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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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passiert ist, aber keiner wird dazu gezwungen. Wenn die Jugendlichen im Testament House bleiben wollen, müssen sie sich nur an die Regeln halten. Niemand stellt ihnen Fragen.«
    »Aber Gillian ging mit sechzehn von zu Hause fort. Wenn sie diese Nell Graham ist, dann wäre sie dreiundzwanzig gewesen, als sie an dieser Podiumsdiskussion in Harrogate teilnahm. Ist denn anzunehmen, daß sie all die Jahre im Testament House geblieben ist?«
    »Wenn sie sonst keinen Menschen hatte, erscheint mir das durchaus möglich. Wenn sie eine Familie suchte, dann war das ihre beste Möglichkeit. Aber um herauszubekommen, wie es wirklich ist, gibt es nur einen Weg -«
    »Mit ihr zu sprechen«, sagte er prompt und stand auf.
    »Packen Sie Ihre Sachen. Wir fahren in zehn Minuten los.« Er kramte in der Akte und suchte das Foto von Russell Mowrey und seiner Familie heraus. »Geben Sie das Webberly, wenn Sie in London sind«, sagte er und schrieb rasch ein paar Worte auf die Rückseite.
    »Wenn ich in London bin?«
    Sie war plötzlich völlig niedergeschlagen. Er entließ sie also doch. Er hatte es ihr ja nach der gräßlichen Szene auf dem Hof praktisch versprochen. Es war nur zu erwarten gewesen.
    Lynley blickte auf, lebhaft und sachlich.
    »Sie haben sie gefunden, Sergeant. Sie können sie nach Keldale zurückbringen. Ich glaube, Gillian ist unsere einzige Möglichkeit, zu Roberta durchzudringen. Sind Sie nicht auch der Ansicht?«
    »Ich ... Und was ist ...« Sie brach ab, weil sie Angst hatte, ihn mißverstanden zu haben. »Wollen Sie denn nicht Webberly anrufen? Wollen Sie nicht jemand anderen ...? Selbst hinfahren?«
    »Ich habe hier zuviel um die Ohren. Um Gillian können Sie sich kümmern. Vorausgesetzt, Nell Graham ist wirklich Gillian. Beeilen Sie sich. Wir müssen nach York, damit Sie den Zug noch erreichen.«
    »Aber - wie soll ich ... Wie soll ich es anpacken? Soll ich einfach -«
    Er winkte ab. »Ich verlasse mich auf Ihr Urteil, Sergeant. Hauptsache, Sie bringen sie so schnell wie möglich hierher.«
    Ihr zitterten die Knie vor Erleichterung. »Ja, Sir«, sagte sie leise.

    Er trommelte mit den Fingern auf das Steuerrad und betrachtete das Haus. Dank einer Wahnsinnsfahrt war es ihm gelungen, Barbara noch zum Dreiuhrzug nach London zu bringen, und jetzt saß er vor dem Haus der Mowrey s und überlegte, wie er das bevorstehende Gespräch mit Tessa am besten angehen sollte. War nicht die Wahrheit trotz allem besser als das Schweigen? Hatte er nicht wenigstens das gelernt?
    Sie öffnete ihm selbst. Der besorgte Blick, den sie über die Schulter nach rückwärts warf, verriet ihm, daß er ungelegen kam.
    »Die Kinder sind gerade von der Schule gekommen«, erklärte sie, während sie hinaustrat und die Tür hinter sich zuzog. Sie zog die Wolljacke fest um ihren schlanken Körper, der wie der eines Kindes wirkte. »Haben Sie ... Wissen Sie etwas von meinem Mann?«
    Jetzt erst wurde ihm klar, daß es falsch gewesen war, zu erwarten, sie würde nach ihrer Tochter fragen. Tessa hatte der Vergangenheit wirklich Lebewohl gesagt, hatte einen sauberen Schnitt gemacht und sie zurückgelassen.
    »Sie müssen sich an die Polizei wenden, Mrs. Mowrey.«
    Sie wurde blaß. »Er kann doch nicht - niemals ...«
    »Sie müssen die Polizei anrufen.«
    »Ich kann nicht. Ich kann nicht«, flüsterte sie verzweifelt.
    »Er ist nicht bei seinen Eltern in London, nicht wahr?«
    Sie schüttelte einmal kurz den Kopf und wich seinem Blick aus.
    »Haben Sie überhaupt etwas von ihm gehört?«
    Wieder Kopfschütteln.
    »Ist es dann nicht am besten, nach ihm zu suchen?« Als sie nichts sagte, nahm er ihren Arm und führte sie behutsam den Gartenweg hinunter zur Einfahrt. »Warum hat William all die Schlüssel aufbewahrt?«
    »Was für Schlüssel?«
    »Ein ganzer Kasten voller Schlüssel stand auf dem Bord in seinem Schrank. Aber sonst gibt es im ganzen Haus nirgends einen Schlüssel. Wissen Sie, warum das so ist?«
    Sie senkte den Kopf, drückte eine Hand an die Stirn.
    »Ach, die. Das hatte ich vergessen«, murmelte sie. »Ich ... Es war wegen Gillians Wutanfall.«
    »Wann war das?«
    »Sie muß sieben gewesen sein. Nein, sie war fast acht. Das weiß ich, weil ich damals mit Roberta schwanger war. Es war so eine Szene, die plötzlich entsteht und dann fürchterliche Formen annimmt; später, wenn die Kinder erwachsen sind, erinnert man sich und lacht darüber. Ich kann mich erinnern, daß William beim Essen sagte: ›Gilly, heute abend lesen wir in der

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