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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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benommen vom Schlaf, um dem allem folgen zu können. Selbst unter der Folter hätte er nicht sagen können, wie er mitten in diese Affäre geraten war.
    »Wo ist John?«
    Sandy O'Toole sah von ihrer Schreibtischarbeit auf. Ihre Schicht war bald vorüber, und Professor Rosens Frage brachte eine Sorge wieder an die Oberfläche, die sie seit über einer Woche erfolgreich niedergekämpft hatte.
    »Außer Landes. Warum?«
    »Heute hat mich die Polizei angerufen. Sie suchen nach ihm.«
    O Gott. »Warum?«
    »Hat man mir nicht gesagt.« Rosen blickte sich um. Sie waren allein auf der Schwesternstation. »Sandy, ich weiß, er hat irgendwelche Sachen gemacht - ich glaube zu wissen, was, aber ich habe nichts... «
    »Ich habe auch nichts von ihm gehört. Was sollen wir tun?«
    Rosen verzog das Gesicht und sah zur Seite, bevor er antwortete. »Als brave Bürger sollten wir mit der Polizei zusammenarbeiten - aber wir machen das nicht, oder? Keine Ahnung, wo er ist?«
    »Er hat mir was gesagt, aber ich soll nicht... er macht etwas für die Regierung... drüben in... « Sie konnte den Satz nicht beenden, weil sie das Wort nicht über ihre Lippen brachte. »Er hat mir eine Nummer hinterlassen, wo ich anrufen kann. Ich habe keinen Gebrauch davon gemacht.«
    »Ich würd's an Ihrer Stelle tun«, sagte ihr Rosen und ging.
    Es war nicht recht. Er war weit weg auf einer bedenklichen und wichtigen Mission, und bei seiner Rückkehr würde gleich die Polizei auf ihn warten. Schwester O' Toole kam es so vor, als ob die Ungerechtigkeit der Welt noch nie so schlimm gewesen wäre. Aber sie irrte sich.
    »In Pittsburgh?«
    »Das hat er gesagt«, bekräftigte Henry.
    »Echt klasse übrigens, daß du ihn als deinen Mann im Polizeidienst hast. Absolut profimäßig«, sagte Piaggi voller Hochachtung.
    »Er hat gemeint, wir sollten uns schnell darum kümmern. Sie hat bis jetzt noch nicht viel verraten.«
    »Sie hat alles gesehen?« Piaggi brauchte nicht hinzuzufügen, daß er das wiederum für überhaupt nicht profimäßig hielt. »Henry, Leute an der Kandarre zu halten, ist eine Sache, sie zu Zeugen zu machen, ist eine andere.«
    »Tony, ich werde mich darum kümmern, aber wir müssen das Problem echt schnell angehen, kapiert?«
    Henry Tucker sah sich schon auf den letzten Metern, und hinter dem Zielstrich waren sowohl Sicherheit wie Wohlstand. Daß fünf weitere Menschen sterben mußten, um ihn über diese Linie zu bringen, war nach dem bereits gelaufenen Rennen eine Kleinigkeit.
    »Mach weiter.«
    »Der Nachname lautet Brown. Vorname Doris. Ihr Vater heißt Raymond.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Die Mädchen sprechen doch miteinander. Ich habe den Namen der Straße und alles. Du hast die Verbindungen. Ich möchte, daß du sie spielen läßt. Und zwar bald.«
    Piaggi notierte sich Tuckers Angaben. »Okay. Unsere Verbindungsleute in Philly können das erledigen. Wird nicht billig werden, Henry.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet.«
    Das Flugdeck sah richtig verlassen aus. Alle vier kurzfristig der Ogden zugeteilten Fluggeräte waren nun weg, und das Deck diente wieder in seiner früheren Funktion als der offizielle Marktplatz des Schiffs. Die Sterne waren immer noch die gleichen, nun, da das Schiff wieder unter klarem Himmel fuhr, und zu dieser frühen Stunde hing die Sichel eines abnehmenden Monds hoch am Himmel. Matrosen waren jedoch gerade nicht auf Deck. Wer um diese Zeit wach war, hatte Dienst, aber für Kelly und die Marines war der Tag/Nacht-Rhythmus durcheinandergeraten, und die grauen Stahlwände ihrer Kabinen waren zu beengend für ihre Gedanken. Das Kielwasser des Schiffs zeigte ein seltsames, leuchtendes Grün, was von dem durch die Schiffsschrauben aufgewirbelten Fotoplankton herrührte, und hinterließ eine lange Spur, die seinen Weg anzeigte. Ein halbes Dutzend Männer standen achtern und starrten wortlos darauf.
    »Es hätte erheblich schlimmer kommen können, wissen Sie.« Kelly drehte sich um. Es war Irvin. Es konnte nur er sein.
    »Hätte aber auch erheblich besser sein können, Sergeant.«
    »War also kein Zufall, daß sie gerade da aufgekreuzt sind, hm?«
    »Ich glaube nicht, daß ich das verraten darf. Genügt diese Antwort?«
    »Ja, Sir. Und unser Herr Jesus sagte, ›Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.‹«
    »Und was ist, wenn sie es doch wissen?«
    Irvin gab ein Knurren von sich. »Ich denke, Sie kennen meine Einstellung. Wer immer es auch war, sie hätten uns alle umbringen

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