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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sich für uns alle was verändert.« Er starrte stumm auf seine Fingernägel.
    Sie waren sehr gepflegt, wie Lynley feststellte.
    Parrish hob den Blick und lächelte schon wieder strahlend. Das war sein Schutz, seine Abwehr gegen jede Emotion, die die dünne Wand seiner zur Schau getragenen Gleichgültigkeit zu sprengen drohte.
    »Als nächstes werden Sie wahrscheinlich fragen, wo ich mich in der fraglichen Nacht aufgehalten habe. Ich würde Ihnen liebend gern ein schönes Alibi präsentieren, Inspector. Mit der Dorfhure im Bett, wäre hübsch. Aber ich wußte leider nicht, daß unser gesegneter Bruder William an diesem Abend unter einem Beil sein Leben beschließen würde, darum saß ich nur hier und spielte Orgel. Ganz allein. Ich könnte höchstens sagen, daß jemand, der mich gehört hat, meine Worte bestätigen kann.«
    »So wie heute vielleicht?«
    Parrish überging die Frage und trank den letzten Schluck Whisky.
    »Als ich zu spielen aufhörte, ging ich zu Bett. Wiederum leider ganz allein.«
    »Wie lange leben Sie schon in Keldale, Mister Parrish?«
    »Ah, da wären wir also wieder am Anfang. Warten Sie.
    Es müssen jetzt fast sieben Jahre sein.«
    »Und vorher?«
    »Vorher, Inspector, lebte ich in York. Ich unterrichtete an einer Schule. Musik. Und falls Sie vorhaben sollten, in meiner Vergangenheit zu kramen, um vielleicht einen saftigen kleinen Skandal aufzustöbern, muß ich Sie enttäuschen. Ich wurde nicht entlassen. Ich ging aus eigenem Willen. Ich wollte aufs Land. Ich wollte Ruhe und Frieden.« Bei den letzten Worten wurde seine Stimme ein wenig schrill.
    Lynley stand auf. »Dann will ich Ihnen die jetzt geben. Guten Abend, Mister Parrish.«
    Als er aus dem Häuschen trat, setzte wieder die Musik ein - gedämpft diesmal; aber vorher verriet ihm noch der Klang splitternden Glases, wie Nigel Parrish sein Weggehen feierte.

    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, daß ich Sie heute abend in Keldale Hall zum Essen angemeldet habe«, sagte Stepha Odell. Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete Lynley nachdenklich. »Ja, ich glaube, ich habe genau das Richtige getan. Sie sehen aus, als könnten Sie das heute abend brauchen.«
    »Verfalle ich denn vor Ihren Augen?«
    Sie klappte das Rechnungsbuch zu und schob es auf das Bord hinter dem Empfangstisch.
    »Aber nein. Das Essen ist dort natürlich ausgezeichnet, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich für Sie reserviert habe. Keldale Hall ist ein beliebtes Ausflugsziel hier. Die Eigentümerin ist ein Original.«
    »Sie haben hier aber auch alles zu bieten, wie?«
    Sie lachte. »Alles, was das Leben an Abwechslung bereithält, Inspector. Möchten Sie etwas trinken, oder sind Sie noch im Dienst?«
    »Zu einem Glas Odell's würde ich nicht nein sagen.«
    »Gut.« Sie ging ihm voraus in den Aufenthaltsraum und trat hinter den Tresen. »Keldale Hall gehört der Familie Burton-Thomas. Keiner kennt sich in den Verwandtschaftsbeziehungen richtig aus, und Mrs. Burton-Thomas ist das ganz recht so. Ich bin überzeugt, sie hat selbst ein halbes Dutzend Kinder, von denen sie verlangt, daß sie sie ›Tante‹ nennen, ganz zu schweigen von den Nichten und Neffen, die im Hotel als Zimmermädchen, Hoteldiener und Küchenhilfen arbeiten.«
    »Klingt herrlich verschroben«, bemerkte Lynley.
    Sie schob ihm sein Bier über die Theke und zapfte sich auch eines.
    »Warten Sie nur, bis Sie die ganze Sippe kennenlernen. Mrs. Burton-Thomas nimmt das Abendessen immer mit ihren Gästen ein. Sie war hingerissen von der Vorstellung, daß Scotland Yard heute abend bei ihr speisen würde. Ich trau's ihr zu, daß sie jemanden vergiftet, nur um Sie bei der Arbeit zu sehen. Im Augenblick ist da drüben allerdings nicht viel los. Sie sagte mir, daß im Moment nur zwei Paare da sind. Ein amerikanischer Zahnarzt mit seiner Frau und zwei ›himmelblaue Turteltauben‹, wie sie sich ausdrückte.«
    »Mir scheint, das wird ein Abend, wie ich ihn mir gewünscht habe.«
    Mit dem Glas in der Hand ging er zum Fenster und blickte die gewundene kleine Straße hinunter, die zur alten Abtei führte. Viel konnte er nicht von ihr erkennen. Die Straße machte schon bald einen Knick nach rechts und verschwand unter dem schützenden Laubdach herbstlicher Bäume.
    Stepha gesellte sich zu ihm. Eine Zeitlang sprachen sie nichts. Dann sagte sie leise: »Sie waren wohl bei Roberta, nicht?«
    Er drehte den Kopf, weil er dachte, sie beobachte ihn, aber das war nicht der Fall. Ihr Blick war auf das Glas

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