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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Küchentisch. »Schwer zu erklären. Die Sachen, die ich mache, sind heikel. Es hilft mir, jemanden zu haben, an den ich denken kann. Entschuldige - ich meine nicht... « Kelly brach ab. Aber eigentlich meinte er doch. Die Gedanken machen sich selbständig, wenn jemand allein ist, und seine Gedanken waren zu ihr gewandert.
    Sandy nahm seine Hand und lächelte sanft. »Ich habe Angst vor dir gehabt.«
    »Warum?« fragte er verblüfft.
    »Wegen der Sachen, die du machst.«
    »Ich würde dir nie weh tun«, sagte er, ohne aufzublicken. Er war betroffen, weil sie gemeint hatte, sich vor ihm fürchten zu müssen.
    »Das weiß ich mittlerweile.«
    Trotz ihrer Worte spürte Kelly den Drang, sich zu erklären. Er wollte, daß sie ihn verstand, und hatte noch nicht erkannt, daß sie das längst tat. Wie sollte er anfangen? Ja, er brachte Leute um, aber aus gutem Grund. Wie war er zu dem geworden, der er jetzt war? Sicher hatte seine Ausbildung daran Anteil gehabt, die harten Monate in Coronado, die Zeit und Mühe, die es gekostet hatte, sich automatische Reaktionen einzuimpfen und - noch tödlicher - Geduld zu lernen. Damit hatte sich gleichzeitig eine neue Art eingestellt, die Dinge zu betrachten - und dann hatte er sich diese Sicht angeeignet und auch die Rechtfertigung, warum man manchmal töten mußte. Gemeinsam mit dieser Rechtfertigung hatte er einen Kodex entwickelt, der eine Abart von dem war, was er von seinem Vater gelernt hatte. Gewöhnlich wurde ihm der Zweck seiner Handlungen - den er immer wissen mußte - von anderen mitgeteilt, aber sein Verstand war agil genug, daß er seine eigenen Entscheidungen treffen und seinen Kodex in einen neuen Kontext einpassen konnte. Intelligent genug, ihn in die Tat umzusetzen. Dabei mußte er zwar vorsichtig sein, aber ein Zurückschrecken gab es nicht. Seine Persönlichkeit war durch vielerlei Erfahrungen geprägt, und manchmal war er selbst am meisten überrascht, was schließlich dabei herausgekommen war. Jemand mußte es tun, und meistens war er am besten dafür geeignet...
    »Du liebst zu intensiv, John«, sagte sie. »Wie ich.«
    Diese Worte ließen ihn aufblicken.
    »Bei mir auf der Station verlieren wir Patienten, wir verlieren sie die ganze Zeit - und ich hasse das! Ich hasse es, mitanzusehen, wie sich das Leben davonmacht. Ich hasse es, die Angehörigen weinen zu sehen und zu wissen, daß wir es nicht haben verhindern können. Wir tun alle unser Bestes. Professor Rosen ist ein wundervoller Arzt, aber wir gewinnen eben nicht immer, und ich hasse es, wenn wir verlieren. Und bei Doris, da hatten wir schon gewonnen, John, und dann hat jemand sie trotzdem erledigt. Und es war keine Krankheit oder irgend so ein blödsinniger Autounfall. Jemand hat es mit voller Absicht getan. Sie war eine von meinen Patientinnen, und jemand hat sie und ihren Vater umgebracht. Deshalb kann ich dich verstehen. Ganz im Ernst.«
    Mein Gott, das tut sie wirklich... besser als ich.
    »Jeder, der mit Pam und Doris zu tun hatte, ist jetzt in Gefahr.«
    Sandy nickte. »Du hast wahrscheinlich recht. Sie hat uns einiges von Henry erzählt. Ich weiß, was das für ein Typ ist. Ich werde dir alles berichten, was sie uns gesagt hat.«
    »Du weißt aber schon, was ich mit diesen Informationen anfangen werde?«
    »Ja, John. Bitte sei vorsichtig.« Sie verstummte, gab ihm dann aber doch noch zu verstehen, warum sie ihn darum bat. »Ich möchte, daß du zurückkommst.«

32 Die Beute in der Falle
    Aus Pittsburgh kam als einzig brauchbare Information ein Name: Sandy. Sandy hatte Doris Brown zu ihrem Vater gefahren, Nur ein Wort, nicht einmal ein vollständiger Name, aber manche Fälle wurden auch aufgrund von geringerem Wissen geknackt. Es war so, als ob man an einem Faden zog. Manchmal bekam man nur ein abgerissenes Stück Garn in die Hand, manchmal kam soviel nach, bis sich das ganze Knäuel entwirren ließ. Also eine junge Frau namens Sandy. Sie hatte aufgelegt, bevor sie noch mehr sagte. Es war dennoch kaum wahrscheinlich, daß sie mit den Morden zu tun hatte. Manche kehrten an den Tatort zurück - das kam wirklich vor -, aber nicht per Telefon.
    Wie paßte das alles zusammen? Ryan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Decke, während sein geschulter Verstand alles durchging, was er wußte.
    Die wahrscheinlichste Annahme war die, daß die verstorbene Doris Brown in direktem Kontakt zu dem Verbrecherring gestanden hatte, der Pamela und Helen Waters ermordet hatte. Und zu dem Richard Farmer

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