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01 - komplett

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Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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plötzlich brennender Schmerz durchbohrte, wem seine Argumente wirklich galten.
    „Ich habe Belle geliebt. Du hast keine Ahnung, wie es ist, jemanden zu verlieren, den man liebt, Lucas. Keine Ahnung.“
    „O doch.“ Aber er sagte das so leise, dass Will ihn nicht hören konnte. Er wandte sich ab, um die Abendkleidung seines Freundes herauszulegen.
    „Wie lief es mit der Musik?“, erkundigte sich Rowan.
    Penny zuckte mit den Schultern. „Wie üblich. Ich habe ganz gut gespielt.“
    „Und der Gesang?“
    „Ich habe geflüstert – wie üblich.“ Sie spielte mit ihrem Retikül herum, leerte schließlich den Inhalt aufs Bett und begann ihre Habseligkeiten durchzusehen.

    Rowan versuchte aus ihrer Miene schlau zu werden, doch Penny wich ihrem Blick aus.
    „Wie geht es Alice und Kate? Und natürlich Dorritt und Charles?“
    „Sehr gut, sie genießen ihren Urlaub. Schau – dein Organzakleid ist wieder sauber.“
    Es hatte noch drei Mal gespült werden müssen und dann sorgfältig gebügelt, aber jetzt war es wieder wie neu. Die Arbeit hatte ihr gestattet, etwas ruhiger über Lucas nachzudenken. Denn wegen des Geheimnisses um Lady Danescroft lag es irgendwie nahe, überall Geheimnisse zu wittern. In Wirklichkeit gab es gar kein Geheimnis, und Lucas wollte sich nur einfach nicht auf eine Frau einlassen. Er hatte sicher bemerkt, dass sie sich in ihn verli... nein, dass er ihr nicht gleichgültig war. Mehr konnte er doch sicher nicht erkennen, oder? Aber das sah er, und so wurde er aktiv, um sie wissen zu lassen, dass es nur ein Flirt war, mehr nicht.
    Während Penny das Kleid bewunderte, ließ Rowan die Gedanken zu ihm zurückwandern. Es war ihre Pflicht, sich gut zu verheiraten. Früher oder später würde sie einen Mann finden, einen passenden Gentleman, den Papa billigte und den sie so weit respektieren konnte, um ihn zu heiraten. Sie brauchte ihn nicht zu lieben. Viele würden sagen, es sei eher von Vorteil, wenn sie es nicht tat. Und im Herzen würde sie das Bild jenes Mannes tragen, den sie liebte. So hoffnungslos.
    „Hast du etwas gesagt?“ Penny sah auf.
    „Was? Nein. Nur ein Schluckauf.“
    Sie würde auf den Ball gehen und ihren wunderbaren Abend mit Lucas verleben.
    Und um Mitternacht wäre alles vorbei, genau wie bei Aschenputtel. Nur dass sie ihr Herz zurücklassen würde, nicht ihren Schuh.
    „Rowan?“ Penny beobachtete sie stirnrunzelnd. „Du siehst traurig aus. Was ist denn los?“
    „Nichts.“ Sie zwang sich zu lächeln.
    „Du bist müde, und bestimmt langweilt dich das alles. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du bei mir bist, weißt du?“
    „Wie steht es denn mit Lord Danescroft? Mal ganz ehrlich.“
    „Wenn ich doch bloß nicht so schüchtern wäre.“ Penny blickte auf ihre ineinander verschlungenen Hände. „Wenn ich nur den Mut hätte zu sagen, was ich wirklich will.“
    „Es geht um den Rest deines Lebens, Penny. Du musst ehrlich sagen, was du empfindest. Ich kann dir nicht helfen. Das habe ich jetzt erkannt. Lord Danescroft hat nichts an sich, wogegen dein Vater Einwände erheben könnte, und ich glaube wirklich, dass er sich überhaupt nichts zuschulden hat kommen lassen – nur, dass er bei seiner ersten Frau eine sehr schlechte Wahl getroffen hat.“
    „Ja.“ Penny atmete tief durch. „Ich werde mein Bestes tun. Und jetzt erzähl, was willst du morgen Abend anziehen?“

8. KAPITEL
    25. Dezember
    „Meine Damen und Herren, Miss Daisy Lawrence!“
    Rowan blieb oben an der Treppe des Ballsaals stehen und blinzelte. Im Raum tummelten sich die Dienstboten, die im Haus tätig waren, die Kutscher und Gärtner, die Arbeiter auf dem Gutshof und die Leute aus dem Dorf, die mit Tollesbury Court auf irgendeine Weise zu tun hatten. Diejenigen, die verheiratet waren, hatten ihre Ehepartner und die erwachsenen Kinder mitgebracht. Es herrschte beinahe dasselbe hektische Gedränge wie auf einem Gesellschaftsball, der Lärmpegel war mit Sicherheit genauso hoch.
    Aber die Gäste sind entschieden anders, erkannte sie, als sie die Treppe hinunterschritt. Es gab die höheren Dienstboten, die wie sie die abgelegten guten Kleider ihrer Herrschaft trugen und gepflegt und selbstsicher waren. Das niedere Hauspersonal war einfacher gekleidet und benahm sich ein wenig linkisch, fühlte sich in den vertrauten Räumlichkeiten aber doch zu Hause.
    Die Außenarbeiter, meist wettergegerbt und mit rotem Gesicht, wirkten in ihren Sonntagsgewändern steif und stolz. Unter sie mischten sich die Händler und

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