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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zu zerstören, die seinem Leben Sinn gab.
    Als er sich plötzlich die Hand auf den Mund drückte und in Richtung zum Badezimmer davonstolperte, nahm Lynley die Gelegenheit wahr und betrachtete die Bilder, die er zurückgelassen hatte. In den Studien, die zu vernichten der Künstler nicht über sich gebracht hatte, erkannte er den Ursprung.
    Es waren Studien aus allen möglichen Blickwinkeln, Kohle, Bleistift, Pastell und Aquarell. Bewegung, Leidenschaft und Begehren waren in ihnen festgehalten, und sie zeugten alle von der Seelenqual des Malers. Sie zeigten alle Stepha Odell.
    Als Lynley den Mann zurückkommen hörte, riß er sich von der Betrachtung der Bilder und dessen, was sie ihm sagten, los. Statt dessen zwang er sich, Farmington wirklich wahrzunehmen, und erkannte plötzlich in ihm sein eigenes Spiegelbild, sein zweites Selbst, ja den Menschen, zu dem er werden konnte, wenn er es so wollte.

    Vom King's-Cross-Bahnhof fuhr Barbara mit der Northern Line zur Warren Street. Von dort waren es nur wenige Minuten zu Fuß zum Fitzroy Square. In dieser Zeit versuchte sie, eine Strategie auszuarbeiten.
    Es lag auf der Hand, daß Gillian Teys in die ganze Sache tief verstrickt war, doch es würde äußerst schwierig sein, das zu beweisen. Wenn sie die Cleverneß besaß, elf Jahre lang spurlos verschwunden zu bleiben, dann war sie zweifellos auch raffiniert genug, um für die fragliche Nacht ein sicheres Alibi parat zu haben. Es schien Barbara der beste Weg zu sein - immer vorausgesetzt, Nell Graham war tatsächlich Gillian Teys und war aufgrund der spärlichen Informationen, die sie hatte, auffindbar -, ihr keinerlei Wahl zu lassen; sie wenn nötig zu verhaften, um sie noch am selben Abend nach Keldale bringen zu können. Sie ließ sich alles, was man über Gillian gesagt hatte, noch einmal durch den Kopf gehen: ihr unsoziales Verhalten, ihre sexuelle Promiskuität, ihre Fähigkeit, beides hinter einer Maske engelhafter Lieblichkeit zu verbergen. Mit einer so gerissenen Person konnte man nur auf eine Art umgehen: knallhart.
    Der Fitzroy Square - ein hübsch saniertes Fleckchen von Camden Town - war ein ungewöhnlicher Ort für ein Heim für streunende Jugendliche. Vor zwanzig Jahren, als der Platz noch das triste Nachkriegsbild verfallender Häuser und schmutziger Bürgersteige geboten hatte, hätte man sich nicht gewundert, hier ein Heim für die Gestrandeten zu finden. Aber jetzt, wo der Platz ein ganz neues, frisches Gesicht hatte, wo die gepflegte Grünanlage in seiner Mitte sorgsam eingezäunt war, um die Penner fernzuhalten, wo jedes Haus frisch gestrichen war und jede sauber lackierte Tür im Abendlicht glänzte, konnte man sich kaum vorstellen, daß hier noch immer die von der Gesellschaft Vergessenen und Ausgestoßenen, die Geängstigten und die Gequälten ihre Zuflucht fanden.
    Testament House war in einem hohen, schmalen Gebäude untergebracht, an dessen Fassade ein Gerüst aufgezogen war. Ein Müllcontainer voller Mörtelbrocken, leerer Farbeimer und Kartons zeugte davon, daß man den renovierten Nachbarhäusern nicht länger nachstehen wollte. Die Haustür war offen, obwohl es empfindlich kühl geworden war, und aus dem Inneren war Musik zu hören; nicht die wilden Rock-and-Roll-Klänge, die man in einem Heim für verwahrloste Jugendliche erwartet hätte, sondern die klaren und präzisen Töne einer klassischen Gitarre. Ein Duft nach Tomatensoße und Gewürzen drang bis auf die Straße heraus.
    Barbara stieg die zwei Stufen hinauf und trat ins Haus. In dem langen Flur lag ein alter roter Läufer, der an manchen Stellen so abgetreten war, daß die Holzdielen darunter durchschimmerten. Die Wände waren kahl bis auf mehrere Anschlagbretter mit Informationen über Arbeitsmöglichkeiten, mit hinterlassenen Nachrichten und verschiedenen Bekanntmachungen. Zwei große Pfeile wiesen wie zur Ermutigung auf ein Verzeichnis der von der nahe gelegenen Universität angebotenen Kurse hin. An einem Brett hingen Listen der nächsten Krankenhäuser und Kliniken, von Drogen- und Familienberatungsstellen, und am unteren Rand des Bretts waren Abreißzettel mit der Nummer einer Telefonberatungsstelle für Suizidgefährdete angebracht.
    »Hallo«, rief eine Frau Barbara freundlich zu. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Barbara drehte sich um. Die rundliche ältere Frau beugte sich über einen Empfangstisch und schob eine Hornbrille nach oben auf ihr graues Haar. Ihr Lächeln war entgegenkommend, doch es trübte sich, als Barbara ihren

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