01 - Im Netz der Luegen
er ihr nicht glauben, dass es ein Versehen gewesen war. Wenn er jetzt auch noch das Gefühl hätte, dass sie herumschnüffelte, brauchte sie sich wahrscheinlich gar keine Hoffnungen mehr zu machen, dass sich die Beziehung zwischen ihnen jemals bessern würde.
Unglücklich stand sie auf, fischte sich ein paar frische Sachen aus der Kommode und ging ins Bad.
Gestern Abend hatte er sich elegant aus der Affäre gezogen, hatte sich nicht überwinden können, sie an sich heranzulassen. Sie war enttäuscht gewesen, das hatte er natürlich gemerkt, aber es kostete ihn jedes Mal so viel Kraft, und er musste seine Kräfte einteilen, sie waren zu wertvoll, um sie einfach so zu verschwenden. Er hatte gehofft, sie heute zufriedenzustellen, indem er sich eine Weile mit ihr abgegeben hatte, doch inzwischen war ihm klar, dass er nicht so leicht davonkommen würde. Ständig musste sie ihn betatschen, er fühlte sich bedrängt und in die Enge getrieben. Doch es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sich heute Nacht etwas intensiver mit ihr zu beschäftigen, wenn er sie bei Laune halten wollte. Er lächelte. Gut, dass sie so naiv war, sich immer wieder von ihm einwickeln zu lassen, sie ließ sich von ihm dirigieren wie eine willenlose Marionette, und er war der Puppenspieler, der geschickt an den richtigen Fäden zog.
Cassy lag im Bett, hatte sich fest in die Decke eingerollt, doch sie konnte nicht einschlafen. Irgendwann hörte sie Jayden ins Zimmer kommen, er kramte einen Augenblick in der Kommode und ging wieder hinaus, vermutlich um zu duschen.
Es dauerte nicht lange, bis er zurück war, sie spürte, wie er die Decke anhob und sich ins Bett legte.
Sie lag auf der Seite, presste die Augen zu und bemühte sich, gleichmäßig zu atmen, doch auf einmal strich seine Hand sanft über ihr Haar.
»Cassy, ich weiß, dass du wach bist«, sagte er leise.
Mit angehaltenem Atem blieb sie still liegen, sagte nichts.
Er rutschte ein wenig zu ihr, zog vorsichtig die Decke ein Stück weg, und legte einen Arm um sie. Zärtlich küsste er ihren Hals, zog sie dichter an sich. Durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds konnte sie die Wärme seines Körpers spüren, und ihr Herz begann zu rasen.
»Ich wollte dich nicht so anschnauzen vorhin, es tut mir leid«, erklärte er und streichelte sanft über ihre Hüfte.
Seine Hand löste Milliarden kleiner elektrischer Impulse aus, die sich kribbelnd über ihren Körper ausbreiteten. Sie drehte sich um und schmiegte sich an ihn, verlangend presste er sie an sich und küsste sie, und innerhalb weniger Sekunden hatte er sie alles vergessen lassen, was ihr kurz zuvor noch auf der Seele gelegen hatte.
»Was war denn vorhin mit Cassy los?«, fragte Owen, während er sich auszog und sich dann zu Laura aufs Bett setzte.
»Keine Ahnung, ich schätze sie hat sich mit Jayden gestritten.«
Owen runzelte die Stirn. »Läuft da was zwischen den beiden?«
»Naja, so halb«, sagte Laura zögernd. »Cassy ist bis über beide Ohren in ihn verliebt, und ich glaube, er mag sie auch, aber er scheint sich wohl nicht so sicher zu sein, was er will.«
»Ich weiß nicht, Jayden macht zwar einen ganz netten Eindruck, aber irgendwie ist er mir nicht so ganz geheuer.«
»Wieso das denn?«
Schulterzuckend schaute Owen sie an. »Kein bestimmter Grund, einfach nur so ein Bauchgefühl. – Woher kam er eigentlich so plötzlich? Von der Arbeitsvermittlung?«
»Ja, Cassy hatte doch eine Stellenbeschreibung aufgesetzt und dort hingeschickt, und irgendwann hat er sich beworben«, erklärte Laura, »Aber ich muss sagen, ich bin froh, dass er da ist, er nimmt uns einiges an Arbeit ab und es ist längst nicht mehr so stressig wie vorher.«
»Der Stress dürfte jetzt wohl erst mal vorbei sein«, sagte Owen düster. »Ich hoffe, diese Sache wirkt sich nicht allzu sehr auf euer Geschäft aus.«
»Das hoffe ich auch, gerade jetzt, wo es anfing, ein bisschen besser zu laufen, muss so etwas passieren. – Ich frage mich, was für ein Mensch das sein muss, der so etwas tun kann.«
Bedrückt kuschelte Laura sich in Owens Arme. Er strich ihr tröstend übers Haar.
»Versuch nicht mehr dran zu denken, wir sind hier, damit ihr euch ein bisschen von dem Schock erholen könnt.«
Liebevoll küsste er sie, und Laura schlang ihre Arme um seinen Hals, streichelte zärtlich seinen Nacken. »Vielleicht könntest du mich ja ein bisschen ablenken?«
Als Cassy am nächsten Morgen erwachte, stand Jayden am Fenster und schaute
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