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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Angst davor, aufdringlich zu erscheinen; sie hatte das als Zeichen dafür genommen, daß er sie nicht mehr mochte, und dann... hatte es sich ergeben.
    »Sie hat vor allem die hirnrissige Vorstellung... « Kelly brachte sich selbst zum Schweigen. Pam sollte selber mit ihr darüber reden, es war nicht angebracht, wenn er das tat, oder? »Sie hat gut geschlafen, Sarah. Sie hat sich gestern wirklich erschöpft.«
    »Ich weiß nicht, ob ich je eine entschlossenere Patientin gehabt habe.« Sie stieß Kelly fest mit dem Finger in die Brust. »Sie haben unheimlich geholfen, junger Mann.«
    Kelly schaute weg, da er nicht wußte, was er darauf sagen sollte. Die Freude war ganz meinerseits? Zum Teil glaubte er immer noch daran, daß er sie ausnutzte. Er war über ein verstörtes Mädchen gestolpert und... hatte sie ausgebeutet? Nein, das stimmte nicht. Er liebte sie. So verwunderlich das schien. Sein Leben verwandelte sich in etwas erkennbar Normales - so sah es jedenfalls aus. Er heilte sie, aber sie heilte ihn genauso.
    »Sie... sie macht sich Sorgen, daß ich nicht... all das aus ihrer Vergangenheit, meine ich. Mir macht das echt nicht besonders viel aus. Du hast recht, sie ist ein sehr starkes Mädchen. Zum Teufel, ich hab auch eine bewegte Vergangenheit wißt ihr? Ich bin kein Unschuldslamm.«
    »Laß sie sich aussprechen«, sagte Sam. »Sie braucht das. Die Dinge müssen ans Licht bevor du dich damit auseinandersetzen kannst.«
    »Bist du sicher, daß es dich nicht zu sehr mitnehmen wird? Es könnten einige ganz schon häßliche Dinge zur Sprache kommen«, bemerkte Sarah und beobachtete seine Augen.
    »Häßlicher als der Krieg?« Kelly schüttelte den Kopf. Dann wechselte er das Thema. »Was ist mit den... Medikamenten?«
    Die Frage erleichterte alle, und Sarah konnte wieder von der Arbeit sprechen. »Sie hat die schlimmste Zeit schon hinter sich. Wenn mit einer ernsten Entzugsreaktion zu rechnen gewesen wäre, müßte sie bereits eingetreten sein. Es kann sein, daß sie phasenweise noch mal unruhig wird, wenn sie unter Streß gerät beispielsweise. In dem Fall hast du das Phenobarb, und ich habe dir schon entsprechende Anweisungen notiert; aber sie steht das tapfer durch. Ihre Persönlichkeit ist bei weitem stärker, als sie sich selber zugesteht. Du bist intelligent genug, um zu merken, wann es ihr drekkig geht. In dem Fall mußt du, hörst du, mußt du sie unbedingt dazu bringen, eine der Tabletten zu nehmen.«
    Kelly wehrte sich gegen die Vorstellung, Pam irgend etwas aufzuzwingen. »Also, Doc, ich kann... «
    »Immer ruhig, John. Ich meine ja nicht, du sollst sie ihr in den Schlund stopfen. Wenn du ihr sagst, daß sie das wirklich braucht, wird sie auf dich hören, okay?«
    »Wie lange?«
    »Vielleicht noch eine Woche, vielleicht zehn Tage«, sagte Sarah nach kurzem Überlegen.
    »Und dann?«
    »Dann kannst du an die Zukunft denken, die ihr vielleicht vor euch habt«, verkündete sie.
    Sam war diese doch sehr persönliche Bemerkung ein wenig unbehaglich. »Ich möchte, daß sie gründlich untersucht wird, Kelly. Wann mußt du das nächste Mal nach Baltimore?«
    »In ein paar Wochen, vielleicht auch früher. Warum?«
    Das war wieder Sarahs Revier. »Ich konnte sie nicht gründlich untersuchen. Sie ist schon lange bei keinem Arzt mehr gewesen, und mir wäre wohler, wenn sie mal so richtig auf Herz und Nieren geprüft würde - Krankengeschichte und körperlicher Zustand und so weiter. Wen würdest du vorschlagen, Sam?«
    »Kennst du Madge North?«
    »Die wäre genau richtig«, meinte Sarah. »Weißt du, Kelly, es kann nicht schaden, wenn du dich auch mal untersuchen läßt.«
    »Sehe ich krank aus?« Kelly streckte die Arme aus und ließ sie seinen gestählten Körper begutachten.
    »Hör auf mit dem Blödsinn«, herrschte Sarah ihn an. »Wenn sie hingeht, gehst du auch hin. Ich möchte sichergehen, daß ihr beide vollständig gesund seid - Punktum! Kapiert?«
    »Jawohl, gnädige Frau.«
    »Noch eins, und ich möchte, daß du gut zuhörst«, fuhr Sarah fort. »Sie sollte auch zu einem Psychiater gehen.«
    »Warum?«
    »John, das Leben ist kein Film. Die Leute lassen im wirklichen Leben nicht einfach ihre Probleme hinter sich und reiten in den Sonnenuntergang, okay? Sie ist sexuell mißbraucht worden. Sie war auf Drogen. Ihr Selbstwertgefühl ist momentan nicht gerade das tollste. Leute in ihrer Lage geben sich selbst die Schuld dafür, daß sie zu Opfern geworden sind. Die richtige Therapie kann das beheben helfen. Was

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