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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Bett. Teys hatte Gillians Sachen vermutlich irgendwo in einem Koffer oder einer Truhe eingesperrt. Auf dem Boden vielleicht. Und der Schlüssel dazu mußte in diesem Kasten sein. Er suchte ohne Erfolg. Es waren lauter Türschlüssel. Eine merkwürdige Sammlung. Verärgert warf er sie wieder in den Kasten und verwünschte die Gründlichkeit des Mannes, der jede Erinnerung an die Existenz einer seiner Töchter mit soviel Entschlossenheit ausgelöscht hatte.
    Warum? fragte er sich. Was war das für ein Schmerz, der William Teys getrieben hatte, die Existenz des Kindes zu verleugnen, das er so geliebt hatte? Was konnte ihm das Mädchen angetan haben, um ihn zu einem solchen Akt der Vernichtung zu veranlassen? Während die Schwester verzweifelt versucht hatte, sie für sich zu retten, indem sie heimlich ihre Fotografien aufbewahrt hatte.
    Er wußte, was als nächstes kam. Auf dem Boden ist nichts, alter Junge. Zurück in ihr Zimmer. Du weißt, daß es dort ist. Vielleicht nicht unter der Matratze, aber es ist dort, das weißt du. Ihn schauderte bei dem Gedanken, was für Überraschungen vielleicht noch in diesem Zimmer warteten.
    Während er seine Kräfte für einen neuerlichen Angriff auf Robertas Zimmer sammelte, erreichte ihn von draußen fröhliches Pfeifen. Er ging zum Fenster.
    Ein junger Mann kam den Pfad vom High Kel Moor herunter, eine Staffelei über der Schulter, einen Holzkasten in der Hand. Es war Zeit, Ezra kennenzulernen.

    Sein erster Gedanke war, daß der Mann nicht so jung war, wie er aus der Ferne gewirkt hatte. Es muß das Haar gewesen sein, dachte Lynley. Es war von einem satten Blondton, und Ezra trug es länger, als der derzeitigen Mode entsprach. Aus der Nähe besehen, war Ezra ein Mann Mitte Dreißig, dem bei diesem Zusammentreffen mit dem Beamten von Scotland Yard offensichtlich nicht recht wohl war in seiner Haut. Seine ganze Haltung war abwehrend, und seine Augen verschleierten sich, wenn man ihn anschaute. Die Augen waren so tiefblau wie das mit Farbe bekleckste Hemd des Mannes. Er hatte zu pfeifen aufgehört, sobald er Lynley aus dem Haus kommen und über das Mäuerchen zur Weide hatte laufen sehen.
    »Ezra Farmington?« sagte Lynley freundlich.
    Farmington blieb stehen. Seine Gesichtszüge erinnerten Lynley an das Delacroix-Gemälde Chopins. Die gleichen gemeißelten Lippen, der Schatten eines Grübchens im Kinn, die dunklen Brauen - viel dunkler als das Haar -, die scharfe Nase, die das Gesicht dominierte, aber nicht von den anderen Zügen ablenkte.
    »Ja, stimmt«, antwortete er zurückhaltend.
    »Sie haben wohl oben im Moor ein wenig gemalt?«
    »Ja.«
    »Nigel Parrish erzählte mir, Sie betreiben Lichtstudien.«
    Dieser Name löste eine sofortige Reaktion aus. Die Augen verhüllten sich.
    »Und was erzählte Ihnen Nigel sonst noch?«
    »Daß er sah, wie William Teys Sie von seinem Land gescheucht hat. Sie scheinen sich jetzt frei darauf zu bewegen.«
    »Mit Gibsons Erlaubnis«, sagte Farmington kurz.
    »Ach ja? Davon sagte er mir gar nichts.«
    Lynley blickte ruhig zum Pfad hinauf. Er war steil und steinig, schlecht instand gehalten, zum Wandern aus Vergnügen wenig geeignet. Es mußte einem Maler schon sehr ernst sein mit seinem Vorhaben, wenn er es überhaupt auf sich nahm, dort hinaufzuklettern. Er wandte sich wieder Farmington zu. Das Nachmittagslüftchen, das über die Weiden strich, zauste sein Haar, und die Sonne setzte dem Honigblond Glanzlichter auf. Lynley begann zu begreifen, warum Farmington sein Haar lang trug.
    »Mister Parrish erzählte mir, daß Teys einige Ihrer Arbeiten vernichtete.«
    »Hat er Ihnen auch erzählt, was zum Teufel er an dem Abend hier draußen zu suchen hatte?« fragte Farmington. »Nein, garantiert nicht.«
    »Er sagte, er hätte Teys' Hund auf den Hof zurückgebracht.«
    Farmingtons Gesicht zeigte Ungläubigkeit.
    »Er hat den Hund zurückgebracht? Da kann man ja nur lachen.« Zornig trieb er die zugespitzten Füße seiner Staffelei in die weiche Erde. »Nigel versteht sich wirklich darauf, die Fakten zu manipulieren. Lassen Sie mich raten, was er Ihnen erzählt hat. Daß Teys und ich mitten auf der Straße einen Riesenkrach hatten, als er ganz arglos mit dem armen blinden Hund im Schlepptau dazukam.« Farmington fuhr sich erregt mit der Hand durchs Haar. Sein Körper war so angespannt, daß Lynley förmlich darauf wartete, ihn explodieren zu sehen. »Mensch, der Kerl treibt mich noch mal zu einer Wahnsinnstat.«
    Lynley zog interessiert eine Braue

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