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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sich mit dem Jackenärmel zornig abwischte. Lynley spürte die ganze Gewalt ihres Hasses, als ihr Blick den seinen traf und ihr Mund sich verächtlich verzog. Es war, als sei man einer Krankheit preisgegeben, für die es keine Heilung gab.
    Einen Augenblick später kam MacPherson zu ihm an den Schreibtisch, legte ihm die Akte Nelson hin und sagte auf seine liebenswert brummige Art: »Das war klasse, mein Junge.« Dennoch hatte es bestimmt zehn Minuten gedauert, ehe seine Hände aufgehört hatten zu zittern, so daß er zum Telefon greifen und Helen anrufen konnte.
    »Gehen wir zusammen zu Mittag essen, mein Schatz?« hatte er sie gefragt.
    Sie hatte es sofort gemerkt. An seiner Stimme gehört.
    »Mit Freuden, Tommy. Simon ist heute mal wieder besonders erbarmungslos. Ich mußte mir den ganzen Vormittag die gräßlichsten Haarproben ansehen - wußtest du, daß sich tatsächlich etwas von der Kopfhaut löst, wenn man jemanden an den Haaren zieht? Ja, ein schönes Mittagessen ist jetzt genau das Richtige. Wie wär's mit dem Connaught ?«
    Dem Himmel sei Dank für Helen. Sie war ihm das ganze letzte Jahr eine wunderbare Freundin gewesen.
    Lynley schob die Gedanken an Helen beiseite und wandte sich wieder seiner Musterung Havers' zu. Sie erinnerte ihn ein klein wenig an eine Schildkröte. Besonders an diesem Morgen, als Helen ins Zimmer gekommen war. Das arme Ding war buchstäblich zu Eis erstarrt, hatte keine zehn Worte hervorgebracht und sich sofort unter ihren Panzer verkrochen. Ein merkwürdiges Verhalten. Als hätte sie von Helen etwas zu befürchten. Er kramte in seinen Taschen nach Zigarettenetui und Feuerzeug.
    Barbara blickte kurz auf und beugte sich gleich wieder mit unbewegtem Gesicht über den Bericht. Sie raucht nicht, sie trinkt nicht, dachte Lynley und lächelte ein wenig bitter. Nun, Sergeant, Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Ich bin nicht der Mann, der seine Laster vernachlässigt. Wenigstens im vergangenen Jahr habe ich es nicht getan.
    Er hatte die heftige Abneigung der Frau gegen ihn nie recht verstehen können. Natürlich gab es die Frage des Klassenunterschieds, aber, du lieber Gott, das war doch sonst für keinen ein solches Problem. Sie benahm sich ja, als verlange er jedesmal eine Huldigung von ihr, wenn er in ihre Nähe kam; etwas, das er im übrigen peinlichst vermieden hatte, seit sie zur uniformierten Polizei zurückversetzt worden war.
    Er seufzte. Was hatte sich Webberly nur dabei gedacht, als er beschlossen hatte, sie beide zusammenzuspannen? Der Superintendent war bei weitem der intelligenteste Mensch, dem er bei Scotland Yard je begegnet war; es war also anzunehmen, daß diese bizarre Partnerschaft das Produkt reiflicher Überlegung war. Don Quichote und Sancho Pansa, dachte er, während er zum regennassen Fenster hinaussah. Wenn ich jetzt nur noch feststellen kann, wer von uns Sancho Pansa ist, kommen wir bestimmt glänzend miteinander aus. Er lachte leise.
    Barbara Havers blickte neugierig auf, sagte aber nichts. Lynley lächelte. »Ich halte lediglich nach Windmühlen Ausschau«, sagte er.

    Sie waren beim Kaffee, Spülwasser in Plastikbechern, als Barbara vorsichtig die Frage nach dem Beil anschnitt.
    »Es ist nicht ein einziger Fingerabdruck darauf«, bemerkte sie.
    »Ja, das ist sonderbar, nicht?« meinte Lynley und stellte mit einer Grimasse den Plastikbecher weg. »Sie tötet ihren Hund, tötet ihren Vater, bleibt seelenruhig sitzen, bis die Polizei kommt, aber sie wischt alle Abdrücke von dem Beil. Unlogisch.«
    »Was glauben Sie, warum sie den Hund getötet hat, Inspector?«
    »Damit er nicht bellt.«
    »Ja, wahrscheinlich«, stimmte sie widerstrebend zu.
    Lynley merkte, daß sie gern mehr dazu gesagt hätte.
    »Was glauben Sie denn?«
    »Ich - ach, nichts. Sie haben wahrscheinlich vollkommen recht, Sir.«
    »Aber Sie sind anderer Ansicht. Heraus damit.« Sie sah ihn mißtrauisch an. »Sergeant?« mahnte er.
    Sie räusperte sich. »Ich dachte nur, daß der Hund wahrscheinlich gar nicht gebellt hätte. Ich meine - es war doch ihr Hund. Weshalb hätte er sie anbellen sollen? Ich kann mich täuschen, aber meiner Ansicht nach hätte er höchstens bei einem Fremden gebellt. Ein Fremder hätte ihn wohl eher zum Schweigen bringen müssen.«
    Lynley sah sie nachdenklich an. »Wenn er gesehen hat, wie das Mädchen seinen Vater umbrachte, könnte er doch gebellt haben.«
    »Aber -« Mit einer nervösen Bewegung strich Barbara sich das kurzgeschnittene Haar hinter die Ohren, was

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