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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie noch unattraktiver machte. »Aber sieht es nicht so aus, als wäre der Hund zuerst getötet worden?« Sie blätterte in den Unterlagen, die sie in den Hefter zurückgelegt hatte, und nahm eine der Fotografien heraus. »Teys ist über dem Hund zusammengebrochen.«
    Lynley studierte das Bild.
    »Das ist richtig. Aber das kann sie auch hinterher so arrangiert haben.«
    Barbaras scharfe kleine Augen weiteten sich erstaunt.
    »Das glaube ich nicht, Sir.«
    »Wieso nicht?«
    »Teys war einsneunzig groß.« Ungeschickt zog sie den Bericht wieder aus dem Hefter. »Er wog - ah, da steht's - er wog zweiundneunzig Kilo. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Roberta ein solches Gewicht überhaupt schleppen konnte. Und warum hätte sie etwas vortäuschen sollen, wenn sie doch sowieso gleich gestehen wollte? Außerdem muß der Tote stark geblutet haben. Wenn sie ihn wirklich rumgeschleppt hätte, müßten doch an den Wänden Blutspritzer sein. Aber es sind keine da.«
    »Gut beobachtet, Sergeant.« Lynley zog seine Lesebrille heraus. »Da muß ich zustimmen. Lassen Sie mich mal sehen.« Sie reichte ihm die ganze Akte. »Die Todeszeit wurde auf einen Zeitpunkt zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht fixiert«, sagte er mehr zu sich als zu Barbara. »Zum Abendessen hatte er Huhn und Erbsen gegessen. - Ist was, Sergeant?«
    »Nein, nein, Sir.«
    Er las weiter. »Barbiturate im Blut.« Mit gerunzelter Stirn sah er auf und starrte Barbara über die Lesebrille hinweg an, ohne sie wirklich zu sehen. »Kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, daß so ein Mann Schlaftabletten braucht. Morgens früh raus, den ganzen Tag harte Arbeit auf dem Hof, viel frische Luft, abends ein kräftiges Essen, und danach nickt man am Kamin zufrieden ein. Das ist doch das gängige ländliche Idyll. Wozu also Schlaftabletten?«
    »Er hatte sie anscheinend gerade erst geschluckt.«
    »Natürlich. Es ist kaum anzunehmen, daß er im Tiefschlaf in den Stall hinauswandelte.«
    Sie erstarrte bei seinem Ton und zog sich sofort wieder hinter ihren Panzer zurück.
    »Ich meinte nur -«
    »Verzeihen Sie«, unterbrach Lynley rasch. »Ich habe nur gescherzt. Das tue ich manchmal. Es löst die Spannung. Sie werden versuchen müssen, sich daran zu gewöhnen.«
    »Selbstverständlich, Sir«, antwortete sie mit steinerner Höflichkeit.

    Der Mann trat auf sie zu, als sie über die Fußgängerüberführung zum Ausgang gingen. Er war sehr groß und sehr mager, fahl und eingefallen, offensichtlich von Magengeschichten aller Art geplagt. Noch während er auf sie zukam, schob er eine Tablette in den Mund und zerkaute sie mit grimmiger Entschlossenheit.
    »Superintendent Nies«, sagte Lynley freundlich. »Sind Sie extra aus Richmond gekommen, um uns abzuholen? Das ist eine ziemlich weite Fahrt.«
    »Eine verdammt weite Fahrt, darum wollen wir gleich klare Verhältnisse schaffen, Inspector«, entgegnete Nies aggressiv. Er war direkt vor ihnen stehengeblieben und versperrte ihnen den Weg zur Treppe, die aus dem Bahnhof hinausführte. »Ich will Sie hier nicht haben. Das ist wieder mal so ein genialer Schachzug von Kerridge. Ich will damit nichts zu tun haben. Wenn Sie also was brauchen, dann holen Sie es sich aus Newby Wiske und nicht aus Richmond. Ist das klar? Ich will Sie nicht sehen. Ich will nichts von Ihnen hören. Wenn Sie hier raufgekommen sind, um Ihre private Vendetta zu führen, Inspector, können Sie gleich wieder umkehren. Für solche Dumme-Jungen-Spiele hab' ich keine Zeit.«
    Einen Moment lang war es vollkommen still. Barbara betrachtete Nies' griesgrämiges Gesicht und fragte sich, ob je ein Mensch in solchem Ton mit Lord Asherton gesprochen hatte.
    »Sergeant Havers«, sagte Lynley milde, »ich glaube, Sie haben Superintendent Nies noch nicht kennengelernt. Er ist der Leiter der Polizeidienststelle Richmond.«
    Sie hatte noch nie erlebt, daß jemand einen Gegner so elegant und absolut wohlerzogen in die Schranken gewiesen hatte.
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Sir«, sagte sie pflichtschuldig.
    »Gehen Sie zum Teufel, Lynley«, fauchte Nies. »Und kommen Sie mir ja nicht in die Quere.«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und drängte sich durch die Menge zum Ausgang.
    »Gut gemacht, Sergeant.« Lynleys Stimme war voll heiterer Gelassenheit. Sein Blick glitt suchend über das Menschengewühl in der Bahnhofshalle. »Ah«, sagte er, »da ist Denton ja schon.« Er hob den Arm und winkte dem jungen Mann zu, der sich ihnen näherte.
    Denton, der

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