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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gegenzug für ihre Mitarbeit alles, was Sie wollen. Aber mehr kann ich nicht für Sie tun.«
    »Meine Klientin erklärt sich mit Ihren Bedingungen und Vorschlägen einverstanden«, sagte der Anwalt, ohne mit Xantha Rücksprache gehalten zu haben. Das County würde sogar sein Honorar bezahlen. Abgesehen davon kam er sich vor, als hätte er gerade eine gute Tat vollbracht. Zur Abwechslung mal was anderes, als betrunkene Autofahrer aus dem Knast loszueisen.
    »Dort hinten ist eine Dusche. Sie sollte sich waschen. Außerdem können Sie ihr vielleicht was Anständiges zum Anziehen besorgen. Geben Sie uns die Rechnung.«
    »Mit Ihnen verhandele ich gern, Captain Joy«, sagte der Anwalt, als der Kommandeur der Kaserne mit Freeland zu dessen Wagen ging.
    »Ben, da bist du über was Hochkarätiges gestolpert. Und du hast sie wirklich nett behandelt. Das werde ich mir merken. Und jetzt zeig mir mal, was deine Kiste draufhat.«
    »Dann warten Sie mal ab, Captain.« Freeland stellte das Blaulicht an, bevor er die Tachonadel auf hundertvierzig klettern ließ. Sie trafen gerade in dem Augenblick am Dock ein, als die Küstenwache aus der Fahrrinne abbog.
    Der Mann trug die Rangabzeichen eines Lieutenant - obwohl er sich Captain nannte –, und deshalb grüßte Oreza ihn militärisch, als er an Bord kam. Weil es die Vorschriften der Küstenwache auf kleineren Booten verlangten, legten die beiden Polizeibeamten Schwimmwesten an. Dann zeigte Joy Oreza die Karte.
    »Können Sie in dieses Dickicht vordringen?«
    »Nein, aber unser Beiboot kann es. Was gibt es dort?«
    »Möglicherweise drei Mordopfer, eventuell im Zusammenhang mit Drogendelikten. Das Fischerboot liegt an dieser Stelle.«
    Oreza nickte so ungerührt wie möglich und ging dann selbst ans Steuerrad, wo er den Gashebel bis zum Anschlag durchdrückte. Bis zum Schiffsfriedhof - wie Oreza ihn getauft hatte - waren es knappe acht Kilometer, und auf der letzten Distanz wollte er kein Risiko eingehen.
    »Können wir nicht näher ran?« fragte Freeland. »Wir haben im Augenblick gerade Flut.«
    »Das ist ja das Problem«, meinte Oreza. »Zu Stellen wie dieser hier fährt man am besten bei Ebbe. Wenn man festsitzt, braucht man einfach nur die Flut abzuwarten. Von hier aus nehmen wir das Beiboot.« Während die Mannschaft die kleine Barkasse fertigmachte, überstürzten sich seine Gedanken. Vor einigen Monaten war er in einer stürmischen Nacht mit Lieutenant Charon aus Baltimore einer Drogensache auf der Spur gewesen, die irgendwo auf der Bay abgewickelt werden sollte. Diese Kerle dürfen wir nicht unterschätzen, hatte Charon damals gesagt. Vielleicht bestand da ein Zusammenhang.
    Unter dem Tuckern des 10-PS-Außenbordmotors lavierten sie sich vorsichtig zwischen den Wracks hindurch. Der Quartermaster achtete auf die Gezeitenströmung, während er einem Kanal folgte, der offensichtlich schon öfter befahren worden war. Dieser führte im wesentlichen auf ihr auf der Karte markiertes Ziel zu. Es herrschte Totenstille, und Oreza fühlte sich an seinen Einsatz für die Operation MARKET TIME in Vietnam erinnert, als die Küstenwache die Navy unterstützt hatte. Damals hatte er als Steuermann auf den Swift-Booten, die von der Trumpet-Werft in Annapolis hergestellt wurden, einige Zeit bei den Sumpftauchern verbracht. Das hohe Schilf, in dem sich Leute mit angelegten Waffen verbergen konnten und dies auch oft taten, sah gar nicht so anders aus als dort. Er war gespannt, ob sich ihnen hier auch jemand in den Weg stellen würde. Die Polizisten nestelten nervös an ihren Revolvern, und Oreza fragte sich wieder einmal zu spät -, warum er seinen Colt nicht mitgenommen hatte. Nicht, daß er besonders viel damit hätte anfangen können. Dann fiel ihm ein, daß er jetzt gern Kelly an seiner Seite gehabt hätte. Er wußte nicht genau, was mit diesem Mann los war, doch er hielt ihn für einen der SEALs, mit denen er kurz im Mekong-Delta zu tun gehabt hatte. Schließlich durfte ihm das Navy Cross kaum ohne Grund verliehen worden sein, und die Tätowierung auf seinem Arm war wohl auch kein Zufall.
    »Verdammt noch mal!« Oreza stieß die Luft aus. »Sieht nach einer Starcraft Sechzehn aus... nein, wohl doch eher Achtzehn.« Er nahm sein tragbares Funkgerät in die Hand. »Einundvierzig-Alpha, hier spricht Oreza.«
    »Portagee, ich höre.«
    »Wir haben das Boot am angegebenen Standort gefunden. Bleiben Sie dran.«
    »Roger.«
    Plötzlich wurde es spannend. Die beiden Polizeibeamten warfen sich einen

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