie viele würden ihre Ernennungsurkunden erhalten? Wie viele würden drüben stationiert werden? Wie viele würden vorzeitig wieder nach Hause verfrachtet werden, in Stahlkisten? Natürlich konnte er das nicht vorhersehen oder beeinflussen. Er hatte seine Zeit in der Hölle abgeleistet und war ohne einen Kratzer zurückgekehrt, was dem ehemaligen Infanteristen noch immer bemerkenswert vorkam, der allzu oft den Überschallknall von Gewehrkugeln gehört hatte. Allein die Tatsache, daß er überlebt hatte, war verblüffend.
    Die Dächer waren fertig. Schon bald würde es an der Zeit sein, die Baustelle endgültig zu verlassen, und das nach nur drei Wochen gut bezahlter Arbeit. Siebentagewochen allerdings. Jeden Arbeitstag hier hatte er dazu eine Menge Überstunden geleistet. Irgend jemand hatte gewollt, daß dieser Bau in aller Eile hochgezogen wurde. Da war so einiges merkwürdig. Zum Beispiel die Parkplätze. Eine geteerte Fläche für hundert Wagen. Jemand malte gerade die weißen Streifen hin. Für Gebäude ohne sanitäre Anlagen? Das Sonderbarste aber war sein gegenwärtiger Job, den er zugeteilt bekommen hatte, weil der Kapo ihn mochte. Spielplatzausrüstung. Eine große Schaukel. Ein riesiges Klettergerüst. Ein Sandkasten mit einer halben Lastwagenladung voll Sand. All das, worin sein zweijähriger Sohn eines Tages herumtollen würde, wenn er alt genug für den Kindergarten in einer der Schulen von Fairfax County war. Aber auch so etwas mußte erst mal zusammengesetzt werden, und der ehemalige Marinecorporal fummelte sich mit zwei Kollegen durch die Pläne, ganz wie Väter in einem Hinterhof, und rätselte, welche Schraube nun wohin gehörte. Sie hatten bei einem Regierungsauftrag keine Fragen zu stellen, auch nicht als Mitglieder der Arbeitergewerkschaft. Außerdem war die Militärmaschinerie sowieso nicht zu verstehen, dachte er. Die Streitkräfte gingen nach einem Plan vor, in dem sich kein Mensch wirklich auskannte, und wenn sie ihm dafür Überstunden bezahlten, dann ergab das schon nach drei Tagen hier eine weitere Monatsrate für das Haus. Solche Arbeiten waren vielleicht verrückt, aber das Geld war nicht zu verachten. Das einzige, was ihm dabei nicht so gut gefiel, war der Anfahrtsweg. Vielleicht würden sie mal was genauso Verrücktes in Fort Belvoir kriegen, hoffte er, als er das letzte Teil des Klettergerüsts festschraubte. Von seinem Haus wäre er mit dem Auto in etwa zwanzig Minuten dort. Aber das Heer war ein bißchen vernünftiger als die Marine. Das mußte so sein.
    »Was gibt's Neues?« fragte Peter Henderson Wally Hicks beim Abendessen in der Nähe des Capitolhügels. Sie kannten sich aus Neuengland, der eine war Harvard-Absolvent, der andere von der Brown-Universität. Und nun arbeitete der eine als

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