01 - Im Netz der Luegen
nachdenklich den Kopf. »Wie wäre es mit einer Art Neueröffnung?«
Laura runzelte die Stirn. »Neueröffnung?«
»Ja, du hast mir doch mal erzählt, dass ihr immer vorhattet, einen Pool zu bauen. Warum also jetzt nicht die Zeit nutzen dafür, und danach könnte ich nochmal eine neue Werbekampagne starten, ‚Baywood Hotel Neueröffnung – jetzt mit Pool‘ oder so etwas in der Art.«
»Ein Pool wäre nicht schlecht«, stimmte Jayden zu. »Viele Leute möchten nicht extra an den Strand gehen, sie mögen den Sand nicht oder sind einfach nur zu faul zum Laufen. Der Garten ist groß genug, da lässt sich in einer Ecke bestimmt Platz dafür finden.«
»Eben, normalerweise gehört ein Pool sowieso zu einem Urlaubshotel dazu«, betonte Owen, doch Laura bremste ihn.
»Und wovon sollen wir das bezahlen, habt ihr eine Ahnung, was so ein Pool kostet? Was denkt ihr, warum wir das nicht schon längst gemacht haben? Uns fehlt dafür das nötige Kleingeld.«
»Hm, wenn wir einen Teil der Arbeiten selbst übernehmen, kommt es wahrscheinlich gar nicht mal so teuer«, überlegte Jayden. »Ich könnte auf jeden Fall das Loch ausheben, das wird zwar eine Weile dauern, aber es ist schon mal ein Anfang. Es muss ja auch nicht gleich so ein riesiges Ding sein, ein kleines Becken tut es ja auch.«
»Du willst dich doch nicht ernsthaft da hinstellen und tagelang herumbuddeln?«, sagte Cassy entgeistert.
Jayden schmunzelte. »Warum nicht? Solange kaum Gäste da sind, habe ich sowieso nicht viel zu tun, und irgendwie muss ich mir ja meine Brötchen verdienen.«
Laura schüttelte den Kopf. »Trotzdem wird es immer noch einiges kosten, und wir haben jetzt sowieso Ebbe in der Kasse, also können wir das vergessen.«
Nachdenklich stützte Cassy den Kopf in die Hände. »Ich habe noch ein Sparkonto, das meine Eltern mir mal eingerichtet hatten, davon habe ich bis heute nichts angerührt. Da sind ungefähr 20.000 Dollar drauf, die könnten wir für den Pool verwenden.«
»Oh nein, das kommt gar nicht infrage«, wehrte Laura sofort energisch ab. »Du wirst das Geld schön aufheben, wenn hier wirklich alles den Bach runtergeht, wirst du es vermutlich noch brauchen.«
»Laura, wir haben hier so viel Zeit und Arbeit investiert, und wenn wir mit diesem Geld eine Chance haben, unseren Traum nicht aufgeben zu müssen, bin ich gerne bereit, es herzugeben«, erklärte Cassy ernst.
»Sie hat recht«, stimmte Owen zu. »Es wäre auf jeden Fall eine sinnvolle Investition. Wenn Jayden wirklich bereit ist, einen Teil der Arbeiten zu übernehmen, wird sicher noch ein ganzer Teil von dem Geld übrig bleiben.«
Unsicher schaute Laura ihre Freundin an. »Und du würdest das wirklich tun?«
Cassy nickte bestimmt.
»Ja, ich werde morgen zur Bank fahren und das Geld holen.«
Irgendwann gegen zweiundzwanzig Uhr räumten sie gemeinsam das Geschirr ab, danach verschwanden Laura und Owen schmusend nach oben.
»Wir sollten auch schlafen gehen«, schlug Jayden vor, und Cassy nickte.
Zusammen stiegen sie die Treppe hinauf und blieben vor ihrer Zimmertür stehen.
Sehnsüchtig schaute sie ihn an, zögerte, hätte ihn so gerne gebeten, bei ihr zu schlafen.
Ihre Blicke trafen sich, seine Augen waren dunkel, ein Anflug von Unsicherheit lag darin.
»Jayden …«, flüsterte sie zaghaft.
»Ich weiß«, sagte er leise, »ich weiß.«
Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich hinüber in sein Zimmer, drückte leise die Tür hinter ihnen ins Schloss und küsste sie sanft.
Sekunden später lagen sie nebeneinander im Bett, und Jayden zog sie behutsam in seinen Arm.
»Lass uns schlafen«, murmelte er, und zufrieden kuschelte Cassy sich an ihn.
Nach einer Weile verrieten ihre regelmäßigen Atemzüge ihm, dass sie eingeschlafen war. Vorsichtig löste er sich von ihr und stand auf, stellte sich ans Fenster und starrte in die Dunkelheit.
Es war ein gutes Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, es war so befriedigend, ihre ahnungslosen Gesichter zu beobachten und zu sehen, wie sie ihm aus der Hand fraßen. Sein Blick fiel aufs Bett, mit einem zynischen Grinsen betrachtete er ihre schlafende Silhouette, die sich in der Dunkelheit kaum sichtbar abzeichnete. Sie war ja so berechenbar, wie eine Spielfigur schob er sie elegant von einem Feld zum nächsten, genau dort hin, wo er sie haben wollte. Er war der unbesiegbare Großmeister in einem perfekt inszenierten, menschlichen Schachspiel, und sie war seine Königin, die er mit eiskalter Kalkulation für seine Zwecke
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