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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Schiffsrümpfe festgemacht war.
    »Tiefer«, befahl der Captain. Kurz darauf schwebten sie zwanzig Meter über dem Deck des verdächtigen Objekts. Das Boot war leer. In der Ecke stand eine Kühltasche, und im Heck stapelten sich Pakete. Aber das war auch alles. Als aus den verrosteten Aufbauten eines Wracks ein Schwärm Vögel aufstieg, schoß der Hubschrauber nach vorn. Instinktiv wich der Pilot den Tieren aus. Eine einzige Möwe, die von seinem Motor aufgesogen wurde, konnte dazu führen, daß er ewiger Bestandteil dieses von Menschenhand geschaffenen Moors wurde.
    »Der etwaige Bootsinhaber scheint sich für unsere Ankunft nicht besonders zu interessieren«, sagte er über den Bordfunk. Freeland hinter ihm zielte drei fingierte Schüsse in die Luft, und der Captain nickte.
    »Ich glaube, du hast recht Ben.« Und zum Piloten gewandt: »Können Sie die genaue Position auf einer Karte eintragen?«
    »In Ordnung.« Er erwog die Möglichkeit, ganz herunterzugehen und die Passagiere an Deck abzusetzen. Doch dann erschien ihm die Aktion, die in der Cavallery noch an der Tagesordnung gewesen wäre, als zu gefährlich. Derweilen zog der Sanitäter eine Karte hervor und machte seine Eintragungen. »Haben Sie genug gesehen?«
    »Ja, fliegen wir zurück.«
    Zwanzig Minuten später war Captain Joy am Telefon.
    »Küstenwache Thomas Point.«
    »Hier ist Captain Joy von der Staatspolizei. Wir brauchen Ihre Hilfe.« In den nächsten Minuten erklärte er, warum.
    »Wir brauchen etwa eineinhalb Stunden«, sagte Warrant Officer English schließlich.
    »In Ordnung.«
    Kelly bestellte ein Taxi und ließ sich am Haupteingang des Jachthafens abholen. Der erste Punkt auf seiner Tagesordnung war eine obskure Firma namens Kolonel Klunker, wo er sich unter Vorauszahlung einer Monatsrate einen Volkswagen Baujahr 1959 mietete. Ohne Kilometerbegrenzung.
    »Vielen Dank, Mr. Aiello«, sagte der Firmenchef. Kelly lächelte. Er benutzte den Ausweis eines Mannes, der dafür keine Verwendung mehr hatte. Mit dem Käfer kehrte Kelly zum Jachthafen zurück und lud die Dinge ein, die er brauchen würde. Niemand schenkte ihm weiter Beachtung, und nach einer Viertelstunde war er wieder unterwegs.
    Kelly nutzte die Gelegenheit, um in der Gegend, wo er auf Jagd gehen wollte, den Verkehr zu studieren. Dieses Viertel jenseits einer öden Durchgangsstraße namens O'Donnel Street, das er jetzt zum erstenmal sah, war angenehm leer. Kaum jemand wohnte hier, freiwillig wohl sowieso nicht. Die Luft stank nach verschiedenen, größtenteils übelriechenden Chemikalien. Da es hier offensichtlich nicht mehr so geschäftig zuging wie früher, waren viele Gebäude leer. Wichtiger noch, es gab reichlich freie Flächen; zwischen vielen Häusern klafften unbebaute Grundstücke mit nacktem Boden, die von diversen Lkws zum Wenden genutzt wurden. Hier gab es keine Jugendlichen, die Baseball spielten, kein Wohnhaus weit und breit und somit auch keine Streifenwagen. Ein kluger Schachzug seiner Feinde, dachte Kelly; zumindest aus einer Perspektive. Ihn interessierte hauptsächlich ein alleinstehendes Gebäude mit einem halb abgebrochenen Firmenschild über dem Eingang. Die Rückseite bestand aus einer fensterlosen Wand. Die drei Türen befanden sich zwar an zwei unterschiedlichen Seiten, konnten aber trotzdem von einem Punkt aus im Auge behalten werden. In Kellys Rücken stand ein anderes Gebäude, eine hohe Halle aus Beton mit unzähligen zerbrochenen Fensterscheiben. Nachdem er seine erste Erkundung abgeschlossen hatte, fuhr Kelly nach Norden.
    Oreza fuhr nach Süden. Auf einer Routinepatrouille war er schon einmal fast bis hierher gekommen. Damals hatte er sich gefragt, warum die Küstenwache ihren Wirkungsbereich nicht auch bis zum Ostufer, zum Eastern Shore, oder vielleicht bis Cove Point Light ausdehnte, wo es eine Wachstation gab. Aber anscheinend verbrachten die Knaben dort ihre wachen Stunden - wenn sie überhaupt welche hatten - damit, aufzupassen, ob die Birne im Leuchtfeuer noch brannte. In Orezas Augen nicht gerade eine herausfordernde Aufgabe, womöglich aber für den Mann, der sie ausfüllte. Schließlich hatte ihm seine Frau gerade Zwillinge geschenkt, und die Küstenwache war im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen des Militärs familienorientiert.
    Er hatte einen untergebenen Seemann ans Ruder gelassen und genoß, von außen an das niedrige Ruderhaus gelehnt, einen Becher Kaffee in der Hand, den Morgen.
    »Funkspruch«, sagte da einer aus der Mannschaft.
    Oreza

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