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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wettmachen. Cremefarbene Wände und bunte Teppiche, weiße Vorhänge an den Fenstern, vor denen liebevoll gepflegte Topfpflanzen standen, Bücher, Fotoalben, eine kleine Stereoanlage, eine Sammlung Schallplatten in einem niedrigen Regal, das sich an einer Wand entlangzog. Der Raum war spärlich möbliert, doch jedes einzelne Stück war offensichtlich mit einem Blick für Schönheit und gute Arbeit ausgesucht worden.
    Jonah Clarence stellte seine Gitarre ab und ging zur Schlafzimmertür.
    »Nell?« rief er.
    »Ich wollte mich nur rasch umziehen, Darling. Ich bin sofort fertig.« Die Stimme war heiter.
    Er sah Barbara an. Sie sah, daß sein Gesicht grau geworden war.
    »Ich würde gern reingehen -«
    »Nein«, sagte Barbara. »Warten Sie hier. Bitte, Mister Clarence«, fügte sie hinzu, als sie sah, daß er sich nicht abhalten lassen wollte.
    Mit schwerfälligen Bewegungen, als wäre er in den letzten zwanzig Minuten um Jahre gealtert, ging er zu einem Sessel und setzte sich, die Augen auf die Tür geheftet. Die Geräusche hinter ihr wurden von fröhlichem Summen begleitet. Schubladen wurden geöffnet und geschlossen. Eine Schranktür knarrte. Das Summen hörte auf. Schritte näherten sich. Die Tür ging auf, und Gillian Teys war von den Toten zurückgekehrt.
    Sie sah aus wie ihre Mutter, trug aber ihr blondes Haar sehr kurz, fast wie das eines Jungen, so daß sie wie eine Zehnjährige wirkte. Auch ihre Kleidung betonte das Kindhafte. Sie trug einen Schottenrock, einen dunkelblauen Pullover und schwarze Schuhe mit Kniestrümpfen. Sie wirkte so, als käme sie gerade von der Schule.
    »Jonah, ich -« Sie verstummte, als sie Barbara sah. »Jonah? Ist etwas ...« Es schien, als hätte sie zu atmen aufgehört. Sie tastete nach dem Türknauf hinter sich.
    Barbara trat einen Schritt auf sie zu.
    »Scotland Yard, Mrs. Clarence«, sagte sie sachlich. »Ich würde Ihnen gern einige Fragen stellen.«
    »Fragen?« Sie griff sich mit der Hand an den Hals. Ihre blauen Augen verdunkelten sich. »Worüber?«
    »Über Gillian Teys«, antwortete ihr Mann. Er hatte sich nicht aus seinem Sessel gerührt.
    »Wer?« fragte sie leise.
    »Gillian Teys«, wiederholte er ruhig. »Ihr Vater wurde vor drei Wochen in Yorkshire ermordet, Nell.«
    Sie wich zur Tür zurück. »Nein.«
    »Nell -«
    »Nein!« Ihre Stimme wurde lauter.
    Barbara trat noch einen Schritt näher.
    »Bleiben Sie weg von mir! Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich kenne keine Gillian Teys.«
    »Geben Sie mir das Bild«, sagte Jonah zu Barbara und stand auf. Sie reichte es ihm. Er ging zu seiner Frau und legte seine Hand auf ihren Arm. »Das ist Gillian Teys«, sagte er, doch sie wandte den Kopf ab.
    »Ich weiß nichts, ich weiß nichts!« Ihre Stimme war schrill vor Angst.
    »Sieh es dir an, Darling.« Behutsam drehte er ihr Gesicht dem Foto zu.
    »Nein!« schrie sie, riß sich von ihm los und floh ins andere Zimmer.
    Eine Tür flog krachend zu. Ein Riegel wurde vorgeschoben.
    Wunderbar, dachte Barbara. Sie drängte sich an dem jungen Mann vorbei und ging zur Badezimmertür. Drinnen war es still. Sie rüttelte am Knauf. Sei hart! Sei aggressiv!
    »Mrs. Clarence, kommen Sie heraus.« Schweigen. »Mrs. Clarence, hören Sie mir zu. Man beschuldigt Ihre Schwester Roberta dieses Mordes. Sie ist in der Nervenheilanstalt Barnstingham. Sie hat seit drei Wochen nicht ein einziges Wort gesprochen, außer daß sie behauptete, ihren Vater ermordet zu haben. Ihr Vater wurde geköpft, Mrs. Clarence.« Wieder rüttelte Barbara am Türknauf. »Geköpft, Mrs. Clarence. Haben Sie mich gehört?«
    Von drinnen kam ersticktes Wimmern, der klägliche Laut eines von Angst gepeinigten verwundeten Tieres. Dann folgte ein entsetzter Schrei. »Ich hab' ihn dir doch dagelassen, Bobby! O Gott, hast du ihn verloren?« Dann wurde jeder Wasserhahn im Bad voll aufgedreht.

14
    Sauber. Sauber! Muß es tun. Muß sauber werden. Schnell, schnell, schnell. Jetzt passiert es, wenn ich nicht sauber werde. Schreien, Klopfen, Schreien, Klopfen. Laut, laut. Unaufhörlich, ohne Ende. Schreien, Klopfen. Aber sie werden beide weggehen - lieber Gott, sie müssen weggehen - wenn ich erst sauber bin. Sauber. Sauber.
    Heißes Wasser. Sehr, sehr heiß. Dampf in dicken Wolken. Fühl's auf dem Gesicht. Atme ihn tief ein. Damit ich sauber werde.
    »Nell!«
    Nein, nein, nein!
    Schranktür auf. Griffe glitschig. Mach schon auf. Zieh schon auf. Hände zittern. Such sie, such sie. Gut versteckt unter den Handtüchern. Steife, harte

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