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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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offenbar auch einen guten Pfarrer gehabt. Man würde sie vermissen, und Menschen würden mit großem Bedauern an sie zurückdenken... Aber die Akte auf Ryans Schreibtisch handelte von Leuten, um die sich außer den Polizeibeamten niemand kümmerte. Das verschlimmerte die Sache, weil eben nicht bloß Cops in Ausübung ihres Berufs um die Toten trauern sollten. Erschwerend kam hinzu, daß eine weitere neue Vorgehensweise in einer Kette von Morden aufgetaucht war, die irgendwie zusammenhingen, aber nicht so, daß es einen Sinn ergab. Das war nicht ihr Unsichtbarer gewesen. Zugegeben, auch hier war eine .22er benutzt worden, aber er hatte schon zweimal die Möglichkeit gehabt, Unschuldige umzubringen. Er hatte Virginia Charles verschont und sich selbst zusätzlichen Gefahren ausgesetzt, um Doris Brown am Leben zu erhalten. Er hatte sie wahrscheinlich vor Farmer und Grayson und sogar noch jemand anderem gerettet...
    »Detective«, fragte Ryan, »in welchem Zustand befand sich die Tote?«
    »Was meinen Sie?«
    Schon als ihm die Frage in den Sinn gekommen war, fand er sie absurd, aber der Mann am anderen Ende der Leitung würde schon verstehen. »Wie war ihr körperliche Zustand?«
    »Die Autopsie ist erst morgen, Lieutenant. Sie war ordentlich angezogen sauber, das Haar in Ordnung, sah ziemlich anständig aus.« Bis auf die beiden Löcher im Hinterkopf, brauchte der Mann nicht hinzuzufügen.
    Douglas las in den Gedanken seines Kollegen und nickte. Jemand hat sich die Mühe gemacht, sie gesund zu pflegen. Das war ein Ansatzpunkt.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir alles schicken, was nützlich sein könnte. Damit wird uns wie Ihnen geholfen«, versicherte ihm Ryan.
    »Irgendein Kerl hat einige Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu ermorden. So was sehen wir nicht häufig. Mir gefällt das überhaupt nicht«, fügte der Kriminalbeamte hinzu. Es war eine sehr kindliche Schlußfolgerung, aber Ryan verstand voll und ganz. Wie sollte er es sonst sagen?
    Es konnte im wahrsten Sinne des Wortes ein sicheres Haus genannt werden. Das stattliche Gebäude befand sich auf einem Grundstück in der welligen Hügellandschaft Virginias, dazu kam ein Stall mit zwölf Boxen, der zur Hälfte mit Jagdpferden belegt war. Der Mann, der im Grundbuch eingetragen war, besaß noch ein weiteres Grundstück in der Nachbarschaft. Er hatte dieses hier an den CIA verpachtet - das heißt, eigentlich an eine Scheinfirma, die nur auf dem Papier und als Postfachadresse existierte -, weil er beim militärischen Geheimdienst OSS gewesen war und außerdem das Geld gut gebrauchen konnte. Von außen war nichts Ungewöhnliches zu erkennen, doch bei näherem Hinsehen fiel auf, daß Türen und Türrahmen aus Stahl und die Fenster ungewöhnlich dick und versiegelt waren. Das Gebäude war so sicher vor einem Angriff von außen oder einem Ausbruchsversuch von innen wie ein Hochsicherheitsgefängnis; es sah nur sehr viel schöner aus.
    Grischanow fand Kleidung für sich und Rasiersachen vor, mit denen er sich keinen Schaden zufügen konnte. Der Badezimmerspiegel war aus blankem Stahl und der Zahnputzbecher aus Lackpappe. Das Ehepaar, das das Haus bewohnte, sprach passabel Russisch und war überaus freundlich. Die beiden wußten über ihren neuen Gast bereits Bescheid - sie waren eher Überläufer gewohnt -, aber alle, die zu ihnen kamen, standen unter dem »Schutz« einer Gruppe von vier Sicherheitsbeamten. Zwei dieser Beamten wohnten ständig in der Hausmeisterwohnung neben den Stallungen.
    Wie üblich hatte sich ihr Gast noch nicht an den Örtlichen Zeitrhythmus angepaßt. Dieses irritierende Unbehagen machte ihn gesprächig. Zu ihrer Überraschung hatten sie Anweisungen erhalten, die Gespräche auf Alltägliches zu beschränken. Die Hausherrin machte ihm ein Frühstück - stets die beste Mahlzeit für einen vom Jetlag Geplagten -, während ihr Mann ein Gespräch über Puschkin begann und erfreut war, daß sich Grischanow wie viele Russen intensiv mit Literatur beschäftigte. Der Sicherheitsbeamte lehnte am Türrahmen, bloß um die Dinge im Auge zu behalten.
    »Die Dinge, die ich tun muß, Sandy... «
    «Ja, ich verstehe«, sagte sie bestimmt. Es überraschte sie beide, wie fest ihre Stimme klang, wie entschieden. »Früher konnte ich das noch nicht, aber jetzt verstehe ich es.«
    »Als ich drüben war« - war es wirklich erst drei Tage her? - »habe ich an dich gedacht. Ich muß mich bei dir bedanken«, sagte er ihr.
    »Wofür?«
    Kelly blickte auf den

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