01 - Gnadenlos
wurde. Er wollte nur, daß der verdammte Krieg zu Ende ging, genauso wie Wally. Die Männer in jenem Lager waren zwar zu bedauern, aber manche Dinge ließen sich nicht ändern. »Was genau ist denn passiert?«
»Das weiß noch niemand. Möchtest du, daß ich es herausfinde?«
Peter nickte. »Sieh dich vor. Das sollte die Geheimdienstkommission erfahren, wenn der ›Dienst‹ solche Scheiße baut. Ich kann ihr die Informationen vermitteln. Aber du mußt behutsam vorgehen.«
»Kein Problem. Ich weiß mittlerweile schon, was Roger für Streicheleinheiten braucht.« Hicks zündete sich den ersten Joint an diesem Abend an, was seinem Gast gar nicht gefiel.
»Wenn du so weitermachst, kannst du deine Sicherheitseinstufung verlieren, weißt du das?«
»Na und, dann muß ich eben bei Papa einsteigen und ein paar Mille an der Wall Street machen.«
»Wally, möchtest du das System verändern, oder willst du, daß andere Leute es so belassen, wie es ist?«
Hicks nickte. »Na ja, eigentlich schon.«
Dank Rückenwind konnte die KC-135 den Sprung von Hawaii zur Ostküste schaffen, ohne noch einmal aufzutanken, und diesmal landete sie sanft. Kellys Schlafrhythmus war nun wieder im Lot. Es war fünf Uhr nachmittags, und in weiteren fünf Stunden würde er wieder schlafen können.
»Kann ich ein oder zwei Tage Urlaub haben?«
»Wir brauchen Sie noch einmal in Quantico zu einer ausführlichen Nachbesprechung«, sagte ihm Ritter, der vom langen Flug steif und mißgelaunt war.
»Fein, dann werde ich also nicht in Gewahrsam genommen oder so. Kann mich jemand nach Baltimore bringen?«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Greer, als das Flugzeug zum Stillstand kam.
Zwei Sicherheitsoffiziere des CIA waren als erste auf der Gangway, noch bevor die übergroße Laderaumtür aufschwang. Ritter weckte den Russen auf.
»Willkommen in Washington.«
»Bringen Sie mich zu meiner Botschaft?« fragte er hoffnungsvoll. Ritter lachte ihm fast ins Gesicht.
»Jetzt noch nicht. Aber wir finden schon ein nettes, gemütliches Plätzchen für Sie.«
Grischanow war zu groggy, um Einwände zu erheben. Er rieb sich den Kopf, brauchte unbedingt etwas gegen das Hämmern in seinem Schädel. Er ging mit den Sicherheitsoffizieren die Treppe hinunter zum wartenden Wagen. Dieser machte sich sofort auf den Weg zu einem sicheren Haus in der Nähe von Winchester, Virginia.
»Vielen Dank für den Versuch, John«, sagte Admiral Maxwell und ergriff die Hand des jüngeren Mannes.
»Es tut mir leid für das, was ich vorher gesagt habe«, meinte Cas. »Sie hatten recht.« Auch auf sie wartete ein Auto. Kelly sah zu, wie sie einstiegen.
»Was passiert jetzt mit ihnen?« fragte Greer.
James zuckte mit den Achseln und ging vor Kelly die Treppe hinunter. Der Lärm des Flugzeugs machte seine Worte schwer verständlich. »Dutch war nahe daran, eine Flotte und vielleicht einen Posten im Führungsstab der Marine zu bekommen. Damit, schätze ich, ist es jetzt vorbei. Die Operation - nun ja, sie war sein Baby, und es wurde nicht geboren. Das ist das Aus für ihn.«
»Das ist nicht fair«, sagte Kelly laut. Greer wandte sich um.
»Nein, naturlich nicht, aber so laufen die Dinge eben.« Auch für Greer stand ein Fahrzeug bereit. Er wies den Fahrer an, zum Hauptquartier des Geschwaders zu fahren, wo er für Kelly einen Wagen nach Baltimore besorgte. »Ruhen Sie sich erst mal aus, und rufen Sie mich an, wenn Sie bereit sind. Bob hat Ihnen ein ernsthaftes Angebot gemacht. Lassen Sie sich das mal durch den Kopf gehen.«
»Ja, Sir«, erwiderte Kelly, als er auf den blauen Kombiwagen der Luftwaffe zuging.
Schon verblüffend, dachte Kelly, wie das Leben so spielt. Innerhalb von fünf Minuten hatte der Sergeant bereits die Autobahn erreicht. Kelly war noch keine vierundzwanzig Stunden vorher auf einem Schiff mit Kurs auf Subic Bay gewesen. Weitere sechsunddreißig Stunden davor hatte er sich noch auf feindlichem Boden befunden - und nun saß er hier auf dem Rücksitz eines regierungseigenen Chevy, und die einzige ihm drohende Gefahr ging von anderen Autofahrern aus. Zumindest für eine kurze Weile. Die Autobahnschilder in dem angenehmen Grünton hatten so etwas Vertrautes für ihn, als der Wagen im schon abebbenden Stoßverkehr dahinfuhr. Alles hier kündete von der Normalität des Lebens, und dabei war er vor drei Tagen noch in einer fremden und feindseligen Umgebung gewesen. Am verblüffendsten aber war, daß er sich auch darin zurechtgefunden hatte.
Der Fahrer
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