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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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und den Sozialbehörden auch nicht traute, die ihr vielleicht auf einen anderen Weg geholfen hätten, fand sie sich unversehens in Washington, D.C., wieder, eine erfahrene Straßenhure mit einem Hang zu Drogen, der ihr half, sich vor dem zu verstecken, was sie von sich selber dachte. Ganz gelang es ihr dennoch nicht. Und das, dachte Kelly, hat sie wahrscheinlich gerettet. Während ihrer »Laufbahn« hatte sie zwei Abtreibungen gehabt, hatte sich dreimal eine Geschlechtskrankheit geholt und war viermal verhaftet worden, ohne daß es allerdings je zu einer Anklage gekommen wäre. Jetzt weinte Pam, und Kelly rückte näher an sie heran.
    »Siehst du jetzt, was ich wirklich bin?«
    »Ja, Pam. Ich sehe eine verdammt mutige junge Dame.« Er umarmte sie ganz fest. »Schätzchen, laß es gut sein. Jeder kann mal was verpfuschen. Du brauchst Mumm, um das zu ändern, und noch viel mehr Mumm, um darüber zu reden.«
    Das letzte Kapitel hatte in Washington begonnen, mit einem Kerl namens Roscoe Fleming. Inzwischen war Pam völlig von Barbituraten abhängig, sah aber noch immer blühend und hübsch aus, wenn sich jemand die Zeit nahm, sie entsprechend herzurichten, jedenfalls gut genug, um Typen mit einem Hang zu jungen Gesichtern einen anständigen Preis zu entlocken. Einer von denen hatte eine Idee aufgebracht, so eine Art Nebenerwerb. Dieser Mann, er hieß Henry, hatte sein Drogengeschäft größer aufziehen wollen, und da er ein vorsichtiger Kerl war, daran gewöhnt, daß andere nach seiner Pfeife tanzten, hatte er sich einen Stall voller Pferdchen angeschafft, die die Drogen von seinem Stützpunkt an seine Verteiler lieferten. Die Mädchen kaufte er von eingesessenen Zuhältern in anderen Städten, wobei er jedesmal gleich bar auf die Hand zahlte, was die Mädchen schon nichts Gutes ahnen ließ. Diesmal versuchte Pam fast sofort zu fliehen, aber sie wurde geschnappt und so heftig verprügelt, daß drei Rippen dabei brachen. Erst später erfuhr sie, wieviel Glück sie gehabt hatte, daß ihre erste Lektion nicht schlimmer ausgefallen war. Henry hatte die Gelegenheit genützt, sie mit Barbituraten vollzupumpen, was gleichzeitig den Schmerz linderte und ihre Abhängigkeit vergrößerte. Als zusätzliche Maßnahme hatte er sie auch noch jedem seiner Komplizen zur Verfügung gestellt, der sie wollte. Damit hatte Henry das erreicht was all den anderen vor ihm nicht gelungen war. Er hatte ihren Willen gebrochen.
    Während fünf ganzer Monate hatte die Kombination von Prügeln, sexuellem Mißbrauch und Drogen sie in einen beinahe katatonischen Zustand versetzt, bis sie vor nur vier Wochen mit einem Ruck wieder von der Realität eingeholt worden war, als sie in einem Hauseingang über den Körper eines zwölfjährigen Jungen stolperte, dem die Nadel noch im Arm steckte. Während sie nach außen hin gefügig blieb, hatte Pam sich mit aller Kraft bemüht, ihren Drogenkonsum einzuschränken. Henrys Freunde hatten sich nicht beschwert. Auf die Art war sie viel besser im Bett, dachten sie und schoben das als überzeugte Machos natürlich eher der eigenen umwerfenden Potenz zu statt Pams wacherem Zustand. Sie hatte auf ihre Chance gewartet, darauf, daß Henry einmal nicht da sein würde, denn die anderen wurden nachlässiger, wenn er nicht in der Nähe war. Es war jetzt fünf Tage her, da hatte sie ihre wenigen Habseligkeiten gepackt und war ausgebüxt. Ohne einen Cent in der Tasche - Henry hatte ihnen nie eigenes Geld gelassen - hatte sie per Anhalter die Stadt verlassen.
    »Erzähl mir von Henry«, sagte Kelly sachte, als sie geendet hatte.
    »Dreißig, schwarz, etwa deine Größe.«
    »Sind noch andere Mädchen entkommen?«
    Pams Stimme wurde so kalt wie Eis. »Ich weiß nur von einer, die es probiert hat. Es war so gegen November. Er... er hat sie umgebracht. Er dachte, sie würde zu den Bullen laufen, und -« sie blickte auf - »er hat es uns alle mit ansehen lassen. Es war furchtbar.«
    Kelly sagte leise: »Warum hast du es dann probiert, Pam?«
    »Ich würde lieber sterben, als das wieder machen«, flüsterte sie; damit war der Gedanke heraus. »Ich wollte sterben. Dieser kleine Junge. Weißt du, was passiert? Du hörst einfach auf. Alles hört auf. Und ich habe geholfen. Ich habe mitgeholfen, ihn umzubringen.«
    »Wie bist du rausgekommen?«
    »Die Nacht davor... habe ich... alle drüber gelassen... damit sie mich mochten... mich... mich aus den Augen ließen. Verstehst du jetzt?«
    »Du hast getan, was zur Flucht notwendig war«,

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