01 - Gnadenlos
ihm Piaggi. »Sauber und ordentlich.« »Sie haben keine Spuren... «
»Henry, da waren Profis am Werk! Sie haben den Auftrag erledigt und sind jetzt längst wieder daheim, einige hundert Kilometer weit weg. Sie haben nichts außer zwei Leichen zurückgelassen.« Das hatte der telefonische Bericht eindeutig klargestellt. Es war eine leichte Aufgabe gewesen, da die Opfer nichts geahnt hatten.
»Das ist also erledigt«, bemerkte Tucker zufrieden. Er langte in die Tasche und zog einen dicken Umschlag heraus, den er Piaggi aushändigte. Als guter Geschäftspartner hatte dieser das Geld vorgestreckt.
»Jetzt da Eddie aus dem Weg geräumt und das andere Loch gestopft ist, sollte alles wieder normal laufen.« Die beste Anlage für zwanzig Riesen, die ich je gemacht habe, dachte Henry.
»Und die anderen Mädchen, Henry?« fragte Piaggi mit Nachdruck. »Du hast jetzt ein echt großes Geschäft laufen. Miezen wie die können zur Gefahr werden. Kümmere dich darum, okay?« Er steckte den Umschlag ein und stand vom Tisch auf.
»Zweiundzwanziger, beide in den Hinterkopf«, gab der Ermittlungsbeamte aus Pittsburgh am Telefon durch. »Wir haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt - nichts. Die Blumenschachtel - nichts. Der Lieferwagen - nichts. Der Wagen ist letzte Nacht oder eher gegen Morgen irgendwo gestohlen worden. Der Florist besitzt acht davon. Verdammt, wir haben ihn entdeckt bevor der Mord in den Nachrichten gemeldet wurde. Das waren sehr versierte Leute, da gibt es keinen Zweifel. Für Kerle von hier ging es zu reibungslos, zu glatt. Auf der Straße war nichts zu erfahren. Die Täter sind wahrscheinlich schon längst über alle Berge. Zwei Personen haben den Lieferwagen gesehen. Einer Frau sind zwei Männer an der Haustür aufgefallen. Sie hat gedacht, die würden Blumen abliefern, und außerdem war sie einen halben Block entfernt auf der anderen Straßenseite. Keine Beschreibung, nichts. Sie kann sich nicht einmal erinnern, welche Hautfarbe sie hatten.«
Ryan und Douglas hörten das Gespräch mit, und ihre Blicke trafen sich alle paar Sekunden. Der Tonfall des Mannes verriet schon alles. Genau der Fall, den Polizisten hassen und fürchten. Kein augenscheinliches Motiv, keine Zeugen, kein brauchbares Beweismaterial. Keine Anhaltspunkte, von denen sie ausgehen konnten. Die weiteren Schritte waren so vorhersagbar wie vergeblich. Sie würden die Nachbarn nach Informationen ausquetschen. Doch es handelte sich um ein Arbeiterviertel, und um diese Zeit war normalerweise kaum jemand zu Hause. Den Leuten fiel meist das Ungewöhnliche auf, und ein Blumenlieferwagen war nicht ungewöhnlich genug, um die Neugier der Leute anzustacheln, was bekanntermaßen erst zu einer Personenbeschreibung führen konnte.
Das perfekte Verbrechen stellte eigentlich gar keine so hohen Anforderungen - ein Geheimnis, das in der Gemeinde der Kriminalbeamten zwar bekannt war, doch von den unzähligen Kriminalromanen ignoriert wurde. Dafür wurden die Leute der Kripo zu übermenschlichen Wesen hochstilisiert was sie nie von sich behauptet hätten, nicht einmal, wenn sie in einer Bar unter sich waren. Eines Tages würde der Fall gelöst werden. Einer der Killer würde wegen etwas anderem geschnappt werden und diese Tat zugeben, um damit ein Geschäft mit dem Staatsanwalt abzuschließen. Eventuell würde auch einer darüber reden, um sich damit vor einem Informanten zu brüsten. Dieser würde es dann jemand anderem weitersagen. Doch in beiden Fällen würde noch eine ganze Weile verstreichen, und die Spur, die jetzt schon kalt war, würde bis dahin noch kälter sein. Das war der enttäuschendste Teil der polizeilichen Arbeit. Unschuldige Menschen waren gestorben, und es gab niemanden, der für sie sprechen oder ihren Tod rächen würde. Später würde es weitere Fälle geben, und die Cops würden diese Akten beiseite legen, um sich Vielversprechenderem zuzuwenden. Nur hin und wieder würde einer die Akte hervorziehen und sie sich durchsehen, sie aber danach gleich wieder in die Schublade mit der Aufschrift »Unerledigt« zurückpacken. Dort würde sie allein durch die Formulare, die verkündeten, daß es zu dem Fall immer noch nichts Neues gab, immer dicker werden.
Für Ryan und Douglas war es noch schlimmer. Wieder einmal hatte es eine mögliche Verbindung gegeben, die über zwei ihrer »Unerledigt«-Akten hätte Aufschluß geben können. An Raymond und Doris Brown würden alle Anteil nehmen. Diese beiden Opfer hatten Freunde und Nachbarn,
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