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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gerade aus dem Bahnhofsrestaurant kam, kaute noch, schluckte, wischte sich den Mund mit einer Papierserviette, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Er schaffte es, sich gleichzeitig einmal mit dem Kamm durch das dicke dunkle Haar zu fahren, seine Krawatte zurechtzurücken und einen prüfenden Blick auf seine Schuhe zu werfen. Dann stand er vor ihnen.
    »Hatten Sie eine angenehme Reise, Mylord?« fragte er und reichte Lynley einen Bund kleiner Schlüssel. »Der Wagen steht gleich draußen vor dem Bahnhof.« Er lächelte zuvorkommend, doch Barbara fiel auf, daß er Lynleys Blick mied.
    Lynley musterte seinen Diener kritisch. »Caroline«, sagte er nur.
    Denton sperrte erstaunt die runden Augen auf.
    »Caroline, Milord?« wiederholte er mit Unschuldsmiene, warf jedoch einen hastigen Blick zum Bahnhofsrestaurant.
    »Verschonen Sie mich mit dem Getue. Wir müssen noch ein paar Dinge klären, ehe Sie Ihren Urlaub antreten. Das ist übrigens Sergeant Havers.«
    Denton schluckte einmal krampfhaft und nickte Barbara zu. »Freut mich, Sergeant«, sagte er und wandte sich wieder Lynley zu. »Mylord?«
    »Tun Sie nicht so servil. Zu Hause sind Sie doch auch nicht so, und in der Öffentlichkeit finde ich es nur schauderhaft peinlich.«
    Ungeduldig nahm Lynley seine schwarze Reisetasche von einer Hand in die andere.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Denton seufzend und ließ das Theater sein. »Caroline ist im Restaurant. Ich hab' ein Haus in Robin Hood's Bay gemietet.«
    »Wie romantisch«, stellte Lynley trocken fest. »Ersparen Sie mir die Einzelheiten. Aber sagen Sie ihr, sie soll Lady Helen anrufen und sie beruhigen. Sie wähnt Sie beide nämlich schon auf dem Weg nach Gretna Green.«
    Denton lachte. »Natürlich, Sir. Das erledigen wir sofort.«
    »Danke.« Lynley holte seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Kreditkarte. »Hier«, sagte er und gab sie Denton. »Aber kommen Sie ja nicht auf dumme Gedanken. Das ist nur für den Wagen. Ist das klar?«
    »Vollkommen«, versicherte Denton.
    Er blickte über die Schulter zum Bahnhofsrestaurant, wo eine hübsche junge Frau vor der Tür stand und zu ihnen herüberschaute. Sie war so elegant gekleidet und so elegant frisiert wie ihre Arbeitgeberin. Der reine Lady-Helen-Abklatsch, dachte Barbara verächtlich. Wahrscheinlich Voraussetzung dafür, daß man die Stellung überhaupt bekam. Der einzige echte Unterschied zwischen Caroline und der hochwohlgeborenen Lady war ein gewisser Mangel an Selbstsicherheit, der sich in der etwas verkrampften Art ausdrückte, wie Caroline ihre Handtasche umklammert hielt - mit beiden Händen, als hätte sie die Absicht, sie als Abwehrwaffe einzusetzen.
    »Ist das dann alles, Sir?« fragte Denton.
    »Ja, das wär's«, antwortete Lynley und rief dem Davoneilenden nach: »Und seien Sie vorsichtig, ja?«
    »Keine Sorge, Sir. Keine Sorge«, rief Denton munter zurück. Lynley sah ihm noch einen Moment nach, dann wandte er sich Barbara zu. »Ich denke, das war die letzte Unterbrechung. Gehen wir.« Damit führte er sie aus der Bahnhofshalle auf die Straße, wo ein schnittiger silberner Bentley sie erwartete.

    »Ich - hab' - die - gesamte - Info«, verkündete Hank Watson in vertraulichem Ton vom Nachbartisch. »Die gesamte Info, absolut zuverlässig aus erster Hand.« Zufrieden, die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen im Speisesaal zu haben, fuhr er fort: »Über das Baby in der Abtei. Jojo und ich haben uns heute morgen alles von Angelina erzählen lassen.«
    Simon sah seine Frau an.
    »Noch etwas Kaffee, Deborah?« fragte er höflich.
    Als sie ablehnte, schenkte er sich selbst ein, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem anderen Paar zuwandte.
    Hank und Jojo Watson hatten gleich die erste Gelegenheit beim Schopf gepackt, um mit den einzigen anderen Gästen von Keldale Hall Bekanntschaft zu schließen. Mrs. Burton-Thomas hatte das begünstigt, indem sie die beiden Paare an nebeneinanderstehende Tische in dem riesigen Speisesaal gesetzt hatte. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Gäste einander vorzustellen. Sie wußte, daß das gar nicht nötig war. Das stilvolle Interieur des großen holzgetäfelten Raumes verlor für die Amerikaner jegliches Interesse, sobald Simon St. James und seine Frau Deborah auftauchten.
    »Hank, vielleicht interessiert sie die Geschichte vom Baby gar nicht.« Jojo spielte mit ihrer goldenen Halskette, von der ein klimperndes Sammelsurium mehr oder weniger origineller Anhänger vom Mini-Mercedesstern bis zum

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