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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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verletzt oder werden krank. Drüben in Vietnam habe ich Männer gesehen, die umgekommen sind, weil sie Pech hatten. Mir ist das auch fast passiert. Es lag nicht etwa daran, daß mit ihnen etwas nicht in Ordnung war. Es war einfach Pech, sie waren am falschen Ort, bogen nach links ab statt nach rechts, schauten in die falsche Richtung. Sarah möchte, daß du einige Ärzte aufsuchst und es mit ihnen durchsprichst. Ich denke, sie hat recht. Wir werden dich schon wieder hinkriegen. Und zwar völlig.«
    »Und dann?« fragte Pam Madden. Kelly holte einmal tief Luft, aber es gab schon kein Zurück mehr.
    »Wirst du... bei mir bleiben, Pam?«
    Sie sah aus, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen, Kelly war völlig verblüfft über ihre Reaktion. »Du kannst doch nicht, du tust das doch bloß, weil... «
    Kelly stand auf und zog sie an den Armen hoch. »Jetzt hör mir mal zu, ja? Du bist krank gewesen. Du bist auf dem Weg der Besserung. Du hast alles geschluckt, was diese gottverdammte Welt dir zugeschoben hat, aber du hast nicht aufgegeben. Ich glaube an dich! Es wird Zeit brauchen. Alle Dinge brauchen Zeit. Aber am Ende wirst du ein gottverdammt feiner Mensch sein.« Er setzte sie wieder auf die Füße und trat einen Schritt zurück. Er bebte vor Zorn, nicht nur auf das, was man ihr angetan hatte, sondern auch auf sich, weil er selber schon dabei war, ihr seinen Willen aufzuzwingen. »Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen. Bitte, Pam... glaub doch einfach ein wenig an dich selbst.« »Es ist schwer. Ich hab fürchterliche Sachen gemacht.« Sarah hatte recht. Sie brauchte professionelle Hilfe. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er nicht genau wußte, was er sagen sollte.
    Die nächsten paar Tage verflossen überraschend unbeschwert. Abgesehen von ihren anderen Eigenschaften war Pam eine schreckliche Köchin. Zweimal hatte sie deswegen schon vor Enttäuschung geweint, obwohl es Kelly gelungen war, alles, was sie zubereitete, mit einem Lächeln und einem netten Wort hinunterzuwürgen. Aber sie lernte auch rasch, und bis zum Freitag hatte sie inzwischen herausbekommen, wie man einen Hamburger macht, der nach mehr schmeckt als einem Stück Holzkohle. Bei alledem war Kelly an ihrer Seite, um sie zu ermutigen, dabei stets bemüht, ihr nicht allzusehr den eigenen Willen aufzudrängen, was ihm meistens auch gelang. Ein leises Wort, eine zarte Berührung ein Lächeln zur rechten Zeit; stärkere Mittel brauchte er nicht einzusetzen. Schon bald ahmte sie seine Gewohnheit nach, vor Tagesanbruch aufzustehen. Er gewöhnte sie an sportliche Übungen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, denn obwohl sie im Grunde körperlich gesund war, hatte sie über Jahre hinaus nie mehr als einen halben Häuserblock rennend hinter sich gebracht, und so ließ er sie um die Insel gehen, am Anfang erst mal zwei Runden, zum Ende der Woche waren es schon fünf. Die Nachmittage verbrachte sie in der Sonne, und da sie nicht viel anzuziehen hatte, lag sie meistens nur in Höschen und BH da. Sie wurde allmählich braun und schien nie die feinen, blassen Male auf ihrem Rücken zu bemerken, die Kelly vor Wut das Blut stocken ließen. Sie begann, stärker auf ihr Aussehen zu achten, duschte mindestens einmal am Tag und wusch ihr Haar, das sie so lange bürstete, bis es seidig glänzte, und Kelly versäumte nie, ihr Komplimente dafür zu machen. Kein einziges Mal schien sie das Phenobarbital zu brauchen, das Sarah dagelassen hatte. Vielleicht mußte sie das eine oder andere Mal mit sich kämpfen, aber durch Trimmen statt Chemikalienschlucken kam sie auf einen normalen Schlaf- und Wachrhythmus. Ihr Lächeln gewann mehr Zutrauen, und zweimal ertappte er sie dabei, wie sie mit etwas anderem als Schmerz im Blick in den Spiegel sah.
    »Ganz hübsch, nicht wahr?« fragte er am Samstag abend, gleich nach dem Duschen.
    »Kann sein«, gab sie zu.
    Kelly nahm einen Kamm vom Waschbecken und begann, ihr nasses Haar durchzukämmen. »Die Sonne hat es für dich aufgehellt.«
    »Es hat ganz schön gedauert, den ganzen Dreck rauszubringen«, sagte sie, während sie sich unter seinen Händen entspannte.
    Kelly mühte sich mit einem Knoten ab und gab acht, nicht zu fest zu ziehen. »Aber rausgekommen ist er trotzdem, Pammy, nicht wahr?«
    »Mhm, ich schätze schon«, sagte sie zu dem Gesicht im Spiegel.
    »Wie schwer ist es dir gefallen, das auszusprechen, Schätzchen?«
    »Ziemlich schwer.« Ein Lächeln, echt, voller Wärme und Zuversicht.
    Kelly legte den Kamm hin und

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