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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gottes, Mann, versetze dich in meine Lage. Was hättest du an meiner Stelle getan? Was würdest du an meiner Stelle empfinden?« Er bekam keine Antwort außer einem Seufzer der Scham und Verzweiflung.
    »Soll ich euch denen wieder zum Foltern überlassen? Ich könnte es. Sechs Männer sind in diesem Lager gestorben, hast du das gewußt? Bevor ich hierher kam, sind sechs Männer umgekommen. Ich habe das unterbunden! Seit meiner Ankunft ist nur noch einer gestorben - nur einer, und um den habe ich geweint, Robin, daß du es weißt! Major Vinh, diesen kleinen Faschisten, würde ich mit Freuden umbringen. Ich habe dich gerettet! Alles in meiner Macht Stehende habe ich getan und habe um mehr gebeten. Ich gebe dir von meinem eigenen Essen ab. Robin; Sachen, die mir Marina schickt!«
    »Und ich habe dir erzählt, wie ihr amerikanische Piloten vom Himmel holen könnt... «
    »Nur, wenn sie mein Land angreifen, nur dann kann ich ihnen weh tun. Nur, wenn sie mein Volk zu töten versuchen, Robin! Möchtest du, daß sie meine Familie auslöschen?«
    »So ist es doch nicht!«
    »Doch, so ist es. Siehst du denn nicht? Das ist kein Spiel, Robin. Du und ich, wir beide betreiben das Geschäft des Todes. Und um Leben zu retten, mußt du auch welches vernichten.«
    Hoffentlich sieht er es bald ein, dachte Grischanow. Er war ein kluger Mann, ein vernünftiger Mann. Sobald er die Zeit haben würde, die Fakten genau zu prüfen, würde er einsehen, daß das Leben besser war als der Tod, und vielleicht konnten sie wieder Freunde sein. Einstweilen, sagte sich Kolja, habe ich dem Mann jedenfalls das Leben gerettet. Auch wenn dieser Amerikaner mich dafür verflucht, die Atemluft, mit der er seinen Fluch spricht, verdankt er mir. Oberst Grischanow würde diese Bürde mit Stolz tragen. Er hatte seine Informationen bekommen und dabei ein Leben gerettet, wie es sich für einen Abwehrpiloten der Luftverteidigungsstreitkräfte gehörte, der seinen wirklichen Lebensschwur als verängstigter und verwirrter Junge auf dem Weg von Moskau nach Gorkij geleistet hatte.
    Kelly sah, daß der Russe rechtzeitig zum Abendessen aus dem Gefangenenblock kam. Er hielt ein Notizbuch in der Hand, zweifellos voller Informationen, die er aus den Gefangenen herausgepreßt hatte.
    »Deinen räudigen roten Arsch werden wir schon kriegen«, flüsterte Kelly vor sich hin. »Sie werden drei Phosphorgranaten durch dieses Fenster schmeißen, Kumpel, und dich zum Abendessen weichkochen - zusammen mit deinen ganzen verfluchten Aufzeichnungen. Jawohl.«
    Er spürte es jetzt wieder, dieses persönliche Vergnügen, zu wissen, was kommen würde, die gottgleiche Befriedigung, in die Zukunft zu blicken. Er nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche. Auf keinen Fall durfte er austrocknen. Es wurde zunehmend schwieriger, Geduld zu bewahren. In seinem Blickfeld befand sich ein Gebäude mit zwanzig einsamen, verängstigten und schwer angeschlagenen Amerikanern, und obwohl er noch keinen von ihnen kennengelernt und nur von einem den Namen kannte, war es die Aufgabe wert. Ansonsten versuchte er sich auf sein Latein aus der High-School zu besinnen. Etwa morituri non cognant. Die Todgeweihten sind ahnungslos. Das war Kelly ganz recht.
    »Morddezernat.«
    »Hallo, ich versuche, Lieutenant Frank Allen zu erreichen.«
    »Am Apparat«, antwortete Allen. Er war an diesem Montagvormittag erst seit fünf Minuten an seinem Schreibtisch.
    »Wer spricht?«
    »Sergeant Peter Meyer aus Pittsburgh«, erwiderte die Stimme. »Captain Dooley hat mich an Sie verwiesen, Sir.« »Mit Mike habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesprochen. Schaut er sich immer noch so gern die Spiele der Pirates an?«
    »Jeden Abend, Lieutenant. Ich guck mir selber auch manchmal ein Spiel an.« Baseballfans verstehen sich immer. »Was kann ich für Sie tun?« fragte Allen.
    »Lieutenant, ich habe Informationen für Sie. Zwei Morde, beide Opfer waren weiblich, junge Frauen Anfang Zwanzig.«
    »Bleiben Sie bitte dran.« Allen holte ein Blatt. »Woher haben Sie das?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht preisgeben. Es ist noch nicht offiziell. Ich bin dabei das zu ändern, aber es kann noch eine Weile dauern. Kann ich weitermachen?«
    »Aber klar. Namen der Opfer?«
    »Das letzte hieß Pamela Madden - noch gar nicht lange her, erst vor ein paar Wochen.«
    Lieutenant Allen bekam ganz große Augen. »Mein Gott der Mord an der Fontäne. Und das andere?«
    »Die hieß Helen, war irgendwann im letzten Herbst. Beides recht

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