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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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rein akademische Frage, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, denjenigen zu finden, der das Tier getötet hat. Nur eine Person kann den Hund getötet haben - Roberta.«

    Draußen vor dem Gasthaus breitete St. James das weite Seidenkleid über dem Kofferraum des Bentley aus, ohne auf die neugierigen Blicke einer Gruppe Touristen zu achten, die mit Fotoapparaten um den Hals auf Motivsuche an ihnen vorüberkamen. Er wies auf den Fleck auf der Innenseite des linken Ärmels, auf die rostbraune Verfärbung am Rock in Höhe der Schenkel, auf den Fleck auf der rechten weißen Manschette.
    »Das ist alles Blut von dem Hund, Tommy.« Er wandte sich Deborah zu. »Würdest du es noch einmal demonstrieren, Deb? Wie vorhin im Labor? Da, auf dem Rasenstück?«
    Deborah kniete nieder und setzte sich auf die Fersen. Ihr weites, umbrabraunes Kleid blähte sich wie ein Umhang. St. James trat hinter sie.
    »Mit einem folgsamen Hund wäre das einfach vorzuführen, aber wir tun unser Bestes. Roberta - die, wie ich vermute, an die Schlaftabletten ihres Vater herankonnte - wird dem Hund im Lauf des Abends das Mittel gegeben haben. Vielleicht mit seinem Futter. Sie mußte natürlich dafür sorgen, daß der Hund im Stall blieb. Er sollte ja nicht irgendwo im Dorf plötzlich umkippen. Sobald der Hund bewußtlos war, wird sie sich auf den Boden gekniet haben, so wie Deb jetzt. Nur bei dieser Haltung können die Flecken dort auf das Kleid gekommen sein, wo sie sich befinden. Sie hat den Kopf des Hundes angehoben und in ihre Armbeuge gelegt.« Er beugte behutsam Deborahs Arm, um es Lynley zu zeigen. »So. Dann hat sie ihm mit der rechten Hand die Kehle durchgeschnitten.«
    »Das ist ja Wahnsinn«, sagte Lynley heiser. »Warum denn?«
    »Moment, Tommy. Der Kopf des Hundes ist von ihr abgewandt. Sie sticht ihm das Messer in den Hals. Daher das viele Blut auf dem Rock ihres Kleides. Sie zieht das Messer mit der rechten Hand aufwärts, bis es getan ist.« Er deutete auf die betreffenden Stellen an Deborahs Kleid. »Wir haben Blut am Ellbogen, wo der Kopf lag, und Blut am rechten Ärmel und der Manschette, wo sie ihm das Messer hineinstach.« St. James berührte leicht Deborahs Haar. »Danke, Liebes.« Er half ihr auf.
    Lynley ging zum Wagen zurück und betastete das Kleid.
    »Ehrlich gesagt, sehr einleuchtend klingt das nicht. Warum hätte sie den Hund töten sollen? Willst du behaupten, daß das Mädchen an einem Samstagabend ihr Sonntagskleid anzog, in aller Ruhe in den Stall hinausging und dem Hund, an dem sie seit ihrer Kindheit hing, die Kehle durchgeschnitten hat?« Er sah auf. »Warum?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Ich kann dir nicht sagen, was in ihr vorging; nur, was sie getan haben muß.«
    »Aber ist es nicht möglich, daß sie in den Stall ging, den Hund tot vorfand und ihn in ihrem Entsetzen in den Arm nahm? Daß sie so das Blut an ihr Kleid brachte?«
    Eine winzige Pause. »Möglich. Aber unwahrscheinlich.«
    »Aber möglich ist es. Möglich ist es?«
    »Ja. Aber unwahrscheinlich, Tommy.«
    »Wie siehst du es denn?«
    Deborah und Simon tauschten Blicke des Unbehagens, an denen Lynley erkannte, daß sie über den Fall gesprochen und sich eine gemeinsame Meinung gebildet hatten, die mitzuteilen ihnen schwerfiel.
    »Also?« fragte er scharf. »Willst du behaupten, daß Roberta den Hund tötete, daß ihr Vater in den Stall kam und die Tat entdeckte, daß sie in einen wilden Streit gerieten und sie ihm dann den Kopf abschlug?«
    »Nein, nein. Es ist durchaus möglich, daß Roberta ihren Vater gar nicht getötet hat. Aber sie war eindeutig dabei, als es geschah. Sie muß dabeigewesen sein.«
    »Wieso?«
    »Weil das Blut hinten auf dem Rock ihres Kleides von ihm ist.«
    »Vielleicht ging sie in den Stall, entdeckte seine Leiche und fiel im Schock auf die Knie.«
    St. James schüttelte den Kopf.
    »So kann es nicht gewesen sein.«
    »Warum nicht?«
    Er wies auf das Kleid hinten auf dem Auto.
    »Schau dir das Muster an. Teys' Blut ist in Spritzern. Du weißt so gut wie ich, was das bedeutet. Es kann nur auf eine Weise dahin gekommen sein.«
    Lynley schwieg einen Moment.
    »Sie stand daneben, als es geschah«, sagte er schließlich.
    »Ja. Wenn sie es nicht selbst getan hat, so stand sie dicht daneben, als ein anderer es tat.«
    »Will sie jemanden schützen, Tommy?« fragte Deborah, als sie den Ausdruck auf Lynleys Gesicht sah.
    Er antwortete nicht gleich. Er dachte an Muster: Wortmuster, Zeichenmuster, Verhaltensmuster. Er

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